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1988 - Die Diener der Materie

Titel: 1988 - Die Diener der Materie
Autoren: Unbekannt
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wenn seine Existenz einmal endete, dann gewiß in einer kosmischen Katastrophe.
    Der Todesfall blieb der einzige für lange Zeit. Schließlich setzte jedoch ein Prozeß ein, den er nicht bedacht hatte, der ihn trotz seiner nicht zu verkennenden Intelligenz vollständig überraschte: Die Musiker wurden alt, sie starben, und nach hundert Jahren war von seinem Orchester nichts mehr übrig.
    Samaho wußte, daß er ein neues Ensemble zusammenstellen konnte.
    Er verfügte vielleicht nicht über alle Zeit des Universums, zumindest aber über Jahrhunderttausende.
    Allein, das neue Orchester würde nicht die Qualität des alten besitzen, weil er all die musikalischen Fertigkeiten und Nuancen erst neu erarbeiten mußte. Er würde den Arbeitsprozeß von nun an alle hundert Jahre neu in Angriff nehmen müssen, abhängig von den Gesetzen einer unerbittlichen Biologie. Einer Biologie, die als wirksamste Triebfeder des Lebens den Tod implementiert hatte.
    Torr Samaho entschied sich, auf absehbare Zeit kein neues Orchester aufzubauen.
    Statt dessen begann er eine Rundreise, die ihn zu den acht anderen Kosmischen Fabriken führen sollte. Er war sicher, daß seine Brüder mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpften wie er selbst, und er hegte die stille Hoffnung, sich von den Strategien der anderen Diener Lösungswege für die eigene Situation abzuschauen.
    Seine erste Station war WAVE, in einem Quadranten am mathematischen „Rand" des Standarduniversums.
    Als er Ramihyn kontaktierte, mußte er jedoch den ersten Fehlschlag hinnehmen. Sein Bruder hatte sich so sehr daran gewöhnt, den Anzug des Todes am Leib zu tragen, daß er ihn nicht mehr ablegen konnte. Der Anzug wirkte tödlich selbst auf die anderen Diener der Materie.
    Für ein persönliches Gespräch hätte Samaho einen Vitalenergiespender benötigt, und selbst dann wäre der Kontakt mit Ramihyn, dem Totengräber, nicht sehr angenehm ausgefallen.
    In seiner Fabrik lebte eine Rasse von untoten Wesen, die keine Vitalenergie besaßen und die deshalb nicht mehr sterben konnten.
    Ansonsten stellten Roboter Ramihyns einzige Gesellschaft dar. Samaho ging davon aus, daß die Isolation vernichtende psychologische Auswirkungen haben mußte und daß sich Ramihyn früher oder später zu einem Problem entwickeln würde.
    Die nächste Fabrik, deren Standort er nach einigen hundert Jahren ausmachte, war Pan Owwes SUVARI.
    Owwes wichtigste Aufgabe bestand darin, ein neues Sporenschiff mit On- und Noon-Quanten auf die andere Seite des Universums zu schicken, ins unbelebte Arresum, um dort endlich mit kosmokratischer Hilfe Leben und Intelligenz zu verbreiten.
    Torr Samaho gewann jedoch den Eindruck, daß Owwe seine Aufgabe ausgesprochen schlampig, wenn überhaupt in Angriff nahm.
    Owwes Passion schien ihn dagegen vollständig in Anspruch zu nehmen. Sein Bruder nannte sich selbst „den Sammler", weil er in seiner Fabrik die umfangreichste Schädelsammlung des bekannten Universums beherbergte. Owwe war besessen von dem Gedanken, den Ursprung der humanoiden Rassen herauszufinden, und Torr Samaho konnte sich gegen den Verdacht nicht wehren, daß Pan Owwe ausgerechnet seinen Schädel liebend gern besessen hätte, möglicherweise in der Annahme, die Rohkörper der Maunari-Zyklopen könnten mit dem geheimnisvollen „Ursprung" in Verbindung stehen.
    „Womit verbringst du deine Jahre?" fragte er seinen Bruder mit einer deutlich hörbaren Spur von Vorwurf.
    „Warum ist es dir noch nicht gelungen, neue Sporenschiffe ins Arresum auf den Weg zu bringen? Es war Hismooms Auftrag an dich!"
    Pan Owwe widmete Samaho einen langen Blick, der irgendwo zwischen Milde und Gier angesiedelt war. Er stapfte durch die endlosen Korridore von SUVARI, durch ein bizarres Lager von Schädelfossilien, und wies an den ihm geeignet scheinenden Stellen auf besondere Exponate hin.
    Nur auf Samahos Frage gab er keine Antwort.
    „Pan Owwe! Ich bestehe darauf!"
    Der Zyklop griff plötzlich in eines der vollgestopften Regale, und er brachte einen halb zertrümmerten Schädel zum Vorschein.
    „Das hier stammt aus dem Arresum, Samaho... Ein Ayindi-Schädel. Extrem schwer zu bekommen, glaube mir.
    Du siehst also, ich befasse mich mit der Frage. Das erste Schiff habe ich bereits losgeschickt."
    „Ich sehe nur Schädel. Und ein einziges Schiff in all dieser Zeit?"
    Ein Lächeln stahl sich in das häßliche Gesicht des Zyklopen.
    Er fragte Torr Samaho: „Kannst du dir nicht vorstellen, daß noch wichtige Dinge neben Hismooms Aufträgen
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