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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
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der Insel Ibiza und einer von
der Stadt, mit Straßenverzeichnis. Gerhard Schoenberners
Buch »Der gelbe Stern«. Das Neue Testament. Ein
spanisch-deutsches Wörterbuch. Zwei Ausgaben des SPIEGEL. Ein Buch über die Fauna und Flora der Mittelmeerländer. Der Roman »Louise« von Julien Green. Ein großer Farbprospekt des Tennisclubs MONTEMAR auf Ibiza. Ein Auto-Atlas von Europa. Ein Hotelführer für europäische Reiseländer. Garcías Roman »Hundert Jahre Einsamkeit« in der englischen Übersetzung. Max Frischs »Homo Faber«, ein Taschenbuch über den Neonazismus. Ein Fremdwörterlexikon und die amerikanische PLAYBOY-Ausgabe vom Januar 1981. Jedes einzelne der Bücher und jede Zeitschrift schüttelte er lange, bevor er den Titel aufschrieb, und als er endlich damit fertig war,
sagte er:
»Seltsam, diese Bücher und Kleidungsstücke hier liegen
zu sehen und sich vorzustellen, die hat jemand, weil er
sein Leben ändern wollte, zurückgelassen. Als ob er nie
mehr lesen und nie mehr seine Kleidung wechseln würde.
Sag mal, Mutter, gibt es irgend etwas, von dem du weißt,
daß er es auf seinen Reisen bei sich hatte und das jetzt
nicht hier auf dem Bett liegt? Irgend etwas außer den
Sachen, die du vorhin schon aufgezählt hast?«
Die Mutter überlegte eine Weile, dann antwortete sie: »Nur seine Papiere, sein Wasch- und Rasierzeug,
Zahnbürste und diese Dinge, sonst wüßte ich nichts.« »Fotoapparat, Sonnenbrille, Fernglas, das silberne
Zigarettenetui, das Christiane ihm geschenkt hat,
Feuerzeug, Cassetten-Recorder. Wie steht es mit diesen
Dingen? Und dann: Badezeug, Bademantel. Immerhin war
er auf Ibiza. Hatte er nicht auch eine Taucherausrüstung?« Die Mutter trat an den Schrank, öffnete ihn, zog eine
Schublade heraus und sagte: »Da ist der Recorder, und
daneben liegt der Fotoapparat.« Sie öffnete eine andere
Tür:
»Hier hängt sein Bademantel. Und seine
Taucherausrüstung ist in der Garage.«
»Weißt du, ob er von vornherein geplant hatte, nach
Ibiza zu fahren? Ich meine, hat er dir vorher von dieser
Reise erzählt oder geschrieben?«
»Ganz kurz vorher sprach er davon, denn auch für ihn
selbst kam die Reise überraschend. Er rief mich von
München aus an und sagte, er müsse am nächsten Morgen
für ein paar Tage nach Ibiza fliegen. In München war er,
weil er da irgend etwas mit einer Agentur zu tun hatte.« Eine Weile schwiegen sie. Schließlich fragte Klaus:
»Gab es in letzter Zeit schon Anzeichen für eine
Veränderung seines Wesens? In Briefen vielleicht oder in
Gesprächen? Einen Hinweis, eine Bemerkung?« »Nein, da war nichts. Er war gesund und munter, und
seine Briefe klangen vergnügt wie immer. Ich gebe sie dir
nachher. Du wirst sie lesen und feststellen, daß er
einverstanden war mit der Welt, mit den Menschen, mit
seinem Leben.«
»Gut, ich lese sie heute abend. Jetzt telefoniere ich
erstmal mit Ibiza, um mir ein Zimmer zu bestellen. Und
anschließend mit Christiane.«

IV.
    Es war lange nach Mitternacht, als Klaus Hemmerich sich schlafen legte. Auch ihm gehörte, wie seinem Bruder, im elterlichen Haus ein Zimmer, dasselbe, das er schon als Schüler bewohnt hatte. Die Mutter hatte seit eh und je den Standpunkt vertreten, es sei wichtig, die längst erwachsenen Kinder vor dem Gefühl zu bewahren, sie seien im Elternhaus nur noch Besuch. Sein Zimmer lag dem des Bruders gegenüber, beide Räume waren von einem kleinen Flur im Obergeschoß aus zu erreichen.
    Am Vormittag hatte er mit einem Angestellten des Hotels EL CASTILLO telefoniert und sich dort angemeldet, das Zimmer aber unter fingiertem Namen bestellt.
    Danach hatte er seine frühere Schwägerin angerufen. Christiane Hagen, die nach der Scheidung von Victor ihren Mädchennamen wieder angenommen hatte, war über seinen Anruf erfreut gewesen und hatte den Wunsch geäußert, ihn vor seinem Abflug nach Ibiza noch zu sehen. So hatten sie sich für den nächsten Tag verabredet. Sie arbeitete in einer Hamburger Bank, und dort wollte er sie nach Dienstschluß abholen.
    Am Nachmittag waren Mutter und Sohn auf dem Friedhof gewesen, um das Grab Paul Hemmerichs, des Ehemannes und Vaters, zu besuchen, dessen Tod zwar tiefe Trauer bei den drei Hinterbliebenen ausgelöst hatte, aber keine Bestürzung, keine Fassungslosigkeit, denn der allseits geschätzte Heimatchronist und Lokalredakteur, fünfundzwanzig Jahre älter als seine Frau, hatte ein hohes Alter erreicht.
    Schließlich, am Abend, hatte Klaus Hemmerich dann noch ein langes Telefongespräch mit
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