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2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein

2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein

Titel: 2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein
Autoren: Bastei
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er den Professor um einige Zentimeter, war also für einen Indio überdurchschnittlich groß. Den Schädel hatte er sich kahl rasiert und - es fiel Tom schwer, das auf die Entfernung zu erkennen -

    anscheinend beide Ohrläppchen abgetrennt.
    »Du hast versagt, Seymor Branson.« Der Kahlköpfige verzog das Gesicht zur Grimasse. »Und du hast uns hintergangen.«
    »Warte, Pauahtun, hör mich wenigstens an. Ich kann euch erklären ...«
    Ein bedeutungsvolles, stummes Kopfschütteln des Kahlköpfigen. Ihn interessierten die Ausflüchte des Professors nicht.
    Der Indio trug keine Machete. Grimmig lächelnd zog er ein Messer aus seinem Gürtel. Die Klinge war nicht allzu groß.
    Tom wagte kaum zu atmen. Er hatte Bransons Kraft eben erst mit blanken Fäusten erlebt. Das Radkreuz konnte in seinen Händen zur tödlichen Waffe werden.
    Pauahtun, so hatte Seymor den Mann genannt, machte einen schnellen Ausfallschritt. Sein Arm mit dem Messer zuckte vor. Der Professor parierte ebenso geschmeidig mit dem Radkreuz.
    Es gab ein kurzes metallisches Klingen. Tom sah etwas davonspringen und im Dickicht verschwinden. Kein Zweifel, Branson hatte dem Angreifer das Messer aus der Hand geschlagen.
    Trotzdem wich der Professor weiter zurück und sah sich gehetzt um. An seinem Werkzeug fehlte plötzlich eine Verstrebung. Und der Indio hielt das Messer immer noch in der Hand.
    Konnte es sein, dass das Messer das massive Radkreuz durchtrennt hatte? Unmöglich! Keine Klinge war so hart, nicht einmal hundertfach gefaltete Samuraischwerter !
    Wieder griff der Kahlköpfige an. Seine Hand mit dem Messer stieß vor, eine blitzschnelle Bewegung, an deren Ende Bransons Radkreuz nur noch eine kurze Eisenstange war.
    Tom konnte es nicht glauben. Das Messer hatte Eisen wie Butter durchtrennt!
    Der Indio nickte knapp. Das war der Befehl für seine Begleiter.
    »Nein!«, rief Branson. »Ich habe euch nicht betrogen! Ich...«
    Er warf sich herum und wollte fliehen, doch ein Machetenhieb traf seine Beine und brachte ihn zu Fall. Im Nu waren die Indios über ihm. Bransons gellender Schrei wurde zum Gurgeln und brach ab. Tom schloss die Augen, als er die Machetenhiebe hörte.
    In dem Moment bedauerte er, dass er seinen 45er Single Action nicht auf die Reise mitgenommen hatte. Die Suche nach dem Leichnam Paul Gauguins war weiß Gott kein Anlass gewesen, einen Colt einzupacken. Es war eine Hinrichtung, die die Indios vollzogen hatten. Tom hätte sich in diesen Sekunden nicht einmal gewundert, wenn sie Bransons Herz den alten Maya-Göttern geopfert hätten. Ihm war aber auch klar, dass er die nächste Leiche abgeben würde, falls sie ihn entdeckten.
    Sie durchwühlten den Jeep, fanden aber offenbar nichts, was sie interessiert hätte. Einer von ihnen holte den Reservekanister und schüttete den Inhalt ins Fahrzeug.
    Dann liefen sie hinüber zu dem eingesunkenen Erdhügel. Die Flammen fanden in dem nassen Grün wenig Nahrung. Allerdings wölkte dichter Rauch in die Höhe. Da wenig Wind herrschte, musste die Qualmsäule weithin zu sehen sein. Tom fragte sich, wie lange es dauern würde, bis jemand kam, um nachzuschauen. Er hörte die Indios diskutieren. Offenbar suchten sie nach einem Zugang in die Anlage, kamen aber nicht weit. Die Explosionen hatten ganze Arbeit geleistet.
    Die Indios kehrten zurück. Aber nun waren sie zu fünft!
    Ein Weißer begleitete sie. Ein Don, eine bessere Umschreibung kam Ericson in dem Moment nicht in den Sinn.
    Wo kam der plötzlich her? Tom hatte seine Ankunft nicht bemerkt.
    Der Mann war ausnahmslos in Weiß gekleidet, vom Hut über die Krawatte bis hin zu den Schuhen. Er war groß, gute zwei Meter, hatte ein schmales, kantiges Gesicht mit einem kaum erkennbaren hellen Oberlippenbart. Mit seinem weißen Anzug wirkte er im Dschungel noch deplatzierter als die eleganten Indios.
    Die fünf blieben kurz stehen. Tom hörte den Weißen reden, verstand aber nicht, was er sagte. Erst glaubte Ericson an einen besonderen Dialekt, dann fing er an, mit einigen Sprachen zu vergleichen. Das war nichts, was er wiedererkannt hätte. Da die Indios den Mann verstanden, kamen aber kaum europäische oder asiatische Sprachen in Betracht.
    Wenige Minuten später war der Spuk vorbei. Der Jeep brannte aus, nachdem einer der Indios den Sprit angezündet hatte. Die Mörder zogen sich zurück. Und Tom erlebte noch eine Schrecksekunde, als der Mann in Weiß plötzlich stehen blieb und zurückschaute - genau in seine Richtung. Aber das konnte nur ein Zufall
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