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1998 - Am Proto-Tor

Titel: 1998 - Am Proto-Tor
Autoren: Unbekannt
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viele, wie du Galaxien und Sternennebel unter dir siehst, wenn du nur endlich weitergehst. Rhodan stand schwankend auf der Brücke. Vor ihm fehlten zwei Bohlen von je zwanzig Zentimetern Durchmesser - dort, wo er mit dem Arm ins Nichts geglitten war. Er konzentrierte sich und übersprang die Lücke. Er ging einige Schritte weiter, und immer mehr lichtete sich der Nebel. Er sah über, seitlich und unter sich die Galaxien, Sternhaufen und Protogalaxien, die ihm inzwischen vertraut waren - wobei niemals das eine dem anderen glich.
    Dennoch überfiel ihn jedesmal wieder die gleiche Faszination.
    Ein weiterer Bohlensteg fehlte und musste überschritten werden. Was hatte das zu bedeuten? Perry Rhodan ging weiter. Jetzt sah er unter sich durch die Lücke im Steg wieder das Universum mit seinem unendlichen Sternenmeer. Er sah brodelnde Protoplasmamassen, aus denen Sonnensysteme und Galaxien entstehen würden. Und er sah alternde Sterne, die sich in Schwarze Löcher verwandelten. Raum und Zeit schienen keine Bedeutung auf der Brücke in die Unendlichkeit zu haben. Er sah die Zukunft wie die Vergangenheit oder die Gegenwart. Der Hauch der Unendlichkeit und der Ewigkeit umfloss ihn wie immer an diesem Ort.
    Der Terraner nahm die nächste Bohle und ging einige Schritte sicher weiter. Er wusste, wohin er wollte. Seine Absicht war, zunächst ein weiteres Mal die Öffnung des Proto-Tors zu versuchen. Wenn das nicht gelang, wollte er die Möglichkeiten der Brücke ausnutzen und die übrigen Boten von Thoregon zu Hilfe holen. Gemeinsam war es ihnen vielleicht eher möglich, zum Rat von Thoregon vorzudringen, als einem einzelnen. Plötzlich, er glaubte nicht recht zu sehen, verschwand eine der Bohlen direkt vor ihm. Sie löste sich scheinbar spurlos auf, und darunter kam wieder das Universum zum Vorschein. Er hätte sich nur bücken und vorbeugen müssen, um in „einen ganzen Galaxiencluster hineinzugreifen.
    Was bedeutet das? fragte er sein Passantum wieder. Und die Antwort kam auf die gewohnt telepathieähnliche Art und Weise: Die Brücke verliert an Stabilität. Es wird höchste Zeit, dass das Konstituierende Jahr endet! Ansonsten wird sich die Brücke möglicherweise ganz auflösen, oder sie wird unbegehbar.
    Das war eine Horrorvision für ihn. Dieses uralte, von unbekannten Mächten geschaffene Instrument konnte einfach nicht von heute auf morgen zerfallen - oder war gezielte Sabotage im Spiel? Falls ja, von wem? Ohne die Brücke in die Unendlichkeit war an eine Realisierung von Thoregon ebenfalls nicht zu denken. Die Boten der sechs Mitgliedsvölker brauchten sie, um einander schnell erreichen und miteinander kommunizieren zu können; oder um Hilfe zu rufen, falls sie bedroht wurden. Und schließlich war die Brücke der einzige Ort, wo es möglich war, einem Helioten zu begegnen.
    Rhodan atmete tief aus. Sein Atem kondensierte und wurde zu einer kosmischen Ursuppe, aus der sich neue Sterne und Galaxien bildeten, die ihren Platz in der Ordnung der Schöpfung suchten. Perry Rhodan sah vor sich die Brücke, die in der Endlosigkeit zu verschwinden schien. Er wusste es besser. Er durfte diesem Eindruck nicht trauen. Das Ende der Brücke war viel schneller zu erreichen, als es nun aussah. Er überschritt auch diese neue Lücke. Die Brücke war in regelmäßigen Abständen an Stützpfosten aufgehängt. Die Pfeiler ragten einen Meter über die Lauffläche hinaus, und nach unten verschwanden sie wie in fahlem Dunst, irgendwo in der Endlosigkeit unterhalb des Steges. Es war kein Ende zu erkennen, kein „Boden", in dem sie verankert waren. Ihr Anker war das Universum selbst.
    Als Rhodan den ersten Doppelpfosten erreichte, blieb er stehen und hielt sich daran fest. Er drehte sich um und sah keinen Anfang der Brücke mehr, obwohl er erst wenige Schritte gegangen war. Aber auch das war er gewohnt. Vor ihm lösten sich drei Bohlen auf einmal in nichts auf. Sie hatten nicht direkt nebeneinander gelegen, aber während er in Panik hinsah, verschwand eine vierte, als habe das Universum sie verschlungen. Das Grauen ergriff ihn. Ein nochmaliger Blick zurück zeigte ihm, dass jetzt auch dort Lücken klafften. Wenn Perry Rhodan keine Lust auf einen Balanceakt hatte, musste er springen - und zwar schnell, bevor die Lücke auch dafür zu groß wurde. Er konnte nur hoffen, dass die Bohle, auf der er landete, nicht im gleichen Augenblick aufhörte zu existieren.
    Der Terraner legte eine längere Strecke zurück, ohne dass es zu neuen Veränderungen kam.
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