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2074 - Neun Tage des Zitterns

Titel: 2074 - Neun Tage des Zitterns
Autoren: Unbekannt
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das Erscheinen wichtiger Arkoniden, versuchten Namen und Bedeutung weniger wichtiger Frauen und Männer herauszufinden, führten kurze Interviews und begleiteten mit gewaltigen Feldobjektiven den Weg der Schönen und Reichen zu ihren Sitzen; die Farbkodierung der bequem gepolsterten Sitzschalen ließ erkennen, wer die teuersten Eintrittskarten gekauft hatte. Auch in Kelteroms Nähe füllten sich die Reihen. Mitunter flüsterte der Lautsprecher in seinem Ohr; die Spezialisten verständigten sich miteinander. Manchmal drückte er auch eine Verzierung seines Armbands und antwortete, ohne die Lippen zu bewegen.
    Immer wieder wurde ausgesprochen, dass die eigentliche Bedeutung des Fests das Erscheinen des Imperators war, der Höhepunkt jedoch die Präsentation der Kristallstatue. Nur zu wenigen Feiern des vergangenen Jahrhunderts hatte statt des Herrschers ein Hologramm eingeblendet werden müssen. Ebenso geduldig wie Sargor da Progeron wartete Kelterom Champac. Alles war bereit - für keinen der Beteiligten gab es ein Zurück.
    Seit er von ihrer Existenz erfahren hatte, verachtete da Progeron die Dryhanen. Dienernaturen! dachte er. Ohne eigenen Willen! Aber sie waren ohnehin zum Aussterben verurteilt. Es war nicht schade um sie! Sargor tastete nach der schweren Strahlwaffe unter der Jacke und schätzte, dass etwa ein Dutzend Hände im untersten Drittel der gerundeten Sitzreihen unerkannt warteten, und seine Celistas befanden sich dort, wo sie den Auftritt der prominenten Geschlechter schützten. Reine Routine! Hatte sich Rhodan des Herrschers bemächtigt? Warum ging nicht SEELENQUELL direkt gegen Rhodan vor? Warum erfolgte kein militärischer Großangriff? Selbst im Galaktikum auf Mirkandol erfolgte eine laute, halböffentliche Diskussion über die undurchsichtige Lage. Sargor gähnte, setzte sich zurecht und sagte sich, dass er diese völlig überflüssige Zeremonie überstehen würde wie so vieles andere Langweilige in seinem Leben auch. Als sich vor den Aufgängen zur Bühne etliche Dutzend Dryhanen sammelten, in die Dienerkostüme vergangener Jahrtausende gekleidet, verstummten nach und nach die Gespräche. Während die Musik lauter wurde und sich die Spannung aufbaute, trafen gezielt gebündelte Scheinwerferstrahlen die weißbärtigen Diener und die hageren Dienerinnen, die sich fast im Mittelpunkt der Halle zu einer feierlichen Prozession aufstellten. Die Zeremonie begann...
    Anschwellende Musik, Farbwirbel aus zweihundert Scheinwerfern, ein holographischer Vorhang bis zur Decke verhüllte die Bühne. Der Boden der Bühne färbte sich in der Art von Meereswellen. Dann öffnete sich der Vorhang, und Aurianne da Ithaba schritt bis zur Bühnenmitte. Die Faltenschleier lösten sich auf, und vor dem sich verdunkelnden Hintergrund stand die Vollkommene Dienerin in weißem Gewand. Zierlich, selbstbewusst, strahlend; die schönste Frau der Insel. „Wir sind versammelt", sagte sie, „um das Dryhanenfest zu feiern, die Hanische Zeremonie.
    Um auch in dieser unruhigen Zeit ermessen zu können, was das Imperium von Arkon seinen Herrschern verdankt, den Imperatoren, seit den Regierungsjahren des Imperators Yobilyn des Ersten, des Gerechten, bitte ich euch alle, an meiner Seite in der Vergangenheit die schönen Erinnerungen mitzuerleben."
    Ihre Stimme war moduliert und verstärkt. Unhörbare Zwischentöne des samtigen Alts unterstrichen die Bedeutung der Worte. An Kelteroms Unterarmen stellten sich die Härchen auf. Er sehnte sich danach, Aurianne zu umarmen. „Wir Dryhanen, die Diener unzähliger Imperatoren, glauben an deren nahe Göttlichkeit oder daran, dass sie eine Vorstufe zur She'Huan-Göttlichkeit repräsentieren. Wir haben unser Leben den Imperatoren geweiht." Geheimnisvolle Musik aus fernen Zeiten füllte den Saal, schwoll an und sank zum melodischen Wispern herab. Aus dem Nichts materialisierten zwischen den Dryhanen, die sich am Rand der Bühne aufgestellt hatten, naturalistische Hologramme. Im Hintergrund entstanden breite Bänder, in denen lautlos Gestalten und Figurinen aus archaischer Zeit bestimmte Handlungen ausführten: Kämpfe, Zeremonien, Krönungen und Unterwerfungen. Aurianne streckte den rechten Arm aus. In ihrem Diadem, den breiten Armbändern und Ringen, im goldenen Gürtel und dem Saum des Kleides blitzten Millionen winziger weißer Funken. „Gemeinsam erinnern wir uns im machtvollen Reigen des einzigartigen geschichtlichen Bogens, der sich aus archaischer Vergangenheit bis zur Inthronisation der
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