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2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein

2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein

Titel: 2012 - Folge 1 - Botschaft aus Stein
Autoren: Bastei
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fein geflochtene Schnur mit dem Schmuckstück verloren. Vielleicht auch sein Retter. Der Ring wirkte klobig. Tom schloss die Hand um den Fund und ließ ihn in eine seiner Taschen gleiten. Er hoffte sogar, dass der Ring dem Indio gehören möge. Denn dann würde der Mann kommen und ihn zurück erbitten. Im nächsten Moment fragte Tom sich, ob der unbekannte Anrufer in Muna ebenfalls der Indio gewesen sein konnte.
    Tom schritt wieder schneller aus. Vor ihm wurde die Stadt belebter. Noch zwölf Straßenzüge nach Osten, dann brauchte er auf der Calle 64 nur mehr nach Süden gehen.
    Als er das Hotel erreichte, ging er daran vorbei und bog in eine schmale Seitengasse ab. Erst als er einigermaßen sicher sein konnte, dass niemand ihm gefolgt war, ging Ericson weiter. Er betrat das Hotel über einen Seiteneingang und wartete fast fünf Minuten hinter einer Mauerecke, bevor er den Aufzug kommen ließ. Von Schmuck verstand Tom nicht allzu viel. Seine Kenntnisse reichten gerade aus, ihn erkennen zu lassen, dass der Ring nichts war, was er jederzeit in einem Juweliergeschäft hätte kaufen können. Fast schon zu klobig dafür, ihn sich an den Finger zu stecken. Vermutlich hatte ihn sein Träger deshalb an der Flechtschnur um den Hals getragen.
    Tom schaltete die kleine Schreibtischlampe ein. Im hellen Licht suchte er nach einer Gravur, doch der Ring war innen völlig glatt.
    Er war gut einen Zentimeter breit und dreigeteilt. Die beiden Randstücke wirkten wie Gold und trugen einen prächtigen Facettenschliff. Aus welchem Material der etwas breitere Mittelteil bestand, konnte Tom nicht abschätzen. Es war tiefblau und ließ sich innerhalb der beiden Seitenteile bewegen. Ein paarmal drehte der Archäologe den Ring unschlüssig zwischen den Fingern, dann legte er ihn auf die Schreibplatte. Als er sich abwandte, hörte er Stimmen. Im ersten Moment glaubte er, dass der Radiowecker angegangen wäre, aber die Stimmen erklangen eindeutig vom Schreibtisch her. In akzentbehaftetem Englisch meldete eine Stimme Flug 447
    im Landeanflug.
    »Flug 447, hier Anflugkontrolle Merida. Halten Sie Ihre Höhe und gehen Sie auf Warteposition. Die Landebahn kann noch nicht freigegeben werden. Haben Sie verstanden, 447?« »Klar und deutlich. Wie lange müssen wir oben
    ...?«
    Die Stimmen verstummten in dem Moment, als Tom den Ring wieder an sich nahm und sich dabei der tiefblaue Mittelteil verschob.
    Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe. Einen Funkempfänger in dieser Form und Größe hatte er bislang nirgendwo gesehen.
    Nur eines wusste er in diesem Moment mit Sicherheit: Das Teil war kostbar, und wer immer sein Besitzer war, er würde nichts unversucht lassen, sich den Ring zurückzuholen.
    Epilog
    Die Indios hatten ihn erwartet und er war gekommen.
    In seiner Nähe fühlten sie eine eigenartige Anspannung, etwas, das sie unmöglich in Worte fassen konnten. Er war
    ... etwas Besonderes.
    Seine bernsteinfarbenen Augen wandten sich jedem der vier zu. Keine Regung lag in seinem Blick; sie wussten nicht, ob er zufrieden oder erzürnt war. Er blinzelte nicht einmal. Diese Augen waren durchdringend, so stechend wie die Sonne am Mittag, die kaum einen Schatten warf.
    Auch sein schmales, kantiges Gesicht erschien ihnen unbewegt. Es lächelte nicht und es verdammte nicht, auch wenn es dafür viele Anlässe gegeben hätte.
    Dem Jaguar wandte er sich als Letztem zu. Und selbst Pauahtun hatte Mühe, seinem Blick standzuhalten. Tief im Innern fühlte sich der Indio berührt, und die Tätowierung des Göttersymbols auf seinem kahlrasierten Hinterkopf schien mit einem Mal wie Feuer zu brennen.
    »Wir haben einen Rückschlag erlitten aber trotzdem unser erstes Ziel erreicht«, sagte der Weiße Mann mit leiser Stimme. »Der Fremde hat Aufnahmen der Karte gemacht, bevor die Kammer zerstört wurde. Dank ihm wissen wir nun, dass der Plan zweigeteilt war - umso erfreulicher, dass Ericson ihn gefunden und gesichert hat.« Pauahtun senkte den Kopf, bevor er sprach. »Wird er denn nicht dieselben Schlüsse ziehen wie Branson, der uns trotz des Ololiuqui-Pulvers hintergehen konnte?«
    »Das habe ich rechtzeitig verhindert«, antwortete der Mann in Weiß. »Vier seiner Fotos hätten ihn auf die richtige Spur gebracht, doch ich habe sie gelöscht. Ericson hat die Wandbilder zwar gesehen, aber Erinnerungen dieser Art verblassen schnell.«

    »Wird er den Weg des Verräters weitergehen?« Pauahtuns Frage kam zögernd.
    Der schlanke, ganz in Weiß gekleidete Mann schaute
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