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2084 - Noras Welt (German Edition)

2084 - Noras Welt (German Edition)

Titel: 2084 - Noras Welt (German Edition)
Autoren: Jostein Gaarder
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September, der je gemessen wurde, und allein in den USA wurden über tausend neue Hitzerekorde aufgestellt. Viele Symptome der globalen Erwärmung haben sich deutlich früher gezeigt, als die pessimistischsten Berechnungen der Klimaforscher hätten erwarten lassen. Millionen von Menschen leiden schon unter den Folgen einer Entwicklung, vor der wir noch vor wenigen Jahren nur gewarnt haben. Wir erleben immer häufiger Beispiele zerstörerischer Klimakatastrophen wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Waldbrände, Menschen müssen fliehen …«
    »Ich weiß.«
    »… und trotzdem kann die Welt sich einfach nicht darauf einigen, die CO 2 -Emissionen zu drosseln. Die Öl fördernden Staaten bringen es nicht über sich, die letzten Tropfen Öl dort zu lassen, wo sie sind. Die Reichsten der Reichen sind nicht bereit, auch nur ein paar ihrer Privilegien aufzugeben. Und je länger wir warten, bis wir endlich aktiv werden, desto teurer wird die Umkehr.«
    »Solche Katastrophen kosten doch sicher schon jetzt eine Menge?«
    »Natürlich. Noch vor wenigen Jahren hieß es, wir wären die erste Generation, die das Klima auf der Erde beeinflusst, und zugleich die letzte, die nicht den Preis dafür bezahlen muss. Und nun trifft das schon nicht mehr zu. Ich habe die Klimanot mit eigenen Augen gesehen, ich habe Dürrekatastrophen erlebt, habe sterbende Kinder auf dem Arm gehalten … Es tut so weh, Nora. Weil nicht die Natur tötet, sondern wir, die Menschen.«
    »Wenn ich mit der Schule und der Ausbildung fertig bin, will ich vielleicht auch in die Entwicklungshilfe.«
    »Vielleicht kannst du mich irgendwann mal begleiten. Aber ich möchte dich auch schon vorher treffen.«
    »Vielleicht bin ich gar keine so lustige Bekanntschaft, wie Benjamin wohl meint. Na ja, wenigstens beiße ich nicht.«
    »Ich fahre nächste Woche zurück nach Norwegen. Bist du ab und zu in Oslo?«
    »Schon. Du könntest nur …«
    »Ja?«
    »Also ich hab einen Freund, der heißt Jonas …«
    »Das weiß ich. Von dem hab ich auch gehört.«
    »Dann finde ich, er ist zu weit gegangen.«
    »Wer?«
    »Benjamin. Er hätte sich doch ein bisschen mehr an seine Schweigepflicht halten sollen.«
    »So schlimm ist das doch nicht, Nora. – Und was war es jetzt, was du mir eigentlich erzählen wolltest?«
    »Jonas und ich, wir haben in der Schule eine Umweltgruppe gegründet, übrigens auf Anregung von Benjamin. Und wenn du jetzt aus Oslo hierherkommen könntest, um von deinen Erlebnissen in Afrika zu berichten, würde bestimmt die halbe Schule zuhören. Wir dürften wahrscheinlich die Aula benutzen, und wenn nicht, besetzen wir sie eben. Du könntest von den Opfern der globalen Erwärmung erzählen. Vielleicht hast du ja auch Fotos und ein paar Geschichten.«
    »Ich komme gern, Nora.«
    »Es muss aber abends sein. Und danach kannst du bei uns übernachten. Du glaubst nicht, was für wunderbare Eintöpfe mein Vater macht. Meine Mutter ist keine so gute Köchin, aber in Nachtischen ist sie auch nicht schlecht.«
    »Das klingt ja sehr verlockend.«
    »Wir haben außerdem ein kleines Gästezimmer mit einem riesigen Sofa und siebzehn verschiedenen Kissen.«
    »Siebzehn verschiedene Kissen?«
    »Und auf jedes ist eine Szene aus einem Märchen gestickt. Auf einem gibt es ein wunderbares Bild von Aladin in der Höhle, in der er die Wunderlampe findet. Viele wissen nicht, dass Aladin außerdem einen magischen Ring hatte, aber gerade der Ring steht bei der Stickerei im Mittelpunkt, und mit dem Tag heute hat er auch zu tun, aber das erzähl ich dir alles, wenn wir uns sehen. Bist du übrigens schon mal auf einem Dromedar geritten?«
    »Schon oft, Nora.«
    »Ich nur einmal. Benjamin hat mir geraten, mich mit arabischen Menschen zu treffen, und das hab ich dann auch getan.«
    »Wo denn?«
    »In meinem Kopf – aber ich höre schon meinen Vater unten in der Küche, gleich wird er die Treppe hochkommen. Er bringt mir belegte Brote und Tee und glaubt, dass er mich wecken muss. Wie gesagt, ich erzähl dir mehr, wenn du hier bist. Ich freu mich schon drauf. Aber jetzt muss ich so tun, als ob ich schlafe.«
    »Ja, solche Spiele muss man mitspielen.«
    »Oder soll ich ihm einfach sagen, dass Ester Antonsen angerufen hat, um mir zum Geburtstag zu gratulieren? Wäre dir das recht?«
    »Natürlich, klar. Was mich betrifft, hast du bestimmt keine Schweigepflicht.«
    »Dann einen schönen Tag noch!«
    »Dir auch, Nora. Heute ist dein Tag!«

EINE VON VIELEN MÖGLICHKEITEN,
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