Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2063 - Zikanders Körper

Titel: 2063 - Zikanders Körper
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
etwas völlig Unerwartetes.
    Die Szenerie einer virtuellen Raumschiffsschlacht am Nachthimmel von Dyffro VII erlosch. Der Kampf war aus für Sig-Zikander völlig unverständlichen Gründen abgebrochen worden. Erst allmählich fand er in die Wirklichkeit zurück und registrierte das um sich greifende Chaos im Stadion. Und da erst drang die Lautsprecherstimme in sein Bewusstsein, die ständig wiederholte: „Das Portal von Dyffro VII ist soeben geschlossen worden. Es heißt, dass auf unserem Planeten die Seuche ausgebrochen sei. Dyffro VII steht ab sofort unter Quarantäne! - Das Portal von ..." Ganz konnte Sig-Zikander nicht begreifen, dass dies alles wirklich in diesem Moment passierte. Gerade in dem Moment, als er seinem größten Triumph so nahe war!
     
    3.
     
    Der Aktionssitz von Yos'Seruno und seinem Begleiter war leer, von ihnen selbst nichts mehr zu sehen. Und Romild Viscosimo drängte: „Wir müssen weg von hier. Vielleicht ist das Portal noch nicht dichtgemacht." Aber Sig-Zikander saß nur reglos da, vollführte mit seinem Sitz verschiedene Schwenks und betrachtete das um sich greifende Chaos im Stadion. So wie Romild und Yos'Seruno dachten alle im mächtigen Oval des Stadions.
    Aber sie hatten keine Chance. Im selben Moment, als die Quarantäne über den Planeten verhängt worden war, hatte man auch das Portal desaktiviert ... oder schon vorher.
    Und wenn die Seuche wirklich ausgebrochen war, war Dyffro VII sowieso dem Tode geweiht. Was sollte also die Eile? Dyffro VII war vom übrigen Land hermetisch abgeriegelt. Es gab kein Entkommen. Und wenn es sich um einen falschen Alarm handelte, war überstürzte Hast erst recht fehl am Platz. „Vielleicht haben wir noch eine Chance, Sig", drang Romilds fast flehende Stimme zu ihm. Aber Sig-Zikander dachte nicht daran, sich vom Fleck zu rühren. Er sah, wie überall auf den konisch aufsteigenden Rängen die Menge zu den Ausgängen drängte. Diese konnten die anstürmenden Massen nicht fassen und waren rasch hoffnungslos verstopft. Aber immer noch strömten die Besucher herbei, drängten nach, pressten die vor ihnen eingekeilten Körper zu einer kompakten Masse zusammen, in der keiner auch nur einen Finger rühren, geschweige denn atmen konnte. Wie viele Wesen mochten in diesen Augenblicken ersticken, wie viele erdrückt und zu Tode getrampelt werden!
    Unter den Nachdrängenden kam es zu Rangeleien, die rasch in Massenschlägereien ausarteten. Die' Situation eskalierte immer mehr, geriet völlig außer Kontrolle, artete zu Schlachten aus, die mit unglaublicher Brutalität geführt wurden. Tote ohne Zahl blieben auf der Strecke. Bei den Ehrenlogen der Prominenz und der Reichen in der Arena ging es nicht so gedrängt zu. Aber auch dort spielten sich unglaubliche Szenen ab. Jene, die Antigravgeräte getragen hatten, waren längst schon auf und davon. Jene aber, die für sich Gleiter hatten bereitstellen lassen und diese nun anforderten, sahen sich unvermittelt in Kämpfe um diese Fortbewegungsmittel verstrickt.
    Kaum tauchten die Gleiter auf und senkten sich auf die vorgesehenen Landeplätze nieder, strömten die Massen herbei und begruben sie unter sich.
    Keine zehn von zweihundert Gleitern schafften einen reibungslosen Start. Einige Gleiter versuchten aufzusteigen, obwohl Trauben von Körpern an ihnen hingen. Und obschon pausenlos Leiber herabstürzten, war das verbleibende Gewicht für die meisten Gleiter zu groß; sie trudelten ab, begruben beim Absturz andere unter sich und blieben als verbeulte Wracks liegen, von Leichen umsät. Einige der Gleiter explodierten beim Absturz und sorgten für eine Flammenhölle, die Hunderte weiterer Opfer forderte.
    Irgendwann ebbte das Inferno im Stadion ab. Stille kehrte in das gewaltige Oval zurück, in dem das spannende Endspiel des Northside-Championats friedlich hätte ablaufen sollen. Tausende Leichen waren zurückgeblieben, füllten die Ränge um die Ausgänge, übersäten den Arenaboden. Jetzt erst kam Bewegung in Sig-Zikander. Er steuerte den Kommandositz zum Boden, löste die Sicherung und stieg aus. „Deine eisernen Nerven waren schon immer deine größte Stärke", sagte Romild Viscosimo mit zitterndem Molluskenkörper. „Hättest du je für möglich gehalten, Romild", fragte Sig-Zikander, während er sich seinen Weg zwischen den verstümmelten Leichen und den Wracks suchte, „dass Intelligenzwesen zu solchen Bestien werden können, nur um ein paar Sekunden zu gewinnen?"
    Er war zutiefst erschüttert. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher