Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1970 - Hiobsbotschaft

Titel: 1970 - Hiobsbotschaft
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
eindeutiger Trend erkennen.
    Manchmal führte er sogar um einige Prozentpunkte, was bedeutete, dass die Alashaner bereit waren, das Risiko einer Versetzung in ein anderes Universum einzugehen. Er erinnerte sich an seine Unterhaltung mit Tess Qumisha und Benjameen von Jacinta.
    Und dann, es war um 4.56 Uhr des 24. September, meldete sich sein Syntron. Er reagierte zuerst nicht. „Stendal", ertönte die synthetische Stimme, „es ist anscheinend dringend." Knurrend erhob sich der Bürgermeister. „Lass den Anrufer rein", sagte er. Die Zahlenspiele auf der Trivid-Wand verschwanden nicht ganz, sie schrumpften aber zusammen und rutschten in die untere linke Ecke. So konnte Stendal weiterhin die Aufzeichnung verfolgen. Stattdessen zeigte sich in der Trivid-Wand ein junger Mann, den der Bürgermeister kannte: Er gehörte zur Funkzentrale Alashan.
    Selbständig blendete der Syntron unten neben dem Mann seinen Namen ein. Den Namen aber brauchte Stendal Navajo mit. Staunend vernahm er die Mitteilung des Funkers: „Die ALVAREZ befindet sich im Anflug auf das Thorrtimer-System."
    Jedder Colusha lag auf der langen Couch seines Wohnzimmers und verfolgte gebannt die Abstimmungs-Zwischenergebnisse. Er fieberte mit Stendal Navajo und dessen Vorschlag, für den er auch seine Stimme abgegeben hatte - Darne ebenfalls. Darne war schon seit Stunden im Bett, aber Jedder musste einfach vor dem Trivid bleiben. Manchmal überkamen ihn Zweifel. Er hatte Navajos Plan vor allem deshalb zugestimmt, weil ihm der Bürgermeister sympathischer war als de Moleon. Jetzt überlegte er sich, ob er wirklich das Richtige getan hatte. In ein anderes Universum verschlagen zu werden war keine alltägliche Sache. Niemand konnte wissen, welche physikalischen und hyperphysikalischen Gesetze dort herrschten. Er brauchte sich nur an seine Schulzeit zu erinnern und an das, was er über das sterbende Universum Tarkan gelernt hatte.
    Aber es stand ja gar nicht fest, dass es dazu kam. Dreißig Prozent waren eine reelle Chance, tröstete er sich. Und welche Chance bot Gia de Moleons Vorschlag? Die GOOD HOPE III konnte in Rokantara natürlich Erfolg haben, wenn das Glück mit ihr war. Sie konnte aber auch auf kriegerische, überlegene Völker treffen, die sie bei der Rückkehr verfolgten und über Alashan hereinbrachen. Oder sie kaperten sie und erfuhren aus ihren Speichern, von wo sie gekommen war, und schickten dann eine Flotte.
    Nein, mit diesem Plan konnte er sich nicht anfreunden. Dann schon lieber das Risiko, dass die Grigoroff-Schicht der GOOD HOPE durchlässig wurde. Darne kam verschlafen die Treppe hinunter und setzte sich in den Sessel neben der Couch. „Jedder - willst du nicht langsam nach oben kommen?" fragte sie mit müden Augen. „Allein kann ich nicht einschlafen, das weißt du doch."
    „Jaja", sagte er mit halber Aufmerksamkeit. „Sobald sich herausstellt, dass einer von beiden klar führt."
    „Wie steht es denn?"
    „Fast fünfzig zu fünfzig. Navajo hat wieder aufgeholt. Vorhin lag die de Moleon mit ganzen acht Prozentpunkten vorn." Darne gähnte herzhaft. „Daran siehst du, wie unzuverlässig diese Zwischenergebnisse sind. Schalt den Kasten aus und komm mit mir ins Bett, das ist besser.
    Du hast doch morgen einen Arbeitstag, oder? Na, siehst du. Und der viele Kaffee ist auch nicht gerade gesund. Denk an dein schwaches Herz!"
    Jedder seufzte und trank wie zum Trotz seine Tasse aus. Sie hatte je Recht. Wenn er jetzt schlafen ging und morgen aufstand, konnte er immer noch sehen, wer gerade führte - wenn die Abstimmung nicht sogar schon beendet war.
    Er erhob sich und schnipste mit den Fingern der rechten Hand in die Luft. Für den Servo des Trivid-Systems war das seit einiger Zeit die vereinbarte Kurzform für den Befehl, sich selbständig abzuschalten. Diesmal war etwas anders. Das Trivid-System blieb an; für einen Augenblick wirkte es, als sei es eingefroren. Dann blendete sich eine dreidimensionale Schrift ein: Terra - Nation Alashan. „Um diese Zeit etwas Offizielles?" wunderte sich Darne im Halbschlaf. Das Bild wechselte und zeigte die ALVAREZ. Während ein Sprecher irgendwelche Erläuterungen abgab, beobachtete Jedder im Trivid-System, wie der Kugelraumer in den Landeschacht Deinflog.
    Zwanzig Minuten nach der Landung traf eine Abordnung der ALVAREZ-Besatzung im TLD-Tower mit Gia de Moleon und Stendal Navajo zusammen. Der Bürgermeister war sofort nach Erhalt der Nachricht gekommen. Außerdem waren einige hochrangige TLD-Agenten dabei.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher