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198 - In der Spiegelwelt

198 - In der Spiegelwelt

Titel: 198 - In der Spiegelwelt
Autoren: A.F.Morland
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fließen, sehr viel Blut!« krächzte es aus der Leiche.
    »Hast du einen Namen?«
    »Seht euch diese Mädchenleiche an. Solche Toten wird es in dieser Stadt bald haufenweise geben!«
    »Wie heißt du?« bohrte Noel Bannister hartnäckig.
    »Cayooda!« antwortete die Leiche. »Was nützt es dir, wenn du meinen Namen kennst?«
    »Es hätte sein können, daß ich ihn schon einmal gehört habe. Da dies nicht der Fall ist, bist du wahrscheinlich nur ein kleines, unbedeutendes Licht in der Hölle, das sich hier groß aufspielt.« Noel Bannister hatte das gesagt, um Cayooda herauszufordern.
    Das grausame Wesen reagierte auch prompt mit einem Wutanfall. »Unbedeutend? Du lächerlicher Menschenwurm wagst es, mich unbedeutend zu nennen?«
    Noel Bannister hoffte, daß der Dämon aus der Leiche kam, um ihn anzugreifen. »Treten Sie zurück, Dr. Keefer«, forderte er den Gerichtsmediziner auf. »Man kann nicht wissen, was diesem kleinen Spuk alles einfällt.«
    »Kleiner Spuk!« brüllte Cayooda, daß der Boden vibrierte.
    Und dann riß er der Leiche die Augen auf. Die Männer hörten lautes Flattern aus Mona Farnsworth’ Mund, und ihre Augen verschossen knallgelbe Blitze.
    Dr. Keefer und Noel Bannister duckten sich instinktiv. Die Blitze sausten durch den großen Raum, trafen die Wände, prallten von diesen ab, schlugen gegen die Decke und kamen, sich rasch auf und ab bewegend wie die Nadel einer Nähmaschine, auf den CIA-Agenten und den Gerichtsmediziner zu.
    ***
    Roxane, die die Fähigkeit hatte, zwischen den Dimensionen hin und her zu pendeln, machte sich sogleich auf die Suche nach einer Schwachstelle, die wir durchbrechen konnten, um verhältnismäßig gefahrlos in die Spiegelwelt einzudringen.
    Als Vicky von unserem Plan erfuhr, machte sie keinen allzu begeisterten Eindruck, aber sie sagte nichts. Das war auch nicht nötig.
    Ich wußte fast immer, was sie dachte. Wir kannten uns schon so lange, daß uns selbst das kurze, kaum wahrnehmbare Zucken eines Augenlids schon die hierfür verantwortliche Gefühlsregung erkennen ließ.
    Dennoch hatte sie mich kürzlich mit dem Geständnis überrascht, daß sie gern ein ganz normales Leben mit mir geführt hätte. Ohne Abenteuer auf anderen Welten, ohne permanente Auseinandersetzungen mit Schwarzblütlern und ohne die bohrende Angst, die sie immer befiel, wenn ich aus dem Haus ging, um mich einem Höllenfeind entgegenzustellen, weil niemand wissen konnte, welche Folgen diese Begegnung haben würde.
    Ich konnte Vickys geheime Wünsche, über die sie bisher nie mit mir gesprochen hatte, zwar verstehen, aber ich konnte sie ihr nicht erfüllen, denn ich hatte Freunde, die mit mir rechneten, die sich auf mich verließen und die ich nicht im Stich lassen konnte.
    Manchmal, wenn mir mein Job über den Kopf zu wachsen drohte, sehnte auch ich mich nach einem solchen geruhsamen, gefahrlosen Leben, aber wenn der Streß vorbei war, waren solche Gedanken gleich wieder vergessen.
    Roxane blieb nur vierundzwanzig Stunden weg. Als sie zu uns zurückkehrte, brachte sie eine gute Neuigkeit mit: Sie hatte eine schwach bewachte Pforte in die Spiegelwelt ausfindig gemacht.
    Mr. Silver wollte sogleich aufbrechen, doch Roxane bat ihn um eine kurze Verschnaufpause.
    Sie war auf dem Rückweg von vagabundierenden Poltergeistern überfallen worden und hatte zwei von ihnen vernichten müssen, damit die anderen sie in Ruhe ließen.
    Das hatte sie Kraft gekostet. Um wieder in Form zu kommen, brauchte sie ein wenig Zeit.
    »Wir warten seit Jahren auf eine Möglichkeit, Frank Esslin wieder zu unserem Freund machen zu können«, sagte ich und schob mir ein Lakritzenbonbon zwischen die Zähne. »Da kommt es auf ein paar weitere Stunden gewiß nicht an. Es reicht, wenn wir uns morgen auf den Weg machen.«
    ***
    Noel Bannister sprang über die Leiche, packte den Gerichtsmediziner und riß ihn zur Seite. Wenn er nicht so geistesgegenwärtig gehandelt hätte, wäre Dr. Keefer verloren gewesen. Die Blitze hätten ihn getroffen und getötet.
    Sie hieben in die Mädchenleiche und verbrannten sie. Der tote Körper verkohlte, zog sich zusammen und schrumpfte. Mona Farnsworth, die schätzungsweise einen Meter siebzig gemessen hatte, war nur noch einen Meter groß.
    Stille…
    Noel Bannister, der den Gerichtsmediziner mit seinem Körper schützte, richtete sich mißtrauisch auf. War es vorbei? Nein, der Spuk ging weiter! Wieder war diese widerlich krächzende Stimme zu hören: »Die Invasion des Grauens steht kurz bevor! Was
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