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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge
Autoren: Ronald M. Hahn
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Hintergrundmusik. In der Finsternis rief eine Frauenstimme nach einem Freddie. Dann wurde das Getöse der Brandung von männlichem Gelächter übertönt. Eine Tür wurde zugeschlagen.
    Rufe und Gläserklirren drangen an Matts Ohren. Das Kläffen eines Tieres. Chira? Eher nicht. Ein Murgatroyd balancierte elegant wie ein Seiltänzer über eine Wäscheleine, die sich über einer von hohem Gras bewachsenen Wiese spannte. Matt blieb stehen und schaute ihm zu. Der Murgatroyd drehte ihm eine lange Nase und verschwand.
    Wer er eigentlich der einzige Erdbewohner, der sich fragte, wie die Eichhörnchen zu ihren Facettenaugen gekommen waren? Er bog in eine Gasse ein und störte ein Paar, das in einer Nische »Such die Salami« spielte.
    »Oh, Verzeihung…«
    Matt machte kehrt und spazierte durch eine Gasse, die auf einen Hügel führte. Es war ungefähr halb zwei Uhr nachts. Das Schwarz des Himmels wurde nun zu einem dunklen Grau und gestattete ihm die Aussicht auf die Brigg.
    Schwarze Segel? Matt machte große Augen. Im asiatischen Raum hatte es vor Jahrhunderten von seefahrendem Gesindel gewimmelt. Irgendwie wirkten schwarze Segel nicht Vertrauen einflößend.
    Knatterte am Heck vielleicht auch eine Totenkopfflagge?
    Matt reckte den Hals. Er konnte nichts sehen. An Deck stand ein Mann genau neben einer Laterne: Er trug Hosen aus Wildleder, ein grünliches Wams, einen ebensolchen Dreispitz und paffte eine Zigarre. Mit dem struppigen Vollbart und dem merkwürdigen Gegenstand, der an seinem linken Ohr baumelte, glich er frappierend einem Seefahrer des 16.
    Jahrhunderts.
    Konnte sein Schiff den Indischen Ozean überqueren?
    Er musste jemanden von der Besatzung fragen, und zwar noch in dieser Nacht, sonst war es vielleicht zu spät.
    Matt drehte um. In einer Gasse sah er die Blondine mit den Zöpfen wieder. Sie schritt vor ihm her, ohne ihn zu bemerken.
    Ihr Po wippte nun weniger lasziv, doch ihr verdächtig geduckter Pirschgang ließ nur einen Schluss zu: Sie befand sich auf der Jagd. Sie wollte etwas – oder jemanden? – erlegen.
    Dieser Jemand konnte nur der einsame Spaziergänger in der Kutte sein, der etwa zwanzig Meter vor ihr leicht unbeholfen über das Pflaster schlenderte.
    Matt beschleunigte seinen Schritt. Er hatte sich nicht geirrt.
    Schon packte die Göre den Dolch, der an ihrem Gürtel hing, und zog ihn aus der Scheide.
    Nun erst sah Matt, dass ihr Opfer – offenbar ein alter Mönch – sich mit einem Stock durch die Gasse tastete. War er blind?
    Er schien auch taub zu sein, denn als das Mädchen den Arm hob und ein von abgrundtiefem Hass kündendes Fauchen ausstieß, reagierte er nicht mal.
    Matts Adrenalin kochte heiß. Er rannte los. Das Mädchen war hochkonzentriert, denn es hörte seine aufs Pflaster knallenden Absätze erst, als Matts Hand sich von hinten in ihre Lederweste krallte. Ihre Reaktion bewies jedoch, dass sie kein Amateur war: Sie ging sofort in die Knie und wich seitlich aus.
    Matt lief an ihr vorbei ins Leere. Er hatte gerade zur Kenntnis genommen, dass der Mönch in eine andere Gasse abgebogen war, als sich die verhinderte Meuchlerin schon auf ihn stürzte.
    Es gelang ihm, einen Arm zu heben, um die auf seinen Brustkorb zielende Klinge abzuwehren.
    Dann blieb ihm keine Zeit mehr zum Nachdenken: Schon musste er das Knie hochreißen, um zu verhindern, dass die Blonde ihm in den Schritt trat. Ihr Knie war hart und spitz und schmerzte, doch nun übernahm sein Instinkt die Leitung der Abwehr und wischte alle Bedenken beiseite. Matt versetzte der Unbekannten mit links eine Ohrfeige, packte mit rechts ihren Ellbogen und schüttelte ihn, bis ihr das Messer entfiel.
    Die Blonde gab nicht auf: Sie trat um sich und nahm Matts Unterleib so unfair aufs Korn, dass er auf alle in Westpoint absolvierten Gentleman-Kurse pfeifen musste und ihr einen Haken verpasste, der sie gegen eine Hauswand warf. Matt hörte sie ächzen, dann sah er, dass sie die Augen verdrehte und in die Knie ging.
    Sofort meldete sich sein Gewissen: Frauen schlägt man nicht! Matt machte einen Satz auf sie zu, um zu verhindern, dass sie mit dem Hinterkopf aufschlug. Als er sie packen wollte, griff das tückische Biest in den Straßendreck und schleuderte ihm eine Ladung ins Gesicht.
    Matt wich fluchend zurück. Es war dringend nötig, seine grundsätzlich positive Einstellung zur Frauenfrage noch einmal zu überdenken!
    Schon war das blonde Biest wieder auf den Beinen, warf sich ihm an den Hals und würgte ihn mit beiden Händen. Matt
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