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1976 - Die Sonnenwürmer

Titel: 1976 - Die Sonnenwürmer
Autoren: Unbekannt
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rechts und links, die flachen Füße mit den kräftigen Saugnäpfen, der säulenförmige Rumpf und ebensolche Schädel, aus dessen Ende die sechs Armtentakel wuchsen, die ein überaus geschicktes Greifen und damit auch Bedienen technischer Geräte ermöglichten. Zwischen ihnen befand sich der Mund mit den Sprech- und Fresswerkzeugen, über dessen scharfe Hornlippen nun diese traurigen Worte kamen.
    XYPON war sein Ebenbild. Ein wenig modifiziert, natürlich, aber ansonsten identisch. Das Fleisch seines Fleisches, der Geist seines Geistes. Wie könnte es auch anders sein? Er war sein Sinnesbruder. Verhaanda atmete schwer aus. „Vielleicht", sagte er. „Aber mir behagt nicht, dass wir allmählich zu einem Mythos werden, nur wenige Auserwählte Kontakt mit uns haben. Dass man uns in Louipaz den Nimbus von Heiligen gibt."
    „Und was willst du dagegen tun? Sei ehrlich, du gefällst dir doch in dieser Rolle. Sämtliche Joridaer schwelgen geradezu darin." Der Forscher dachte angestrengt darüber nach, was er darauf antworten solle, und war zutiefst erleichtert, als das Bordgehirn der LHAMAAR ihn von dieser Aufgabe entband. „Ich habe in diesem unerforschten Kugelsternhaufen ein verblüffendes Phänomen ausfindig gemacht", gab die Künstliche Intelligenz bekannt. Xypon warf einen so düsteren Blick auf die Konsole, in der sie untergebracht war, als hätte sie den Anfang vom Ende verkündet.
    Nach dem wochenlangen Flug durch die schier unendlichen Weiten von Louipaz wirkte die Helligkeit des Zentralgestirns der namenlosen Welt, auf der die Flimmersphäre aufgesetzt hatte, einfach unerträglich. Und das, obwohl das Bordgehirn dem grellen Brennen mit Filtern einen beträchtlichen Teil seiner Intensität nahm. Zumindest galt das für das Hologramm des Zentralbildschirms. Sollten sie die LHAMAAR verlassen, waren sie auf Schutzanzüge angewiesen. Es war eine Extremwelt mit einem stark ausgeprägten Wüstencharakter, eine sehr ungastliche Welt, vor allem, wenn man so wie die Joridaer von Kalmaren abstammte und noch immer eine gewisse Ähnlichkeit mit ihnen hatte.
    So weit das Auge reichte, erstreckte sich in sanft geschwungenen Dünen golden schimmernder Sand unter einem wolkenlosen blauen Himmel. So sah es auf dem gesamten Planeten aus. Verhaanda hatte einige Sonden der Flimmersphäre ausgeschleust, aber keine einzige hatte größere, zusammenhängende Wasservorkommen entdeckt. Die Welt bestand praktisch aus einem einzigen Kontinent, und die allgegenwärtige Wüste wurde nur von schroffen, trockenen und völlig unwirtlichen Gebirgszügen unterbrochen. „Ein Planet ohne Wasser?" murmelte Verhaanda. „Wie kann das sein?"
    „Vielleicht gibt es unterirdische Vorkommen", sagte Xypon. „Vielleicht schlägt in der Morgendämmerung Tau nieder. Vielleicht kommt die Körperchemie der hier lebenden Wesen ohne Flüssigkeit aus. Auf jeden Fall wäre diese Welt ein interessantes Objekt für unsere Exobiologen und -ökologen.
    Aber wir sind ja aus einem anderen Grund hier." Plötzlich beugte er sich vor. „Sieh, der Grund unserer Anwesenheit!" Der Holobildschirm zeigte die Aufnahmen einer der Drohnensonden, die den Planeten erkundeten. In eine der Sanddünen schien Bewegung gekommen zu sein. Sie kräuselte sich auf der Oberfläche und warf scheinbar eine Art Rinne auf. „Vergrößerung!"befahl Verhaanda dem Bordgehirn. Die holographische Darstellung sprang ihnen entgegen. Nun konnten sie ein Wesen auf der Sandeinöde ausmachen: ein quallenförmiges Geschöpf von vielleicht einem Meter Durchmesser mit einer Unzahl nesselartiger Laufwerkzeuge, auf denen es sich spermazoenflink fortbewegte. Ansonsten bestand es auf den ersten Blick nur aus einem mit mehreren Zahnreihen versehenen Maul, das sich sichelförmig über die Oberfläche des doppelt tentakeldicken Körpers ausdehnte. „Ein Raubtier", sagte Verhaanda fasziniert. „Aber was hat es mit dieser Welle im Sand auf sich?"
    Die Antwort erhielt er, als die Aufwertung die vor ihr fliehende Wüstenqualle erreichte und etwas aus dem Sand empor schoss. Der Joridaer konnte nur eine verwaschene Bewegung ausmachen, ein gelbes Flackern auf dem fast identisch gefärbten Sand, dann blendete ihn ein Blitz, der so plötzlich kam, dass das Bordgehirn die Helligkeit viel zu spät ausfilterte. „Scheihulud", murmelte er, während er hektisch blinzelte, um den Tränenfluss der Augen zu beschleunigen. Nur verschwommen nahm er wahr, dass das Bordgehirn eine Medodrohne ausgeschickt hatte, die seine
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