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2079 - Die Genetiker von Rynkor

Titel: 2079 - Die Genetiker von Rynkor
Autoren: Unbekannt
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befürchten, daß Kitodd Skitti auch noch das Lied der schwarzen Trauer von sich geben würde.
    Um das zu verhindern, wickelte Lalee Lirli hastig ihren Hals um seinen und begann sich zu einer zarten Flötenmelodie aus ihrer angeschwollenen Kehle zu wiegen. Kitodd Skitti war nicht so schnell zu besänftigen, aber er konnte sich der Geliebten nicht dauerhaft entziehen. Keine sang wie sie. Sie war die Schönste von allen. „Warum wollen wir keine eigene Brut?" zirpte Lalee, als Kitodd endlich nachgab und sich mit ihr wiegte.
    Sein Hals färbte sich eine Spur dunkler; die Vorstellung schien ihn zu erregen. „Haben wir denn die Zeit?" wandte er ein. „Genausoviel, wie wir für das Klonen benötigen", gab Lalee zurück. „Ich weiß, daß wir es schaffen können. Wir sind so hervorragend kompatibel ... gesund ... kräftig ..."
    Sein Federkamm stellte sich auf, und an den Spitzen waren bereits die ersten Verfärbungen zu erkennen. Wenn er tatsächlich in Hochzeitsstimmung geriet, würden sich die Federn in den schillerndsten Regenbogenfarben zeigen, und am hinteren verkümmerten Schwanzansatz würden ebenfalls lange, fein gefiederte Federn sprießen, die er zu einem Rad würde schlagen können. Eine Vorstellung, die ihm immer besser gefiel, je länger er darüber nachdachte. „Was würde ich nur ohne dich machen, mein Nestwärmer?" flüsterte er und knabberte liebevoll an ihrem Nacken.
     
    *
     
    Lalee mußte erst einmal abwarten und sich gedulden, Kitodd Skitti war zu sehr abgelenkt -und kam nicht in die richtige Stimmung.
    Jeden Tag prüfte sie heimlich mit kritischen Blicken, ob an seinem Hinterteil der erste Federflaum sproß, aber nichts dergleichen geschah. Die Kopffedern behielten allerdings die erste schwache Färbung., bei, also hatte er es nicht vergessen. Doch die Zeit schien noch nicht reif.
    Kitodd Skitti versuchte, aus den Archiven Daten zu retten oder wiederherzustellen. Alle Informationen waren im Kabinett- und drei Redundanzrechnern gespeichert gewesen, aber kein Rechner war unbeschädigt. Und da Rynkor das einzige Kabinett war, das noch existierte, mußte der Anteil des totalen Datenverlustes als immens hoch bewertet werden Der Hochgenetiker suchte verzweifelt nach einer Lösung, während seine Art-, genossen in den Fabriken auf Hochtouren arbeiteten.
    Die Ergebnisse waren trotz aller Bemühungen fatal schlecht. Und die Forderung nach zwölf Milliarden Klonen wurde aufrechterhalten; ganz zu schweigen von den 20 Alpha-Ingenieuren.
    Kitodd Skitti hatte sich dazu entschieden Kopf ins Nest zu stecken und keine Meldungen nach Kintradims Höhe mehr zu schicken. Die Genetiker produzierten und lieferten, was möglich war, gingen ansonsten aber einfach auf keine Anfrage mehr ein.
    Immerhin waren sie das letzte existierende Genetik-Kabinett; nicht einmal Kintradim Crux in seinem unerreichbaren Hochsitz konnte so weltfern sein, daß ihm nicht bewußt war, was das bedeutete. Strafe fürchtete Kitodd Skitti ohnehin nicht, so etwas hatte es in ZENTAPHER noch nie gegeben.
    Dennoch quälte ihn der Gedanke, versagt zu haben. Wie alle Pseutaren war er seiner Pflicht leidenschaftlich ergeben bis zum Tod. Für ihn gab es kein anderes Lebensziel.
    Mitten in diese Wirren hinein landete plötzlich eine Gondel auf dem Marktplatz.
    Kitodd Skitti wurde sofort gerufen, und er nahm gar nicht erst einen Gleiter, sondern rannte auf den eigenen starken, zum Sprinten geschaffenen Beinen dorthin.
    Ein seltsames Wesen entstieg der Gondel; dem Pseutaren kam es so vor, als wäre es doppelt so groß wie er selbst. Das war natürlich übertrieben, der Fremde war vielleicht um die Hälfte größer.
    Der Großteil seiner schlanken Gestalt war von Gewändern bedeckt, aber es war trotzdem deutlich zu erkennen, daß seine Vorfahren niemals flugfähig gewesen waren. Seine Haut war tiefblau und faszinierend glatt, ohne Fell oder Federn; die Nägel der feingliedrigen Finger - sechs an der Zahl! -schimmerten silbrig. Der lange, schmale Kopf ähnelte einem auf der Spitze stehenden Ei, statt eines Schnabels besaß der Fremde nur einen kleinen, schmalen Schlitz, Aus seinen ovalen Augen strahlte ein ungewöhnliches blaues Leuchtfeuer, das Kitodd Skitti sofort in seinen Bann schlug. Die länglichen, schwarzblauen Pupillen richteten sich auf den Hochgenetiker, während der Fremde mit einem schwebenden, würdevollen Gang auf ihn zukam. „Bist du Kintradim Crux?" fragte Kitodd Skitti schüchtern, Der Pseutare konnte sich kein erhabeneres Wesen mit dieser
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