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204 - An Afras Ufern

204 - An Afras Ufern

Titel: 204 - An Afras Ufern
Autoren: Mia Zorn
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Schiff. Fast gleichzeitig hechteten Rulfan und Matt über Bord. Eine Flammenfaust jagte ihnen hinterher. Sie loderte durch das Fenster und kroch an den Holzwänden des Schiffes empor…
    ***
    Wanja tanzte durch den Wohnraum seiner bescheidenen Hütte.
    »Das hast du gut gemacht«, lobte er sich selbst. Mit einer Hand fegte er schmutziges Geschirr, Abfälle und Papiere vom Tisch, mit der anderen wuchtete er die bauchige Flasche gegorenen Brabeelensafts auf die spröde Platte. »Einen guten Tropfen auf das gelungene Geschäft!« Mit einem Messer, so lang wie sein Unterarm, köpfte er die Flasche. Er ließ die schäumende Flüssigkeit in einen Bronzekelch fließen und drehte sich herum.
    »Prost, meine Liebe!«, gluckste er Chira zu. In einem Zug leerte er den Kelch.
    Die Lupa legte die Ohren an und fletschte die Zähne. Sie lag in der hintersten Ecke des Raumes, festgebunden an einer kurzen Eisenkette.
    »Oh, sei nicht beleidigt! Immerhin habe ich dich nicht den Kasanjas zum Fraß überlassen! Und ich werde dich auch nicht essen. Du bleibst mein kostbares Pfand, falls deine Freunde hier jemals aufkreuzen sollten!« Er wandte sich wieder der Tischhälfte zu, auf der die Habseligkeiten lagen, die er Matt und Rulfan gestohlen hatte: die Jacke aus dem feinen Stoff, der Säbel und dieses glänzende Ding, das an eine Pistole erinnerte.
    Wanja war so vertieft in seine Betrachtung, dass er das neugierige Augenpaar am Fenster nicht bemerkte. Es war Tashoo, der dort durch das stumpfe Glas spähte. Man hatte ihn am Nachmittag aus dem Gefängnis entlassen. Die Kasanjas hatten ihm seinen Lederbeutel und einen Rat mit auf den Weg gegeben: »Wagst du dich noch einmal in unsere Stadt, kommst du nicht mehr so einfach davon!«
    Trotz dieser Drohung war es dem Alten gelungen, Informationen über die Fremden zu erhalten: Sie waren bei diesem Wanja, den er bei ihrer Gefangennahme und im Gefängnis schon gesehen hatte. Diese Information kostete Tashoo viele seiner Zahnputzwurzeln. Und eine Kette mit Elfenbeinanhänger dafür, dass der Wächter ihm zusätzlich verriet, wo er Wanja finden konnte.
    Nun stand Tashoo vor dessen Hütte, deren Äußeres zu dem Schrottplatz auf seinem Hof passte: Schief und krumm hingen die Palmblätter vom Dach, an manchen Stellen gähnten dunkle Löcher, die Farbe blätterte von den morschen Holzwänden und die Fenster starrten vor Dreck. Das Einzige, das auf Wanjas Anwesen blitzte und blinkte, war das Höllengefährt vor seinem Eingang., Aber das alles interessierte Tashoo nicht. Er wollte nur das Buch seines toten Neffen! Es gehörte den Dankar! Sie sollten alles über das Leben ihres verlorenen Sohnes erfahren. Der Alte war sich sicher, dass Maddrax das verstehen würde.
    In dem Haus schienen jedoch nur Wanja und der Hund der Fremden zu sein.
    Tashoo warf einen letzten Blick auf den bärtigen Mann im Inneren des Hauses. Der wendete und drehte gerade ein glänzendes Ding in seinen Händen. Plötzlich zuckte eine Lichtkaskade daraus hervor. Der Alte sah noch, wie Wanja nach hinten stürzte, dann folgte ein donnerndes Geräusch. Die Eingangstür neben Tashoo zerbarst in tausend Stücke. Ein gleißender Blitz zuckte an ihm vorbei und wirbelte den Schrotthaufen in der Mitte des Hofes durcheinander.
    Tashoo machte auf dem Absatz kehrt und floh keuchend in die Hecken neben der Hütte. Aber dort erwartete ihn der nächste Schock: Er prallte gegen eine vermummte Gestalt!
    Beide fielen zu Boden. So schnell er konnte, rappelte sich der Alte auf und zog seinen Dolch aus dem Gürtel.
    »Das würde ich nicht tun«, zischte ihm die Gestalt zu. »Du willst doch nicht deine Nichte töten, oder?«
    Tashoo verstand die Welt nicht mehr. »Phillis?« Sein Blick streifte über Turban und Mantel der Frau. Sie sah aus, als sei sie durch Dreck gekrochen. »Bei der Großen Mutter, was hast du hier zu suchen?«
    »Aibas«, flüsterte Phillis. »Hast du ihn gefunden?«
    Dieses verrückte Weib!, dachte Tashoo. Wenn er ihr verriet, dass Aibas in der Salzgrube war, würde sie vermutlich nicht davor zurückschrecken, sich mit den Kasanjas anzulegen, um ihren geliebten Ziegenhirten zu befreien! Darum log er: »Nein! Aber ich bin auf Leute gestoßen, die deinen verschollenen Bruder kannten! Sie haben ein Buch bei sich, das er geschrieben hat. Und das werde ich mir jetzt holen! Um dich kümmere ich mich später!« Er drehte sich um und ließ Phillis einfach stehen.
    Mit großen Schritten stapfte er zu der hell erleuchteten Öffnung, die die
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