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1979 - Shabazzas Kampf

Titel: 1979 - Shabazzas Kampf
Autoren: Unbekannt
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getötet hatte. Für sie hatte der Tod etwas überaus Erschreckendes, was er kaum je hatte nachvollziehen können, da er stets das Gefühl gehabt hatte, nahezu unsterblich zu sein.
    Das Ereignis Tod war etwas, das andere betraf - nicht ihn! Einige Male war sein Leben bedroht gewesen, doch jedesmal war es ihm gelungen, rechtzeitig in einen anderen Körper überzuwechseln und sein Leben dort fortzusetzen. Über eine Bedrohung hinaus war es jedoch nicht wirklich gegangen, da ihm sein Asteroidenkörper zur Verfügung gestanden hatte. Bei einem Tod seines organischen Wirtskörpers hätte er die Möglichkeit gehabt, sich dorthin zurückzuziehen und sich somit zu retten.
    Diese Möglichkeit gab es nun nicht mehr, und doch wurde Shabazza von einer beinahe unwirklichen Ruhe erfüllt. Die Auseinandersetzung mit Bré Tsinga hatte ihn bei weitem nicht so angestrengt, wie er ihr gegenüber vorgegeben hatte. Erwar selbst überrascht über diese Tatsache. Das organische Hirn, in dem er lebte, funktionierte einwandfrei und hatte sich als hochqualifiziertes Instrument erwiesen, das er nach Belieben nutzen konnte. Im krassen Gegensatz dazu stand der Körper, der keiner Belastung mehr standhalten wollte, der jedoch bei weitem nicht so sehr und so rasch verfiel, wie er ihr vorgaukelte. Er wollte, dass sie und ihre Assistentin ihn als schwach und immer schwächer werdend einstuften. Je schwächer ihn die Organischen sahen, desto größer war seine Chance, dass er die Situation zu seinem Vorteil nutzen konnte.
    Mit kühl berechnender Strategie hatte Shabazza sich mit der Xenopsychologin und ihrer Kollegin auseinandergesetzt. Mit seinem Tod hatte er sich keineswegs abgefunden, und solange noch ein Funken Leben in ihm war, wollte er ihn nutzen, um sich zu retten. Ohne Asteroidenkörper konnte er nur im Körper eines Unsterblichen überleben. Nur darin bestand seine Chance. Daher hatte seine Strategie ein klar umrissenes Ziel. Jedes Wort, jeder Satz, jede Aussage und jede Geste seines Körpers war auf dieses Ziel ausgerichtet.
    Zu seinem Leidwesen hatte Bré Tsinga sich als ziemlich schwierige Gegnerin erwiesen. Zunächst hatte er sie unterschätzt. Nach einer ersten Gesprächsrunde und einem vorsichtigen intellektuellen Abtasten war er zu dem Schluss gekommen, dass er leicht mit ihr fertig werden würde. Dann aber hatte er feststellen müssen, dass sie alles andere als ein leichter Gegner, sondern dass sie ihm zumindest ebenbürtig war.
    Mit äußerster Konzentration hatte er ein Lügengebäude aufgebaut, um Sympathiepunkte für sich zu gewinnen. Er hatte sich als Opfer seiner Familie, seines Umfeldes, seines besonderen Werdegangs und schließlich Cairols und Torr Samahos dargestellt, und dabei hatte er Baustein für Baustein nach einer streng kontrollierten Logik entwickelt. Dies war unabdingbar geworden, da Bré Tsinga ihm voller Skepsis begegnet war und immer wieder versucht hatte, ihn mit geschickt eingeflochtenen Fragen der Lüge zu überführen.
    Die Auseinandersetzung mit ihr war ein geistiges Duell, bei dem der Sieger noch lange nicht feststand. Vorläufig richtete sich seine ganze Hoffnung darauf, auf irgendeinem Planeten abgesetzt zu werden. Er würde Bré Tsinga belauern, sie keine Sekunde aus den Augen lassen und auf einen Fehler warten. Sobald sich ihm nur die geringste Chance bot, würde er zuschlagen.
    Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich einen solchen Gefangenen nicht freilassen, dachte er. Ich würde ihn in seinem Energiekäfig verrecken lassen. Oder ihn sofort umbringen. Der Gestalter lachte lautlos in sich hinein. Das ist eben der Fehler der Organischen! Sie empfinden irgendwann Mitleid, leisten sich um ihrer eigenen geistigen und emotionalen Gesundheit wegen Schwächen - und müssen dafür bezahlen!
    Bré Tsinga und Kranna Theyres betraten den Verhörraum, der durch den Paratronschirm in zwei Hälften geteilt wurde. Shabazza schien sie zunächst nicht zu bemerken, doch dann öffnete er die Augen und blickte zu ihnen herüber. „Es geht mir nicht besonders gut", klagte er. „Ich würde gern etwas essen, aber mein Magen löst sich auf. Er ist nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu verarbeiten. Es dauert nicht mehr lange mit mir." Er erhob sich mühsam, wobei sich sein Gesicht verzog, als leide er unter großen Schmerzen. Schweiß schoss ihm aus den Poren und überdeckte vor allem Gesicht und Brust. Er blieb minutenlang vor der Liege stehen, vornüber gebeugt und mit aufgestützten Händen. „Mir ist schwindelig",
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