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1998 - Am Proto-Tor

Titel: 1998 - Am Proto-Tor
Autoren: Unbekannt
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Klarheit in seinem Kopf zu schaffen. „Ich muss zurück auf die Brücke", sagte Rhodan zu Foremon. „Vorher allerdings will ich dabei sein, wenn Kaif Chiriathas Geist sich über dem Feld der Schriften verströmt." Er hatte inzwischen einen Blick auf sein Chronometer geworfen und gesehen, dass es noch immer den 29. April anzeigte.
    Auf dem Weg über die Brücke in die Unendlichkeit schien diesmal wirklich so gut wie keine Zeit vergangen zu sein. „Ich werde dir helfen, Rhodan", sagte Foremon. „Kaif Chiriatha soll sich verströmen wie noch nie eine Galornin vor ihr. Das sind wir ihr schuldig."
    „Ja", sagte Rhodan nur. „Wir fliegen wieder zum Lift", sagte Foremon. „Ich kann den Anzug der Zweiten Botin unter Fernsteuerung nehmen."
    Rhodan brauchte noch eine Weile, bis er sich genügend von den körperlichen und den seelischen Strapazen erholt hatte. Dann stand er auf und nickte. „Ich bin soweit, Foremon." Der Adlat zog ein Instrument aus einer der Taschen seiner Montur und richtete es auf Kaif Chiriathas gelben Anzug.
    Sofort hob der sich in die Höhe und folgte exakt den Befehlen des Wächters.
    Perry Rhodan folgte den beiden. Er hoffte, dass alles schnell und reibungslos über die Bühne ging. Die erste Panne geschah, als sie den Lift erreichten. Er funktionierte nicht mehr. Sie standen unten am Eingang und sahen nach oben. Den Höhenunterschied mussten sie nun mit ihren Antigravs zurücklegen. Es war in seinen Augen wie ein böses Omen.
    Sie schafften es, langsam nach oben zu steigen, und erreichten auch schließlich Herz-FÜNF. Dort gelandet, mussten sie aber feststellen, dass es einigen der Hoffnungslosen aus den vier unteren Plattformen gelungen war, Herz-FÜNF zu erreichen, das längst nicht mehr vom Andro-Hüter Szuker bewacht wurde. Die Zentrifaal, Mocksgerger und Kroogh hatten es sogar geschafft, große Verwüstungen auf dem Feld der Schriften anzurichten. Und sie wüteten immer noch. Aller Hass, der sich im Lauf der Zeit gegen Herz-FÜNF aufgestaut hatte, war schlagartig durchgebrochen. Und immer noch folgten ihnen andere über hohe Leitern, die sie an die Begrenzungsmauer angelegt hatten. „Schnell, zu einer der noch freien Säulen!" rief Rhodan Foremon zu. „Uns bleibt keine Zeit mehr. Kaif Chiriatha stirbt jeden Moment!"
    „Mir nach!" rief der Adlat. Damit schwebten Foremon, Perry Rhodan und Kaif Chiriatha nach Osten und tiefer in die Anlage hinein, dort, wo Kaifs Raumschiff geparkt War. Bis hierher waren die Slumbewohner noch nicht vorgedrungen. Über einer besonders hohen, silbernen Säule ließ Foremon Kaif Chiriathas Körper zur Ruhe kommen. „Jetzt kann es geschehen, Rhodan!" rief der Wächter der Ebene. „Jetzt kann sie sich verströmen."
    „Warte!" sagte Perry und wandte sich per Funk noch ein letztes Mal an die Galornin. Er war nicht sicher, eine Antwort zu bekommen. „Kaif, kannst du mich noch hören?" fragte er. Nach einer Weile, die ihm endlos erschien, hörte er die Stimme der Zweiten Botin. „Ich bin an meinem Ziel angelangt, Perry, und ich danke dir dafür. Es ... wird nun alles gut werden. Kehre du um und öffne das Proto-Tor. Mein Leben ... war nur ein Mosaikstein in der langen Geschichte Thoregons. Fülle du diesen Stein wieder aus. Lebe wohl, Perry ..."
    Er schluckte. Kaif Chiriatha schwebte hoch über dem silbernen Obelisken. Und plötzlich explodierte sie in einem völlig unwirklichen Licht. Sie verströmte ihr Leben ins Universum, ein letztes Zeugnis von Ethik und Gewissen einer bedeutenden Galornin. Die Glücks-Reduktion war von überwältigender Kraft. Rhodan fühlte sich von einer Ekstase in die andere gerissen. Er sah aus den Augenwinkeln, dass die Bewohner der unteren Viertel, die es bis zu diesem Ort geschafft hatten, ebenfalls wie gelähmt dastanden oder sogar zusammenbrachen.
    Es war, als würde sich das ganze Universum an diesem Punkt bündeln und seine positive, schöpferische Kraft verströmen. Ein Schwall von Farben und Formen und psionischen Eindrücken, der erst nach wenigen Minuten abebbte. Dann war Kaif Chiriatha tot. Sie integrierte sich in die silberne Säule, die von nun an auch ihren Namen trug. Kaif! dachte Rhodan erschüttert. Warum ausgerechnet du? Aber er erhielt keine Antwort. Kaif Chiriatha war aus dieser Welt geschieden.
    Perry Rhodan warf einen letzten Blick auf die silberne Säule, in die Kaif Chiriathas Geist gefahren war. Kaifs Name war jetzt unter den vielen tausend anderen zu lesen, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.
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