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2074 - Neun Tage des Zitterns

Titel: 2074 - Neun Tage des Zitterns
Autoren: Unbekannt
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unser Tempel."
    „Was ist wichtiger? Der Tempel oder die verlorene Ehre unseres Symbols?"
    „Wenn wir aufgeben, brauchen wir weder das eine noch das andere.
    Dann ist beides gleich unwichtig." Eynam stand auf und stellte sich in den Seewind. „Wir dürfen nicht aufgeben, Aurianne", sagte er. „Warte ab!
    Manchmal geschehen wunderbare Dinge." Er dirigierte das schwebende Hologramm in den angrenzenden Raum. „Die neusten Nachrichten erfährst du hier. Ich hasse es, dich traurig zu sehen." Sie saß mit hängenden Schultern da und blickte ihn mit großen, traurigen Augen an. Zwei schneeige Haarsträhnen hatten sich gelöst und lagen auf dem dünnen Stoff des Kleides. Eynam verschlang seine Vorgesetzte mit Blicken. „Vielleicht ist mir wohler, wenn wir mit den geheimnisvollen Mäzenen reden. Wir sehen uns heute Abend, Eynam."
    „Zur Begrüßung ausgesuchter Gäste im Audienzsaal." Eynam on Manshegur strich den Bart glatt, verbeugte sich und verließ den Raum. Aurianne legte den Kopf schräg und sah kreisenden und jagenden Seevögeln zu. Im Süden wuchsen die Gewitterwolken, deren Ränder sich unaufhaltsam der Sonne Arkon näherten; ein Zeichen, das wenig froh stimmte.
    Eine Felsnadel über der zerklüfteten Küste sah aus wie ein Leuchtturm. Vor der grauen Silhouette des Bergs erhoben sich aus dem Grün der Wälder einzelne Bauwerke, auf deren Kuppeln und Flanken Sonnenlicht gleißte. Der Bug der ZEUTAN hob sich, teilte die Welle und setzte schwer ein; die Bugwelle klatschte nach den Seiten und warf Gischtflocken auf, die über die Länge der Yacht prasselten. Neben Kelterom Champac saß Lorts ter Royah, angegurtet am Sitz vor der Außensteuerung.
    Die kanzelartige Steuerung, sieben Meter über den Wellen, besaß fast die gleiche Menge Instrumente, aber ein kleineres Cockpit und kleinere Steuerruder. Bug und Heck der hochmodernen Yacht lagen in unmittelbarem Blickbereich, und auf die großen Flächen des Decks aus Holzstäben waren die metergroßen Umrisse von Weingläsern aus rutschfestem Kunststoffmaterial aufgeklebt. „Es ist immer wieder ein mitreißender Anblick." Ter Royah trug leichte weiße Freizeitkleidung und eine modische Sonnenbrille. „Wir müssen nach Steuerbord, Champac,"
    „Ich weiß. Überflüssige Frage: Ihr wart schon mehrmals hier, Edler?"
    „Aber noch nie auf dem Wasserweg. Ich genieße jeden Wellenberg." Kelterom Champac warf einen Blick auf das gebrauchte Armband aus Reptilienleder. Es war eines der Funkgeräte, mit denen er mit zwölf Spezialisten in Verbindung treten konnte. Die Männer und Frauen waren als offizielle Gäste der Insel in Hotels und privaten Quartieren untergekommen. Sechs USO-Spezialisten hatten die Hälfte der ZEUTAN-Crew abgelöst. „Die Maske ist perfekt, Lorts." Kelterom hatte seit Sonnenaufgang jede Geste und jede Einzelheit der Erscheinung Lorts ter Royahs mit wissenschaftlicher Gründlichkeit kontrolliert. „Dass Ihr mein Geschäftspartner auf Arkon Eins seid, wird jeder glauben."
    „Lassen wir zunächst einmal die Dryhanen außer Acht, die ich im Kristallpalast um mich gehabt habe. Wahrscheinlich hat Bostich Zwei sie hierher geschickt. Zurückgeschickt."
    „Nicht er, sondern einer seiner Leute. Sonst wüssten die Dryhanen, wer sich hinter Nummer Zwei verbirgt."
    „Richtig. Du hast recht, Weinhändler."
    Im Umkreis der Insel, über die in der vergangenen Nacht ein Gewitter niedergegangen war, pflügten Dutzende Motorschiffe und Segler mit riesigen, prallen Segeln durch das Sichelmeer. Immer wieder schwebten Transporter durch die Luft und landeten; sie brachten Touristen und Besucher von den Raumhäfen. Champac, ähnlich gekleidet wie der maskierte Bostich 1I., bewegte das Ruder mehr nach Steuerbord. Der Hafen lag jenseits des She'Huhan-Kaps an der Nordküste, nicht weit von der Kuppel der Erscheinungshalle entfernt. Eine Welle krümmte sich, das Boot hob den Bug. „Ist es nicht an der Zeit, Edler, dass Ihr mir erklärt, was Ihr wirklich vorhabt?" fragte Kelterom. „Ich berste vor Neugierde, zumal es um mein Leben und das vieler anderer geht."
    „Nicht zuletzt um meines. Warte noch einige Tage. Ich... wir sehen uns erst einmal gründlich auf der Insel um und reden mit der schönen Kleinen."
    „Warum dieses Zögern?" Schwer schlug der scharfe Bug in den gischtenden Wellenkamm. „Weil ich mir längst noch nicht sicher bin." Lorts ter Royah, die bisher perfekte Maske des Imperators, legte die Hand auf Champacs dunklen Unterarm. „Dein Misstrauen sitzt
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