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1990 - Der Silberwolf

Titel: 1990 - Der Silberwolf
Autoren: Unbekannt
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sich einen Ruck und stakste mit fliegendem Herzen hinaus. Ein paar Sekunden brauchte er, bis er im Halbdunkel die Gestalt in der Nähe der Wohnungstür entdeckte. „Nein!" ächzte er. „Ich träume." Fassungslos starrte er auf den Mann, der sich langsam in Bewegung setzte und auf ihn zukam. Er war der größte von allen, ein richtiger Hüne. Und er war ein Held. Von der linken Stirnseite zog sich bis zum Mundwinkel eine dunkle, verquollene Narbe, die er beim Kampf gegen eine Ratte davongetragen hatte. „Frohe Weihnachten, Kleiner, hörte er Domino Ross mit erstaunlich tiefer Stimme sagen. Dabei zwinkerte der siganesische Draufgänger mit dem rechten Auge. „Ich bin gekommen, um mir die Ergebnisse deiner Arbeit anzusehen."
    Kurz vor achtzehn Uhr gelang es Kirk Albado, den Kode der Steuerplatine zu knacken. Dank der überragenden Rechenfähigkeiten syntronischer Systeme hatte er keine zwölf Stunden benötigt. Die Völker Algions und Chearths allerdings wären nie in der Lage gewesen, die Konstruktion zu entschlüsseln. „Ich brauche einen Freiwilligen, dessen Kopf in ein Voranesen-Netz passt. Am besten schickt ihr mir einen Terraner", meldete der Hyperphysiker in die Kommandozentrale. „Vielleicht findet sich trotz der angespannten Lage einer."
    Die Algioten griffen zum wiederholten Mal den Kordon galaktischer Schiffe an, der Thagarum umgab. Phil Agorar, der Cheffunker der MERLIN, versprach, sich darum zu kümmern. Minuten später steckte das Zentralmodul der GILGAMESCH im Gefecht mit über tausend algiotischen Einheiten. Als der Kampf nach Stunden endlich abflaute, schickte ihnen die Schiffsführung Dr. Julio Mangana. Die Siganesen bugsierten eines der Voranesen-Netze nach oben zur Decke und durch die Transportluke hinaus ins Reich der Riesen.
    Mangana wartete am hinteren Ende des Containers. Er nahm es in Empfang und stülpte es sich über den Kopf. „Ein bisschen groß", sagte er. „Aber es wird gehen." Kirk Albado ließ sich vor das Terminal des Hauptsyntrons sinken. Er berührte einen Sensor. „Achtung, ich schalte jetzt die Psi-Kanone ein."Er meinte einen simplen Hypersender. Dieser schickte gebündelte Impulse im UHF-Bereich aus. Gleichzeitig maß ein Hyperorter die Signale, die vom APRE-Netz zurückkehrten. „Ich spüre nichts", hörte er Mangana sagen. „Das ist auch nicht zu erwarten. Das Netz schirmt ab. Es beeinflusst nicht." Albados Blick fraß sich am Monitor fest. Die farbigen Kurven ließen seinen Puls schneller schlagen. Seine Finger krampften sich unwillkürlich um den Rand der Konsole. Die Abschirmung legte sich innerhalb des Schädels um das Gehirn. Sie verfügte über einen noch unbestimmten Grad an Flexibilität und passte sich problemlos dem Gehirnvolumen des Terraners an.
    Und sie reflektierte die Impulse der Psi-Kanone zu hundert Prozent. Der Hyperphysiker veränderte die Sendefrequenz. Er trieb sie quer durch den psionischen Bereich abwärts und aufwärts bis zu den Grenzen des UHF-Bandes und ein Stück darüber hinaus. Die Steuerplatine des Netzes stellte sich optimal auf die Bedrohung ein. Das Netz schirmte den gesamten UHF-Bereich gleichmäßig ab. Dieses Ergebnis stand im Widerspruch zu den Berechnungen des jungen Pinkor.
    Julio Mangana begann plötzlich zu schreien. Gleichzeitig schossen die Anzeigen auf dem Monitor in die Höhe. Kirk schickte den Steuerkode an das Netz und versuchte, die Leistung des Geräts zu drosseln. Es ging nicht. Das Antipsionische Reflexionsnetz oder APRE-Netz, wie die offizielle Bezeichnung inzwischen lautete, akzeptierte keinerlei Impulse. Auf dem Bildschirm sah er, wie sich Mangana geistesgegenwärtig das Ding vom Kopf riss und in eine Ecke schmetterte. Das Netz knirschte. Ein greller Blitz und eine Rauchwolke kündeten von der Zerstörung der Steuereinheit. Ein Medoroboter raste herbei und kümmerte sich um den Arzt. „Danke, es ist alles in Ordnung", wehrte Mangana ab. Kirk Albado verließ den Container und schwebte zu dem Terraner hinüber. „Warum hast du geschrien?"fragte er. „In meinem Kopf breitete sich plötzlich fürchterliche Hitze aus. Ich hatte Angst, das Bewusstsein oder meinen Verstand zu verlieren."
    „Du hast richtig gehandelt", stimmte der Siganese zu. Der Teamchef benötigte eine Weile, bis er die Bedeutung des Vorgangs in letzter Konsequenz begriff.
    Das Steuerprogramm hatte den Kode nach dessen Entschlüsselung eigenständig verändert und war in der Lage, den Träger des Netzes anzugreifen.
    Vermutlich konnte es ihn sogar
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