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1998 - Am Proto-Tor

Titel: 1998 - Am Proto-Tor
Autoren: Unbekannt
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Sein Atem ging schwer. Er hörte ihn wie in einem Echo, und es klang wie der Atem der Universen rings um ihn selbst, der Pulsschlag der Zeit, das Dehnen und Wiederzusammenschrumpfen des Raumes. Es war fast wie eine überirdisch schöne Musik, nicht von Menschen gemacht eine Sinfonie der Schöpfung. Ein kalter Schauder fuhr ihm das Rückgrat hinab. Er kam sich so unendlich winzig vor, eine Amöbe im Angesicht Gottes.
    Nie zuvor hatte er diese Musik gehört oder das Gehen auf der Brücke so empfunden. Hatte sie etwas mit dem Niedergang zu tun? Am nächsten Pfeiler blieb er stehen und umfasste ihn. Er war erschöpft, obwohl er sich körperlich noch nicht angestrengt hatte. Er stützte sich für einige Augenblicke und wollte den Pfeiler gerade wieder loslassen, als unter ihm die Bohlen sich auflösten und verschwanden. Es waren mindestens vier Stück auf einmal gewesen. Perry schrie gellend auf und klammerte sich an dem Pfeiler fest. Trotzdem rutschte er etliche Zentimeter an ihm hinab.
    Seine Beine baumelten im Nichts zwischen den Galaxien, Sternhaufen und einsamen Sonnen, bevor er sie endlich in seine Gewalt bekam und um den Pfosten schlingen konnte.
    Rhodan biss die Zähne aufeinander, dass sie knirschten. Unter unsäglichen Mühen, als wöge er das Zehnfache seines Gewichts, schob er sich an dem Pfeiler hinauf, bis sein Kopf auf gleicher Höhe mit den Brückenbohlen war. Die nächste Bohle war jetzt etwas mehr als einen halben Meter von ihm entfernt. Er atmete tief ein und versuchte, sie mit den Fingern der ausgestreckten linken Hand zu berühren. Es reichte nicht. Die Brücke schien vor ihm zurückzuweichen. „Das Antigravaggregat des Anzugs!" krächzte er. „Aktivieren!"
    „Ich bedaure, aber durch die unbekannten Phänomene ist auch Aggregat des Antigravs ohne Wirkung", antwortete der Pikosyn der blauen Montur. „Unbekannte ... Phänomene?" Rhodan rutschte. An seinen Beinen schienen Zentnergewichte zu hängen. Wieder schaffte er es, sich auf das Höhenniveau der Brücke hinaufzuarbeiten. Er schwitzte, und jeder Tropfen Schweiß, der von seiner Stirn in die Tiefe perlte, explodierte zu einer Supernova.
    Du musst dich beeilen, wisperte das Passantum. Sonst hast du keine Chance mehr, das rettende Ufer zu erreichen! Das rettende Ufer? Rhodan wusste, was das Gerät meinte. Er hätte etwas für eine Möglichkeit gegeben, Schwung holen zu können. Aber er hatte nur diesen Stützpfeiler, an dem er wie ein Klammeraffe hing. Er versuchte erst gar nicht, sich seine Chancen auszurechnen. Also ließ er mit der linken Hand los und streckte sie so weit wie möglich nach hinten. Gleichzeitig spannte er die Muskeln seiner Beine an. Es musste beim erstenmal klappen, oder er...
    Er vermied es, nach unten zu blicken. Der Terraner schloss die Augen und konzentrierte sich. Sein Atem ging jetzt ruhiger. Als er sie dann wieder öffnete, stieß er einen Schrei aus und katapultierte sich wie eine Feder vom Pfeiler zu der nächsten Bohle, die vor seiner Hand zurückgewichen war.
    Für lange Sekundenbruchteile, die ihm wie eine Ewigkeit erschienen, schwebte er zwischen den beiden einzigen Möglichkeiten, an der Brücke Halt zu finden - zwischen dem Pfeiler und der Bohle. Das Universum unter ihm schien wie ein gieriges Maul zu sein, das darauf wartete, dass er in es hinabstürzte - vielleicht um ein völlig neues zu begründen.
    Dann endlich berührten seine Hände die Bohle, und seine Finger schlugen sich hinein. Er hing! Diesmal war sie nicht zurückgewichen. Rhodan baumelte hilflos an ihr, aber wenigstens hatten seine Hände Halt. Unter Aufbietung aller Kräfte, unterstützt von den Kraftverstärkern seines Anzugs, zog er sich so weit hoch, dass er die Ellbogen über den Graphit schieben konnte. Er sah Sterne vor den Augen und rang wieder nach Luft. Dann die zweite Anstrengung: Er brachte es fertig, seinen Oberkörper auf die Brücke zu bringen.
    Der Rest war relativ leicht. Rhodan stemmte sich vor und zog die Beine nach. Schwer atmend blieb er auf dem Bauch liegen und wartete darauf, dass sich das Karussell in seinem Kopf zu drehen aufhörte. Endlich richtete er sich auf. Vor ihm fehlten in der Brücke nur relativ wenig Bohlen. Fast hätte man glauben können, dass das Verschwinden von gleich vier Stück auf einmal ein gezieltes Attentat auf seine Person gewesen sei. Aber welche Macht würde sich der Zerstörung der Brücke in die Unendlichkeit bedienen, um ihn aus dem Weg zu schaffen? Wer die Brücke zur Auflösung bringen konnte, der
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