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2063 - Zikanders Körper

Titel: 2063 - Zikanders Körper
Autoren: Unbekannt
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überraschend in einem seiner Lehrer einen Förderer und Gönner. Romild Viscosimo, ein diplomierter Positroniker, war von seinem Talent angetan und wollte es nicht verkümmern und von den Verkündern nicht zerstören lassen. Darum weihte er Sig-Zikander in die Geheimnisse der Simulationsspiele ein. Als das aufflog, brannten die beiden durch, flohen in den benachbarten Checkalur 0136 und lebten so lange von Romild Viscosimos Ersparnissen, bis Sig-Zikander am Simulator die ersten Do'Sons einspielte.
    Sigs Vater Vos-Zikander war inzwischen verarmt und hatte sich das Leben genommen. Er hatte durch eine einzige Wette sein gesamtes Hab und Gut verloren und konnte seinem Sohn keinen einzigen Son hinterlassen. Sig-Zikander machte sich rasch einen Namen als Spieler und Virtueller Duellant, und im Alter von elf Domm hatte er bereits den Nimbus von Unbesiegbarkeit. Man sagte ihm blitzartige Reaktionsschnelligkeit, eine unberechenbare Denkart und unkonventionelle Strategien nach. Dies trug ihm den Spitznamen Zik-Zak ein.
    Mit elf war er noch nicht reif genug, die entscheidenden Spiele zu gewinnen. Ihm fehlten der letzte Schliff und das nötige Quäntchen Glück, um in die Halle des Ruhmes mit den größten Spielern des Landes Dommrath einzutreten. Bei den Meisterschaften von 433.651D scheiterte er nur knapp und wurde undankbarer Vierter. Doch schwor er sich, im nächsten Domm seinen Bezwinger und späteren Meister, den Berku'Tama Yos'Seruno, zu schlagen. Sein Lehrmeister Romild Viscosimo bestärkte ihn darin. „Du wirst diesen jähzornigen Berku'Tama so vernichtend schlagen, dass er sich vor Wut selbst zerfleischen wird", versicherte der sonst so feinfühlige und gutmütige Puraner. Dann wurden Zeitpunkt und Austragungsort für das Duell der Besten genannt. Das Datum war der 02C.07K.05R. /433.652D, Austragungsort war Dyffro VII. Es war so gewissermaßen ein Heimspiel für Sig-Zikander, und viele Millionen Omraben würden auf seiner Seite sein.
    Romild Viscosimo war ein Puraner, ein Molluskenwesen mit vier Tentakeln als oberen Extremitäten, die sich an ihren Enden in zwei überaus sensible Wurmfinger teilten. Die beiden Tentakelbeine waren dagegen länger und viel kräftiger ausgebildet. Sie ragten gleich unterhalb der vier Armtentakel aus dem nach hinten gereckten Leib. Darüber wölbte sich der große runde Kopf mit den drei großen smaragdgrünen Augen, die im nach oben gerichteten Dreieck angeordnet waren, also mit dem dritten Auge auf der „Stirn". Darunter, fast schon am Halsansatz, spannte sich der breite Mund mit sinnlich wirkenden Wulstlippen von einer Seite zur anderen. Nur wenn der Puraner seine scherenartigen Beißwerkzeuge entblößte, wirkte das verstörend auf den Betrachter, der gerade noch den Eindruck von Sinnlichkeit gehabt hatte.
    Die Puraner galten allgemein als künstlerisch veranlagt, als begnadete Sänger, als sensible Poeten und Maler. Romild Viscosimo hatte sich jedoch den Wissenschaften verschrieben. Er war ein anerkannter Positroniker und Programmierer, der seinem Wissensgebiet so feinfühlig nachging wie die Künstler ihren Musen. Seinen Körper hüllte er in unifarbene ballonartige Gewänder mit enganliegenden Ärmeln und Pluderhosen. Das vermittelte den Eindruck eines ätherischen Geschöpfes, zumal er sich mit wiegendem Gang fortbewegte und seine Körpersprache eine majestätische Filigranität hatte. Bei den Farben bevorzugte er Blautöne, von ganz dunkel bis azur.
    Als er Sig-Zikander kennen lernte, erkannte er sofort den Rohdiamanten eines Spielers in ihm. Der Puraner war augenblicklich von diesem kleinen Omraben fasziniert. Sig-Zikander war schon immer ein Egoist gewesen, der sich selbst mehr liebte als alles andere. Bereits als Kind konnte er Ewigkeiten vor dem Spiegel stehen und seinen Körper in allen Einzelheiten bewundern. Romild Viscosimo förderte diesen Hang zur Eigenliebe zusätzlich.
    Wenn Sig-Zikander sich im Spiegel verliebt zulächelte, wurde auch dem Puraner ganz warm ums Herz. Und wenn Sig-Zikander die Mundwinkel herunterzog, so dass sein langes Gesicht mit den vorspringenden Zähnen und der Hakennase noch länger zu werden schien, sein arroganter Blick sich kritisch taxierte, konnte Romild Viscosimo nicht anders, als ihm Komplimente zu machen. Das schmeichelte Sig-Zikander anfangs, wurde aber bald zum Selbstverständnis. Sig-Zikander hatte eine Besonderheit, die er anfangs nicht als solche erkannte. Er war sehr muskulös und wohlproportioniert.
    Er konnte sich, wie nicht
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