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1979 - Shabazzas Kampf

Titel: 1979 - Shabazzas Kampf
Autoren: Unbekannt
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„Bitte genau! Es kommt auf jede Nuance an." Bré Tsinga überlegte kurz. Dann wiederholte sie die Formulierung, die Shabazza gewählt hatte. Der Tod wird gegen Mittag an einem der nächsten fünf Tage eintreten. Aber ich werde nicht wissen, an welchem Tag, bis ich es am Morgen des Sterbetages nach dem Aufwachen spüre. Sie blickte die Praktikantin fragend an, und Kranna Theyres nickte zustimmend. Exakt so hatte auch sie die Worte des Gestalters in Erinnerung behalten. Sie brauchten nicht die Hilfe des Syntrons, um diese Worte wiederholen zu lassen.
    Blo Rakane lachte lautlos. Dabei zitterten seine Schultern, als würden sie von einem Erdbeben erschüttert. Wie alle Haluter verfügte er über zwei Gehirne, das Planhirn und das Ordinärhirn. Das Planhirn befähigte ihn zu logischem Denken und zu mathematischen Operationen, die in einem solchen Umfang und in so kurzer Zeit ansonsten nur von Syntroniken bewältigt werden konnten. „Eine raffinierte Formulierung", stellte er fest. „Erstens stehen sie im Widerspruch zu dem, Was er zunächst gesagt hat. Hieß es nicht, nach der Zerstörung des Asteroidenkörpers habe er nur noch drei bis vier Tage zu leben? Nun sind es möglicherweise schon fünf. Doch damit nicht genug. Zweitens hat er Ihnen deutlich gemacht, dass er nicht an seinen Tod glaubt."
    „Das verstehe ich nicht", gab die Kosmopsychologin zu. „Es ist ganz einfach", entgegnete der weiße Haluter. „Es ist ganz offensichtlich, dass er nicht am fünften Tag sterben wird. Das wäre der letzte Tag, an dem die von ihm genannte Frist abläuft. Am Tag davor wäre er noch am Leben und hätte somit die absolute Gewissheit dass er am nächsten Tag sterben muss. Er wüsste es, bevor er es am Morgen des letzten Tages spüren kann. Das liefe seiner Aussage zuwider, dass er nicht weiß, an welchem Tag er sterben wird." Bré Tsinga blickte ihn verblüfft an und wartete darauf, dass er fortfuhr. „Der fünfte Tag ist also ausgeschlossen", bekräftigte der halutische Wissenschaftler. „Bleibt der vierte Tag als letzter Tag, an dem er sterben könnte.
    Doch auch dieser Tag ist ausgeschlossen, da am Nachmittag des dritten Tages nur noch zwei Tage übrig blieben: der vierte und der fünfte Tag. Da der fünfte nicht in Frage kommt, müsste es am vierten geschehen. Da er das aber weiß, würde das seiner eigenen Aussage zuwiderlaufen. Somit ist auch der vierte Tag ausgeschlossen."
    „Bleibt der dritte Tag", sagte die Praktikantin Kranna Theyres. Der Haluter hob abwehrend zwei seiner vier Hände und lächelte breit. „Der ist - folgt man der Überlegung, die er Ihnen oktroyieren will- auch ausgeschlossen, weil er am zweiten Tag am Nachmittag am Leben wäre und damit wüsste, dass nur noch der dritte Tag als Sterbetag übrigbliebe."
    „Jetzt verstehe ich", stimmte Bré Tsinga zu. „Auf diese Art und Weise kann ich auch den zweiten Tag streichen, denn auch der geht nicht, weil ich es heute schon weiß. Und heute geht nicht, weil Shabazza es sonst schon heute morgen hätte spüren müssen, und das hätte er mir gesagt."
    „Ein Paradoxon!" Blo Rakane lachte laut. „Shabazza hat Sie aufs Glatteis geführt. Er hat seine Worte sorgfältig gewählt, und er hat Ihnen auf diese Weise zu verstehen gegeben, dass er noch immer hofft, doch nicht sterben zu müssen. Aber natürlich sind die Überlegungen falsch. Schon der allererste Schritt dieser scheinbar logischen Kette ist falsch." Seine Lippen zuckten. „Ich bin sicher, dass Ihnen noch lange im Kopf herumspuken wird, was er Ihnen da erzählt hat."
    „Er wird seinem Schicksal nicht entgehen", behauptete Bré. „Die äußerlichen Anzeichen des Verfalls sind nicht zu übersehen. Er stirbt einen langsamen, nicht mehr aufzuhaltenden Tod."
    „Das mag sein", gab der Haluter zu, „aber noch ist Hoffnung in ihm. Seien Sie auf der Hut, damit er Sie nicht noch in letzter Sekunde hereinlegt!"
    „Das wird ihm nicht gelingen", widersprach sie, während sie das Gefühl hatte, von einer eisigen Hand im Nakken berührt zu werden. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Shabazza nur mit ihr gespielt und ihr noch weitere Gedankenspiele dieser Art untergeschoben hatte, ohne dass sie es bemerkt hatte. „Sein Tod ist unabwendbar, allerdings bin ich bereit, ihm das Sterben ein wenig zu erleichtern."
    „Und wie stellst du dir das vor?"fragte Perry Rhodan, der von ihr unbemerkt in die Messe gekommen war und sich nun zu ihr setzte. Überrascht blickte sie ihn an. Mit seinem Erscheinen hatte sie nicht
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