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2074 - Neun Tage des Zitterns

Titel: 2074 - Neun Tage des Zitterns
Autoren: Unbekannt
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unterdrücken und sich gegen das Geschehen der nächsten Millitontas zu wappnen. Zuerst würde Aurianne gefangengenommen werden, die Celistas würden ihr das Netz vom Kopf reißen, und sie würde eine Hand SEELENQUELLS werden, bei der Jagd nach Bostich dem Ersten mithelfen und als nächstes ihn, Kelterom, enttarnen ... Noch immer kreiste SEELENQUELL über den Köpfen der Reglosen, feuerten die Hände auf den Paratronschirm, in den auch jene Energie aus dem Nichts einschlug. Der Schirm schwankte überlastet, riss auf und schlug krachend in den Projektor zurück. Einige Schüsse heulten über Aurianne hinweg, dann hörten die Celistas zu feuern auf. Schweiß lief in Kelteroms Augen. Blinzelnd und noch immer so gut wie gelähmt, sah er, dass sich Aurianne aufrichtete.
    Aurianne wusste in dem Augenblick, als der Paratronschirm zusammenbrach, dass sie verloren war. Obwohl SEELENQUELL ihr die Bewegungsfähigkeit wiedergab und sie taumelnd aufstand, mit zitternden Muskeln, würde ihr Leben nur noch wenige Augenblicke dauern. Ihr Leben war weniger wichtig als Bostichs Leben. Sie war weniger wichtig als Kelterom. Sie würde beide verraten, nachdem man ihr das PsIso-Netz abgenommen hatte.
    SEELENQUELL hörte zu kreisen auf und näherte sich der Bühne. Sie fühlte eisige Kälte von den Füßen und den Fingern aufsteigen und ihr Herz rasen. Wieder versuchte sie Kelterom zu erkennen, in seine Augen zu blicken und ihm zu verstehen zu geben, dass sie sich in ihn verliebt habe.
    Die eisige Lähmung näherte sich den Schenkeln, den Schultern, dem Magen und dem Herzen. Sie taumelte, fing sich wieder und glaubte Kelterom sehen zu können, jetzt, als der Paratronschirm nicht mehr die Sicht versperrte. Sie hörte auf, gegen den dumpfen Druck in ihrem Verstand zu kämpfen, und merkte, dass die Kälte ihr Herz erreicht hatte. Als sich SEELENQUELL ihr näherte, neigte sie sich weit nach vorn, knickte in den Knien ein und verlor das Bewusstsein. Sie starb während des Sturzes; als sie auf dem Boden aufschlug, war sie schon tot.
    SEELENQUELL hielt über der Bühne an, kreiste über dem winzigen Körper der Vollkommenen Dienerin und stieg langsam höher. Die Regenbogenfarben der Kugel leuchteten auf, als die Sphäre beschleunigte und senkrecht zum Scheitelpunkt der Kuppel hinaufraste, das Kristallmaterial durchstieß und im Himmel über Arkon Iverschwand.
    Kelterom Champac wartete, bis der größte Teil der erschöpften Besucher den Kristalldom verlassen hatte; zuerst zogen sich Sargor da Progeron und seine Celistas zurück. Kelterom aktivierte sein Funkgerät und befahl den Rückzug und die Selbstzerstörung einiger Transmitter. Die Restcrew der ZEUTAN erhielt die Anordnung, mit der Yacht abzulegen und sie zum Eigner zurückzufahren. Danach ging er in den Palast und von dort aus auf die Bühne. Er hob die Tote auf, brachte sie zu Eynam on Manshegur und notierte sich das Verrechnungskonto des Palasts. Eine Stunde danach trat er aus dem Transmitter neben dem Büro des Shulukai-Restaurants. Der Transmitter im Palast, den er zusammen mit Aurianne hätte benutzen wollen, verglühte in der Schmelze der Selbstvernichtungsanlage.
    Kelterom wusste, dass ein Dutzend Augenpaare jede seiner Bewegungen beobachteten. Er nahm den halbrobotischen Flaschenöffner und las schweigend das Etikett der Flasche. Jahrgang 21.389. Handlese. Zalit Islands Supérieur; Grand Cru, 18 Punkte. „Brillantes tiefes Granatrot", sagte er mit steinernem Gesicht. „Vielschichtiges, reiches Bouquet. Perfekte Harmonie. Nebenbei: unbezahlbar." Der Wein war exzellent, alt und dementsprechend teuer. Bisher besaß der Imperator nur zwei Möglichkeiten, das USO-Versteck willentlich, unter Zwang oder unbewusst zu verraten: die Namen eines Zaliters Kelterom Champac, Pergader und Durren, und eine vage Spur, die zu einem Weinhändler führen mochte. Dass sich das Versteck im Ringwall des Shuluk-Raumhafens befand, konnte er nicht wissen, und alle Angaben des Etiketts waren reine Phantasie; in diesem Weinbaugebiet gab es keine 18-Punkte-Grand-Crus.
    Kelterom setzte den Öffner an, zog langsam den Korken aus dem Flaschenhals und blickte Durren ter Uchat an. Das Lächeln, mit dem sie seinen verzweifelten Blick beantwortete, war warm und verständnisvoll. Als Kelterom am Korken roch, behutsam ein bauchiges Glas zwei Finger hoch eingoss, zog ein Duft durch den fensterlosen Raum mit den Felswänden, der bis auf die beiden Katsugos jeden Anwesenden faszinierte. Kelterom nahm den Probeschluck
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