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2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit

Titel: 2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit
Autoren: Unbekannt
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geht. Ich muss einfach etwas unternehmen."
    „Dein Sohn ist nicht zu retten ..."
    „Das sagt ihr Mediker, und nach den Regeln der Schulmedizin mögt ihr Recht haben. Ich bin jedoch die Mutter und habe andere Möglichkeiten als eure Medowissenschaft. Ich kann Liebe und Fürsorge geben. Delorian ist mein ein und alles." Gus sackte unter ihren Worten geradezu in sich zusammen. Er starrte sie mit offenem Mund an, wagte keinen Widerspruch mehr. „Ich bin soweit", meldete sich in diesem Augenblick Gorake Hamatt. Mondra wandte sich dem Überlebenstank zu. Die transparente Klappe war eingefahren, Delorian lag frei. Mondra brauchte nur noch die unzähligen Verbindungen an seinem Körper zu lösen, dann konnte sie seinen mageren, zerbrechlich wirkenden Körper hochheben und in die Arme nehmen. „Ich werde für dich sorgen. Ich werde nicht zulassen, dass man dich mir wegnimmt", flüsterte sie ihm zu. Die beiden Männer sahen tatenlos zu, wie die junge Frau sich mit dem Kind in den Armen dem Ausgang näherte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie immer noch den Thermostrahler in der Hand hatte. Sie packte die Waffe fester und krümmte den Finger um den Abzug. Als Warnung, für alle Fälle. Sie blickte die Männer an und warnte: „Wehe, ihr stellt euch mir in den Weg!"
    Sie, war sich nicht klar, ob sie im Ernstfall wirklich von der Waffe hätte Gebrauch machen können. Aber sie glaubte schon, um Delorians willen.
    Mondra verließ die Intensivstation, trat in den Korridor hinaus und schritt diesen in Richtung ihrer Kabine entlang. Niemand stellte sich ihr in den Weg, niemand verfolgte sie. Menschen begegneten ihr, deren Gesichter sie nicht wahrnahm. Sie machten ihr Platz, verwundert und irritiert, starrten ungläubig das Kind in ihren Armen an.
    Nun erst bemerkte Mondra, dass SENECA nicht eingegriffen hatte, obwohl reichlich Gelegenheit dazu gewesen wäre. War das ein gutes Zeichen?
    Bedeutete es, dass die Bordpositronik ahnte - gar wusste -, dass sie das Richtige tat? Mondra jedenfalls war überzeugt, richtig gehandelt zu haben.
    Wenn Delorian überhaupt geholfen werden konnte, wusste nur seine Mutter den richtigen Weg dazu. Sie erreichte ungehindert ihre Kabine, verriegelte hinter sich die Tür. Dann lehnte sie sich, Delorian immer noch in' den Armen haltend, erschöpft dagegen. Atmete erst einmal kräftig durch. Diese Rettungsaktion hatte sie all ihre Kraft gekostet.
    Bitte, bitte, lass es nicht umsonst gewesen sein! rasten ihre Gedanken. Ihr war nicht klar, wen sie in diesem Moment anrief. ES, den Schöpfer des Universums, oder wen sonst. Es war auch egal. Und eigentlich musste sie an sich selbst appellieren, denn es lag nun einzig und allein in ihrer Macht, ihrem Kind ins Leben zurückzuhelfen. Sie bettete den nackten, so leblos und zerbrechlich wirkenden Knaben vorsichtig auf den Wickeltisch, legte ein Ohr auf seinen Brustkorb und lauschte seinen Herztönen. In ihrem Kopf war ein Rauschen wie von einer mächtigen Brandung, das Echo ihrer eigenen körperlichen und psychischen Belastung, aber als es sich legte, vermeinte sie, ein schwaches, unendlich leises, dumpfes Pochen zu hören. Delorians ersterbender Lebensrhythmus... Wie viele Minuten waren seit der Rettung aus dem Tank vergangen? Und Delorian lebte immer noch! Ihr Sohn würde am Leben bleiben, er sollte blühen und gedeihen, er würde wachsen und erwachsen werden und einst in die Fußstapfen seines Vaters treten. So wünschte sie es sich, und sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, damit es wahr würde.
    Aber um ihre Wünsche zu verwirklichen, musste dringend etwas unternommen werden. Mondra glaubte auch zu wissen, was nötig war. Was in den nächsten Minuten folgte, war für sie ein Zeremoniell, dessen Ablauf nicht nach den Regeln der Vernunft, sonder nach denen der Intuition ablief.
    Zuerst machen wir wieder ein Menschenkind aus dir, Delorian. Sie wusch vorsichtig seinen ausgemergelten Körper, salbte und ölte ihn. Dann legte sie ihm Windeln im und zog zuletzt den Strampelanzug über. Anschließend legte sie ihren Sohn in sein Bettchen.
    Sie betrachtete ihr wie leblos daliegendes Kind gerührt. Nun war alles wieder fast wie früher, bevor Delorian ins Koma gefallen war. Nur das Ambiente war nach ihren Begriffen noch nicht ganz stimmig. Es fehlte einiges, um Delorian die Atmosphäre eines Kinderzimmers zu vermitteln. Es fehlten die Spielsachen, die Rasseln, Schnuller und Bauklötze, mit denen ein Kind in Delorians Alter praktisch nichts anzufangen wusste,
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