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2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit

Titel: 2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit
Autoren: Unbekannt
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gleich. Du kannst es dir nicht vorstellen ..." Er wurde unterbrochen. Vom Korridor her drangen laute, für diesen Ort geradezu unwirklich anmutende Geräusche in die Intensivstation. Gleich darauf glitt die Tür auf. Mondra Diamond stand vor den beiden Medizinern, sie hielt einen Thermostrahler im Anschlag. An ihr vorbei konnte Gorake Hamatt in den Korridor blicken. Dort lag die rauchende, seltsam gekrümmte Gestalt des Wachrobots. „Ich bin zurückgekommen, um Delorian zu holen", sagte Mondra Diamond und winkte mit der Waffe. Die ehemalige TLD-Agentin wirkte äußerlich so ruhig und gelassen wie bei ihrem unfreiwilligen Abgang. Aber Gorake Hamatt konnte sich vorstellen, was in ihr vorging, dass sie sich zu solch einer Verzweiflungstat hatte hinreißen lassen.
    Mondra Diamond war zu allem entschlossen. Sie spürte, dass nur sie persönlich ihrem Sohn helfen konnte, niemand sonst. Ihre Entschlossenheit demonstrierte sie an dem Roboter, als dieser sich ihr in den Weg stellte. Sie zögerte keine Sekunde, dieses Hindernis zu zerstören. Hoffentlich machten die bei den Männer in der Intensivstation keine Schwierigkeiten.
    Die ehemalige Agentin erklärte noch einmal kurz und bündig, was sie wollte. Dann dirigierte sie die beiden Männer mit vorgehaltener Waffe zur Schaltkonsole des Überlebenstanks. Dort schwebte nach wie vor der andere Roboter, der nicht in das Geschehen eingriff. „Schaltet alle Funktionen des Tanks ab!" forderte sie direkt. Jener Mediker, den sie von ihrem ersten Besuch bereits kannte, machte Anstalten, ihrer Forderung zögernd nachzukommen. Doch der andere packte den ausgestreckten Arm seines Kollegen. „Bist du verrückt, Gor?" herrschte er ihn an. „Das können wir nicht tun. Es wäre Mord!" Der Mediziner wandte sich Mondra zu und schaute sie an. „Du musst verrückt sein, so etwas zu verlangen", sagte er beschwörend. „Ohne den Überlebenstank hätte dein Kind nicht die geringste Chance zu überleben. Delorian würde innerhalb von Minuten sterben."
    „Das würde sein Leiden zumindest verkürzen", sagte Mondra. Ihre Stimme klang kalt, gefühllos, entschlossen; sie gab sich Mühe, so hart wie möglich zu klingen. Aber keiner der beiden konnte ahnen, was wirklich in ihr vorging. „Im Tank stirbt er doch nur langsamer. Also, schaltet die Geräte ab!"
    „Das werde ich nicht tun!" widersprach der Mediziner. „Ich kann nicht zulassen, dass du dein Kind umbringst dass du Delorian ermordest. Jawohl, es wäre in meinen Augen vorsätzlicher Mord!"
    Mondra hatte nicht mit solchen Schwierigkeiten gerechnet. Sie war hundertprozentig sicher gewesen, dass die beiden Ärzte ihren Forderungen eilfertig nachkommen würden.
    Widerstand hatte sie nicht erwartet. Wie auch? Die Männer waren Ärzte, keine Kämpfer. Mondra stand unter Zugzwang. Früher oder später musste sich SENECA einschalten. Dass die allgegenwärtige Bordpositronik das noch nicht getan hatte, war keine Garantie dafür, dass sie überhaupt nicht eingreifen würde. Die Zerstörung des Roboters hatte garantiert einen Alarm ausgelöst. Fragte sich nur, was demnächst passierte. Mondra zielte mit dem Thermostrahler auf den Arzt. Mit drei Schritten war sie bei ihm und drückte ihm den Lauf an die Stirn, an der sich urplötzlich Schweißperlen bildeten. „Wie heißt du, Junge?" fragte sie sachlich. „Gus... Gustav ...", stotterte er. „Jetzt hör mir mal zu, Gus", sagte sie und verstärkte den Druck ihrer Waffe, „Hier geht es um das Schicksal meines Kindes. Und ich will darüber entscheiden. Ich werde Delorian ganz sicher mit mir nehmen - und wenn ich über deine Leiche gehen muss. Dazu bin ich fest entschlossen. Das darfst du mir glauben."
    „Ich ... ich glaube dir ja schon", jammerte Gus. Der arme Kerl zitterte tatsächlich am ganzen Körper; Mondra verspürte einen Anflug von Mitleid.
    Sie nickte dem anderen Mann über die Schulter auffordernd zu. „Und jetzt schaltest du diese Foltermaschine ab, Gor."
    Der Aufgeforderte kam Mondras Wunsch augenblicklich nach. Er hantierte an der Schaltkonsole herum, fuhr offensichtlich mehrere Geräte nacheinander herunter. Gus nahm all seinen Mut zusammen.
    „Warum tust du das deinem Kind an?" fragte er. „Das ist doch totaler Wahnsinn!" Mondra schüttelte langsam den Kopf. Dabei fiel die Maske der Entschlossenheit von ihrem Gesicht ab, und ihre Emotionen brachen durch. „Ich bin keineswegs wahnsinnig", beteuerte sie. „Ich kann nur nicht tatenlos zusehen, wie Delorian in diesem Tank zugrunde
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