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1979 - Shabazzas Kampf

Titel: 1979 - Shabazzas Kampf
Autoren: Unbekannt
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erzählen. Wir wissen zuwenig von dir."
    „Warum sprichst du mit mir?" fragte der Gestalter. „Habe ich nicht den Ruf, ein wahres Ungeheuer zu sein? Sagt man mir nicht nach, dass ich schwerste Verbrechen begangen habe?"
    „Geh mal davon aus, dass ich bereit bin, dir Sterbehilfe zu leisten!" wich sie aus. „Wenn ich deinen Tod schon nicht verhindern kann, so will ich dir wenigstens das Sterben erleichtern."
    „Dafür bin ich dir dankbar", beteuerte er. Nun ließ er sich auf den Boden seines Verlieses sinken, das als einziges Möbelstück eine Antigravliege enthielt, auf der er schlafen und ruhen konnte. Er zog die Beine hoch an den Körper heran und verschränkte die Arme vor den Knien. Bré sah, dass die Haut an seinen Ellenbogen aufgerissen und entzündet war. „Was denkst du, wenn ich dir sage, dass das Bild falsch ist, das ihr euch von mir macht?" fragte der Gestalter. „Ich habe meine Zweifel", gab sie zu. „Und doch ist es so! Du machst es dir zu einfach, wenn du mich einfach nur als böse abstempelst." Shabazza zuckte mit den Achseln, und ein leichtes Lächeln glitt über seine Lippen. „Warum sollte ich lügen? Der Tod ist mir sicher. Ich habe keine Chance mehr, mein Leben zu verlängern - oder solltest du bereit sein, den Energieschirm zu öffnen und mir den Kontakt mit einem Lebewesen zu ermöglichen?"
    „Nein."
    „Ich habe nichts anderes erwartet."„Wieso sollte ich dir glauben, dass die Berichte über dich nicht der Wahrheit entsprechen?"
    „Weil die Wahrheit sich nicht immer gleich darstellt. Es kommt auf die Perspektive an. Wird sie verändert, stellt sich oft heraus, dass die Wahrheit keine feststehende Größe, sondern eine Variable ist." Bré Tsinga ließ sich nicht anmerken, was sie angesichts dieser Aussage dachte und empfand. „Und?"
    „Nur einen verschwindend geringen Teil meines Lebens habe ich frei und ungebunden existiert", erklärte Shabazza. „Ansonsten war immer jemand da, der Einfluss auf mich genommen oder gar brutale Macht auf mich ausgeübt hat. Cairol und Torr Samaho etwa haben mich zu einem willenlosen Sklaven gemacht. Ich war nicht mehr als ihre ausführende Hand, ohne Einfluss auf das nehmen zu können, wozu sie mich gezwungen haben."
    Die Kosmopsychologin hörte ruhig zu. Sie ließ ihn reden. „Schon meine erste Begegnung mit den Organischen verlief ganz anders, als Gerüchte später behauptet haben", fuhr Shabazza fort. „Aus Erzählungen meiner Familie wusste ich, wie sie sind und wie sie aussehen, aber ich war dennoch neugierig. Organisches Leben war unvorstellbar fremd für mich, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so außerordentlich empfindlich auf Störungen reagiert." Die dunkle Gestalt erhob sich und ging einige Schritte im Raum auf und ab, ohne die Blicke von Bré Tsinga zu wenden. „Meine erste Begegnung mit Organischen hatte ich auf einem wüstenartigen Planeten. Humanoide Gestalten waren in Not geraten. Sie kämpften mit dem Sand der Dünen, der sie verschlingen wollte, und mit ihrer eigenen Schwäche. Als ich in den Körper eines anderen geschlüpft war, sah ich einen von ihnen vor mir auf dem Boden liegen. Die Scheibe seines Raumhelms spiegelte so stark, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Doch die Neugier brannte in mir. Sie wollte mich dazu verführen, seinen Helm zu öffnen. Da ich aber wusste, dass dies sein Tod gewesen wäre, hob ich ihn auf und trug ihn zu seinem weit entfernten Raumschiff. Und erst dort, wo er in Sicherheit war, öffnete ich seinen Helm. Es war ein großer Moment für mich, als ich zum erstenmal das Gesicht eines Organischen sah." Bré Tsinga glaubte, nachempfinden zu können, welche Gefühle Shabazza bei dieser Begegnung erfüllt hatten. Sein Geist hatte ihren Informationen nach jahrhundertelang in einem Asteroiden gelebt, und sein ganzes Wissen war ebenso von den anderen Mitgliedern der Familie bestimmt worden wie seine Emotionen.
    Immerhin aber wusste Bré Tsinga aus Guckys Berichten, dass Shabazza zu Lügen und Aufschneidereien neigte. Der kleine Mausbiber hatte den Gestalter telepathisch ausgehorcht und daraus ein Protokoll erstellt. Dieses Protokoll hatte die Kosmopsychologin natürlich durchgearbeitet. Wobei ihr völlig klar war, dass sich auch der Mausbiber irren konnte... „Bei einer weiteren Begegnung mit anderen Organischen auf einem anderen Planeten konnte ich einen Krieg verhindern", eröffnete Shabazza ihr. „Zwei Völker hatten sich seit Jahrzehnten bis zur absoluten Erschöpfung bekämpft,
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