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2070 - In der Sternenkammer

Titel: 2070 - In der Sternenkammer
Autoren: Unbekannt
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ihres Wesens durchdrangen, waren angenehm.
    Es waren Emotionen, die den Kimbanern zutiefst vertraut vorkamen, denn sie spiegelten nahezu perfekt ihre eigene Philosophie und Ethik wider: Friedfertigkeit, Ausgeglichenheit, Zurückgezogenheit in sich selbst. Und damit auch gleichzeitig Ruhe und Stärke in sich selbst. Rissa verließ das Beiboot und ging langsam die paar Dutzend Schritte zu dem Teich. Der Duft des Waldes ließ ihre Sinne prickeln. Tausend verschiedene Nuancen, die sich zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügten. So ähnlich muss die Luft auf Kimb gerochen haben, dachte sie. Sie meinte das legendäre Kimb mit seinen flüsternden Brunnen, hängenden Gärten und sich wellenden Rasenflächen. Sie meinte das für immer verlorene Kimb, von dem die Kimbaner immer noch träumten. In der Mitte des Teiches ragte ein zehn Meter hohes, lilafarbenes Riesengewächs aus dem Wasser. Zehntausende von Mikroblüten bedeckten den Stamm und stießen Wolken von süßlich riechendem Blütenstaub aus. Ich bin Paumyr, erklang die Stimme der Pflanze in Rissas Geist.
    Und Rissa Kascha'de hörte die Geschichte von Paumyrs Vergangenheit, die Geschichte von einer Genese in der Dunkelwolke Auroch-Maxo, von der Flucht vor den Mundänen, die durch die Hilfe eines Raumschiffs namens SOL ermöglicht wurde, dessen Kommandanten Atlan Paumyr bis in alle Ewigkeit verpflichtet sein würde... Und ich bin danach Jahrhunderttausende, ja, längst sind es Jahrmillionen, als friedenbringende Wesenheit durch das Universum gezogen, bis zum heutigen Tag, bis zu meiner kurzen Zwischenstation in der Galaxis Dommrath. „Bist du dann etwa eine Superintelligenz?"
    Leises Gelächter erklang in Rissas Geist. Ich stehe weit unterhalb des Status einer Superintelligenz, aber auch weit oberhalb dessen der gewöhnlichen Intelligenzen. Die Antwort des Pflanzenwesens klang nicht anmaßend oder überheblich, sie wirkte nicht belehrend, sondern einfach nur liebevoll. Ich habe dich aus einem bestimmten Grund zu mir gebeten, fuhr die Friedensbringerin fort. Ich habe aus meinem Raumschiff, dem S-Zentranten, gespürt, dass auch du eine besondere Aura trägt, und allein aus diesem Grund habe ich den Kontakt mit dir hergestellt. Vielleicht finde ich in dir eine Verbündete. Und wenn nicht, erhellst du mein Dasein zumindest mit dem Wissen, dass es in diesem Universum tatsächlich weitere Wesen gibt, die dieselben Ideale haben wie ich. „Unserer Erfahrung zufolge lässt Frieden sich nicht von unten erreichen", sagte Rissa. „Wahrer Frieden bedarf einer übergeordneten moralischen Instanz, die langfristig denkt und das Beste für ihre Schutzbefohlenen will. Wahrer Frieden. lässt sich nur zentralistisch regeln, und wir Ritter von Dommrath haben dieses Konzept des Friedens entworfen und bislang mit einigem Erfolg durchgesetzt." Das ist eigentlich nicht der Frieden, wie ich ihn verstehe. Doch Frieden wird überall im Universum anders definiert, und ich, die ich in der Unendlichkeit reise, achte das Vorhaben der Ritter von Dommrath.
    Mit einemmal erkannte Rissa, dass sich ihr hier eine historische Chance eröffnete. „Wärest du bereit", sagte die Ritterin von Dommrath vorsichtig, „für eine Weile deine Wanderung zu unterbrechen und bei der Befriedung des Landes Dommrath mitzuhelfen?" Sie hatte nicht die geringste Hoffnung, dass Paumyr ihrer Bitte nachkommen würde, denn sie wusste, dass übergeordnete Wesenheiten ihre ureigenen Moralvorstellungen hatten, welche die tiefergeordneten Wesen häufig einfach nicht verstehen konnten. Doch zu ihrer großen Überraschung sagte Paumyr ohne jegliche Pause der Überlegung zu. Ich werde den Rittern helfen. Aber nur für kurze Zeit, denn ich bin für die Wanderschaft geschaffen. Ich werde einhundert eurer Jahre bei den Rittern bleiben, nicht länger, als Mentor der Ritter und galaktische Friedenbringerin.
    Rissa Kascha'de verspürte eine große Müdigkeit. Sie bemerkte deutlich, wie sich das Ende ihrer Lebenszeit näherte. Aber sie empfand kein Bedauern dar über. Nur eine Art Befriedigung nahm sie wahr. Sie hatte viel bewirkt in den Jahren, die ihr geschenkt worden waren. Die Last der Verantwortung hatte ihre Schultern oft gekrümmt, doch unter dem Strich war die Bilanz positiv. Sie hatte dem Druck standgehalten und das Land Dommrath seinem großen Ziel einen Schritt näher gebracht. Der lebende, so süß duftende Wald kam ihr nach all der Zeit wie eine Verheißung vor.
    Ohne Paumyr hätte die Ritterin nicht soviel erreicht. Die
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