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2070 - In der Sternenkammer

Titel: 2070 - In der Sternenkammer
Autoren: Unbekannt
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und Zuflucht gewährten. Der Raumhafen und das Portal der Stadt lagen fünfzig Kilometer südlich der Stadt. Der Höhenzug des Gebirges der Lüfte, in dem in einem Seitental PULCIA DIE HEILERIN ihre letzte Ruhe gefunden hatte und die ersten Ritter von Dommrath um Rissa Kascha'de ihren heiligen Schwur abgelegt hatten, erhob sich zweihundert Kilometer westlich von ihr.
    Und achtzig Kilometer nördlich des Stadtkerns, an dem sich ehemals der Platz des Multiversalen Friedens befunden hatte, breitete sich ein unzugängliches, unregelmäßiges Naturgebiet von etwa sieben Kilometern Durchmesser aus. Dort hatte sich - als die Stadt noch sehr viel kleiner war - der denkende Wald Pauchann angesiedelt, der Ableger der reisenden Inzaila Paumyr. Das Gebiet war auch in späteren Zeiten, als die Stadt wuchs, niemals angetastet worden. In der Crozeirenstadt glaubte man daran, dass Rissa Kascha'de, eine Nachfahrin des legendären Zyn Kascha, in Pauchann aufgegangen war. Als sich damals nach vielen tausend Jahren ihre Lebensspanne dem Ende zuneigte, war sie in den lebenden Wald gegangen und nie wieder gesehen worden.
    Eine schöne Geschichte, dachte Lanhan Kascha. Und er war durchaus geneigt, sie zu glauben. Den denkenden Wald umgab ein Geheimnis, das ihm die Kimbaner gerne lassen wollten. Die Bewohner von Crozeirenstadt ließen dem Wald seinen Frieden und betraten ihn nie. Weitere einhundert Kilometer nördlich hatten früher die Ausläufer jenes Gebirges begonnen, zu dem der höchste Berg des Planeten gehörte, mit dem Kloster von Druu auf dem Gipfel. Nach dem Verschwinden der Crozeiren war das Gebirge von den weiterhin arbeitenden Robotern im Laufe der Zeit eingeebnet worden. Den Grund dafür wusste niemand.
    Der Gebirgszug war zu einem Drittel unterhöhlt gewesen; in den Kavernen dort hatten die Crozeiren die Technologieschätze der versteinerten Torr eingelagert, aber sie waren in den Jahrhunderttausenden ebenfalls von den Robotern ausgeschlachtet oder recycelt worden oder ganz einfach zu Staub zerfallen. Der Turm, den Lanhan nach kurzer Zeit betrat, war besonders grazil und mit mehr Grünanlagen geschmückt als die meisten anderen. Überall flüsterten die Brunnen, und jeder Luftzug ließ die weiten, nicht umrandeten Rasenflächen rauschen, die jede zweite Ebene des Turmes bedeckten. Der Ritter fragte sich, wieso ausgerechnet der Weise solchen Wert auf naturbelassene Etagen und ästhetisches Zierwerk legte. Oder hörte er etwa tatsächlich, was die Brunnen flüsterten und die Pflanzen wisperten?
    Zuzutrauen wäre es ihm. Auch ihn umgab ein Geheimnis, davon war Lanhan überzeugt. In der Gegenwart keines anderen Wesens, das er kannte, fühlte er sich so befangen wie in der des Weisen. Die Wohnturm-Zentronik ließ ihn ein. Ein Antigravstrahl trug ihn in den eigentlichen Wohnbereich unmittelbar unter dem Dach des Turms. Lanhan wusste, was ihn hier erwartete, doch der Anblick beeindruckte ihn jedes Mal von neuem.
    Eine Unmenge künstlicher Gehirne war auf ausgeklügelten Gestellen an den Wänden gestapelt. Der Ritter sah einige der ältesten bekannten Prozessoren der Haj'Markani aus den ersten Baureihen dieser treuen Helfer der Kimbaner, die weit über zwei Millionen Jahre alt waren, dann neuere Modelle, die immer kleiner, aber gleichzeitig auch immer leistungsfähiger geworden waren, und schließlich die Mini-Zentroniken, wie sie heute in die Doppelstabroboter eingebaut wurden.
    Und alle diese Gehirne waren miteinander verbunden, vernetzt zu einem einzigen künstlichen Gebilde, das Äonen überspannte und die gesamte Ebene ausfüllte. Durchsichtige Datenkabel, die altertümlich wirkten, führten von diesem Geflecht zu Großzentroniken in Nebenräumen, und drahtlose Datenüberträger stellten Verbindungen mit weiteren Gehirnen in tieferen Etagen her, wie Lanhan wusste. Lichtimpulse huschten unentwegt durch die Maschen zwischen den einzelnen Kleinhirnen und schienen eine pausenlose, kaum hörbar wispernde und knisternde Konversation zu führen.
    In der Mitte des so künstlich und trotzdem irgendwie organisch anmutenden Gobelins aus kimbaner geschaffener Intelligenz saß der Weise vom Einsamen Wohnturm. Grünes Licht umflimmerte seinen Körper. Es wurde von einem mobilen Datenübertrager projiziert, der über ihm schwebte, und Lanhan bezweifelte nicht, dass er mit einigen, wenn nicht sogar mit allen Gehirnen in diesem Raum kommunizierte. Das Licht erlosch, und der Weise schwebte in die Höhe und zu Lanhan, „Ich grüße dich,
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