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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge
Autoren: Ronald M. Hahn
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riss die Arme hoch und schlug die ihren beiseite. Als er ausholen wollte, um ihr die Prügel ihres Lebens zu verabreichen, bog ein halbes Dutzend gefährlich aussehende Gestalten um die Ecke, hinter der der Mönch verschwunden war.
    Irgendetwas traf Matts Unterschenkel und riss ihm die Beine weg. Er fiel lang hin. Die Blonde warf sich auf ihn. Sie rollten über den Boden. Die junge Frau krallte sich wie eine Klette an ihn. Als Matt wieder auf dem Rücken zu liegen kam, waren die Sterne am Himmel erloschen. Erst als er den Kopf hob und mit dem Schädel anschlug, wurde ihm klar, dass er sich unter einen Pfahlbau befand. Die Blonde lag auf seinem Bauch.
    Vor Matts Augen kreisten Sterne. Die Blonde keuchte ihm ins Ohr: »Halt’s Maul, sonst stech ich dich ab!«
    Matt hatte kaum Zeit, sich zu fragen, in was er da wieder hinein geschlittert war: Die Kerle kamen näher. Dann sah er auch den Mönch mit dem Stock: Zwei glatt rasierte Seeleute hatten ihn zwischen sich genommen. Sie wirkten so adrett wie Offiziere einer kaiserlichen Marine.
    »Was, zum…«
    Etwas Spitzes drückte sich an Matts Kinn. Es musste eine Klinge sein. Was war mit dieser Verrückten los? Offenbar hatte sie Grund, sich vor den Begleitern des Mannes zu verstecken, den sie gerade noch hatte abmurksen wollen.
    »Was geht hier vor?«, raunte Matt, als die Gruppe sich in Richtung Hafen entfernte.
    »Schnauze.« Die Blonde drückte sich so fest an ihn, dass jeder zufällige Beobachter den Schluss gezogen hätte, dass sie es miteinander trieben. Angesichts des Messers an seinem Hals beschloss Matt, sich nicht zu beschweren.
    Stattdessen prägte er sich das Gesicht seiner Gegnerin ein: Sie war verdammt hübsch. Das verächtliche Grinsen, das ihre schmalen Lippen umspielte, war typisch für ihr Alter. Es hieß: Ich Königin von Welt – du Arsch.
    Na warte, dachte Matt. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder.
    »Hör zu, Opa«, zischte ihm das Mädchen ins Ohr. »Keine falsche Bewegung, sonst schlitz ich dir die Kehle auf… Wehe, du rührst dich, bevor die Kerle weg sind!«
    Opa?! Matt kochte leise vor sich hin.
    Was bildete dieses Rotzbalg sich ein? »Was hast du gegen den Mann?«
    »Fresse! Klootzak!«
    Die Schritte der Seeleute verklangen. Die Blondine musterte Matt und zischte: »Ich hau jetzt ab. Wenn du mir folgst, mach ich dich kalt!«
    Sie wich zurück und richtete sich auf. Matt zählte bis zehn, dann rutschte auch er unter dem Pfahlbau hervor. Als er sich den Schmutz aus den Kleidern klopfte, hörte er das Klacken ihrer Sandalen.
    Unten am Kai stiegen der Mönch und seine Begleiter in eins von mehreren Booten und legten ab.
    Matt schaute ihnen zu. Sie ruderten zur Schelm hinaus, wo der Mann unter den gerefften Segeln an die Reling trat. Die Ankömmlinge kletterten über eine Jakobsleiter an Bord. Der Blinde ging ihnen voran.
    Matt betastete seinen Hals und stellte aufatmend fest, dass er nicht blutete. Vor ihm lag etwas auf dem Boden, das die junge Frau verloren hatte: ihr rotes Halstuch.
    Er hob es auf und steckte es ein.
    ***
    Als Matt über die Schwingtür des Blayk Svoan lugte, herrschte in der Taverne Grabesruhe.
    Zwei mit bodenlangen Mänteln und Kopftüchern bekleidete Frauen räumten Humpen und Becher ab und fegten die Sägespäne auf dem Boden zusammen. Die Musikinstrumente lagen verwaist herum. Auf dem Piano standen zwölf geleerte Krüge. Stühle und Hocker standen auf den Tischen. Auf dem Boden lag all das herum, was den Gästen und den Damen nach dem Genuss zu vieler Alkoholika entfallen war.
    Zwei trunkene Zecher, beide längst in einer anderen Welt, flankierten den Eingang. Ein drei Käse hoher Vierbeiner, eine Mischung aus Stinktier und Ferkel, schiffte den rechten Schläfer mit erhobenem Hinterlauf an und ging höhnisch gackernd seiner Wege.
    Matts Schatten fiel in die Taverne. Eine der Frauen schaute auf. Als sie ihn sah, zückte sie ein Messer und schrie: »Zurück! Schaitan! Zurück!«
    Matt hob die Hände, um zu zeigen, dass er friedlich war, doch dies schien die Frau noch mehr zu erschrecken, denn nun kreischte sie: »Fatima! Hilfe!«
    Fatima, die andere Putzfrau, hatte ihren Besen schon erhoben.
    »Jetzt reicht’s aber!«, rief Matt. »Ich will doch nur was fragen, verdammt!«
    Die Frauen wichen zurück. »Wir wissen nichts!«, sagte die mit dem Messer. »Wir haben nichts gesehen! Wir sehen nie etwas!« Sie schaute Fatima an. »Nicht wahr, Fatima?«
    »Ja, wir sehen nie etwas.« Fatima nickte. »Wenn du nicht sofort gehst,
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