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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Bert Naumann geführt, dem Redakteur, für den Victor den Bericht über die Galápagos-Inseln hatte schreiben wollen. Das meiste, was Naumann ihm erzählen konnte, hatte er schon von der Mutter erfahren. Aber eine zusätzliche Information war vielleicht von Belang: Victors Brief an die Redaktion war nicht in Ibiza aufgegeben worden, sondern in Barcelona. »Wann hat er ihn geschrieben?« hatte Klaus gefragt, und darauf hatte Naumann geantwortet: »Am fünften März.«
    Das war also derselbe Tag, an dem auch der Brief an die Mutter geschrieben worden war.
Klaus hatte es dann noch genauer wissen wollen: »Und wann ist der Brief abgestempelt?«
Daraufhin hatte Naumann zunächst erwidert: »Also, Herr Hemmerich, wir haben in unserem Stall zwar so ziemlich alles unter Kontrolle, aber nicht auch noch die Briefumschläge!« Doch dann war dem Mann etwas eingefallen. »Moment mal, ich hab … Mensch, haben Sie ein Glück, ich hab die Juan-Carlos-Marken meinem Sohn mitgebracht. Sie müßten in seiner Blechschachtel liegen. Wenn Sie ein paar Minuten Geduld haben …«
Und eine Weile später hatte Klaus Hemmerich das Datum des Poststempels erfahren: Barcelona, 6. März.
Und nun lag er im Bett und konnte nicht schlafen, weil dieser Stempel ihn irritierte, ließ er doch vermuten, daß die Nachforschungen noch viel schwieriger sein würden, als er angenommen hatte. Möglicherweise kam nun für die ersten Recherchen nicht mehr allein die relativ überschaubare Mittelmeerinsel in Frage, sondern ganz Spanien.
Um zwei Uhr in der Nacht stand er auf. Er hatte noch nicht geschlafen, ging hinunter in die Küche, aß ein paar Mandarinen, rauchte, im Bademantel am Küchentisch sitzend, eine Zigarette, ging wieder nach oben, aber nicht in sein eigenes Zimmer, sondern in das von Victor, setzte sich aufs Bett, zwischen die ausgebreiteten Sachen, besah sich noch einmal jeden einzelnen Gegenstand genau. Er erwartete nicht, in der spärlichen Hinterlassenschaft seines Bruders einen weiteren Hinweis zu finden. Nein, es war ein ganz emotionaler Impuls, der ihn bewog, alles noch einmal in die Hand zu nehmen, denn es waren nun mal die Dinge, die Victor zuletzt benutzt, die ihn umgeben hatten und die, sollte er sich wirklich gewandelt haben, als letzte Zeugnisse einer vierzigjährigen Lebensspanne gelten mochten.
Er faltete den Plan von Ibiza auseinander, suchte das Hotel EL CASTILLO, mußte jedoch feststellen, daß die Hotels überhaupt nicht eingezeichnet waren. Aber den Tennis-Club MONTEMAR fand er. Es war ein weitläufiges, dem Maßstab der Karte nach etwa einen halben Quadratkilometer großes Areal zwischen IbizaStadt und den Salinen im Süden der Insel. Daraufhin sah er sich den Club-Prospekt an. Eine Luftaufnahme zeigte die zwischen kleinen Ferienkolonien gelegenen Tennisplätze und Schwimmbäder. Also werde ich auch diesen Club besuchen, sagte er sich. Er legte den Prospekt aufs Bett und nahm noch einmal die Landkarte zur Hand. Sein Blick glitt auf der Karte nordwärts und dann nach Osten, und da fand er, wiederum in Küstennähe, ein kleines, mit schwarzem Kugelschreiber eingetragenes Kreuz. Wenn man nur flüchtig auf die Karte sah, fiel es überhaupt nicht auf. Er war sich zunächst im Zweifel, ob dieses Zeichen von Hand eingetragen war oder zu den gedruckten Kartensymbolen gehörte, und so drehte er das leinenverstärkte Papier um. Und da entdeckte er auf der Rückseite die kleine, erhabene Stelle, sah ganz schwach das winzige, kreuzförmige Relief, fuhr mit der Fingerkuppe drüber hin, sah sich abermals die Vorderseite des entfalteten Bogens an. Die markierte Stelle befand sich einige Kilometer nordöstlich von Santa Eulalia in einer Gegend, die als Mina de Plomo bezeichnet war. Und so viel Spanisch konnte Klaus, daß er wußte: Dort gab es also eine Bleimine. An mehreren Stellen sah er, drapiert um die rot gedruckten Buchstaben, die gekreuzten Hämmer als Kennzeichen für Industrieanlagen. Er legte die Karte aus der Hand, war froh, doch noch einen weiteren Hinweis gefunden zu haben, räumte allerdings sogleich die Möglichkeit ein, daß das Kreuz nichts besagte. Victor könnte zum Beispiel die Karte von jemandem bekommen haben, der seinerseits das Kreuz eingezeichnet hatte. Auf jeden Fall aber wollte Klaus Hemmerich das Minengebiet und dort nach Möglichkeit auch die auf der Karte bezeichnete Stelle aufsuchen.
Und wieder sah er sich die Bücher an, ließ sie diesmal allerdings liegen, ging nur mit den Augen von Buch zu Buch, bis ihn der
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