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1968 - Ketzer der Tazolen

Titel: 1968 - Ketzer der Tazolen
Autoren: Unbekannt
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und strich über ihren dicken Zopf. „Tuyula, was soll ich denn noch tun? Die Messgeräte spucken ständig Werte aus, auf die ich mir keinen Reim machen kann. Es gibt keine vergleichbare Datei, die uns weiterhelfen könnte. Vincent Garron ist einmalig. Wir könnten ihm nicht einmal ansatzweise helfen, wenn er uns darum bäte. Das einzige, was ich ihm geben kann, sind temporäre Mittel gegen körperliche Schmerzen, aber die schlagen schon kaum mehr an."
    „Ich glaube nicht, dass er noch unter Schmerzen leidet", bemerkte Tuyula. „Das Problem ist, dass er nach überhaupt nichts mehr verlangt", fuhr Darla fort. „Er ist zwar körperlich anwesend, aber mehr auch nicht. Die Gehirnaktivitäten im parapsychischen Bereich sind ständig im Extrem. Die hyperphysikalischen Werte spotten jeder Beschreibung. Nach Ansicht der Maschinen ist Garron kein Mensch mehr, ja nicht einmal mehr ein lebendiges, atmendes Lebewesen. Wir haben keine Erklärung dafür, wie sich sein Körper noch am Leben erhält. Ich gehe davon aus, dass er, würden wir ihm nicht regelmäßig die notwendigen Energien zuführen, langsam, aber sicher verhungern würde."
    Die Medikerin hob die Schultern. „Aber ob sein Geist dann stirbt ... Das wage ich zu bezweifeln."
    „Das ist bei Menschen möglich?" fragte die Blue entsetzt. „Der bekannteste humanoide Vertreter war und ist Ernst Ellert" ,antwortete Darla und nickte. „Natürlich hat Garron ganz andere Paragaben, weswegen wir keine Vergleiche anstellen können. Wir wissen nicht, was aus ihm wird, sollte er eines Tages dazu in der Lage sein, das körperliche Dasein aufzugeben."
    „Aber ... du hältst es für möglich?"
    „Er interessiert sich nicht mehr für seinen Körper. Seine Gehirnaktivitäten, die den für uns normalen Bereich betreffen - also die bewusste Wahrnehmung der Umwelt, das Empfinden elementarer Bedürfnisse und so weiter -, sind stark eingeschränkt. Er reagiert kaum noch auf Reize." Tuyula senkte den Tellerkopf. „Ich habe gehört, wie Julio Mangana gesagt hat, dass Vincent sich der Realität immer mehr entfremdet."
    „So sehe ich das auch", stimmte die Medikerin zu. „Ich gehe so weit zu behaupten, dass du noch der einzige Bezugspunkt für die dritte Dimension bist. Ohne dich hätte er sicherlich nicht mehr zur MERLIN zurückgefunden."
    „Aber warum redet er dann nicht mit mir?" zirpte die junge Blue verzweifelt. „Weil er anscheinend viel nachzudenken hat, Tuyula. Sein ganzes Denken richtet sich auf den metaphysischen Bereich aus - und hat sich entsprechend verändert. Es ist uns nicht mehr möglich, seinen Gedankengängen zu folgen, seine Bildsprache zu verstehen. Es wird für ihn immer schwieriger, sich uns in einfachen Worten verständlich zu machen." Darla Markus deutete auf die Holoschirme der Überwachungssysteme. „Obwohl es mein Beruf ist, kann ich auf diesen Auswertungen nahezu ebensowenig erkennen wie du. Sie entsprechen nichts, womit wir etwas anfangen können. Einerseits ist Garron hirntot, andererseits hyperaktiv. Es ist alles ein großes Rätsel."
    Als die Medikerin angefangen hatte, sich mit dem „Fall Vincent Garron" zu beschäftigen, hatte sie tiefen Hass gegen ihn empfunden. Doch inzwischen fühlte sie praktisch nichts mehr; der Mutant war zu einem reinen Forschungsobjekt geworden, das sie emotionslos und sachlich bearbeitete. Garron förderte dieses pragmatische Verhalten noch, nachdem er sich selbst nahezu vollständig von der Umwelt abgekapselt hatte.
    Tuyula richtete die schillernden Katzenaugen auf ihren Freund. Impulsiv packte sie seinen Arm mit den drei kräftigen Daumen und schüttelte ihn. „Vincent, hör mir endlich zu!" schrillte sie. Der Mutant öffnete tatsächlich die Augen und erwiderte mit einem verwunderten Gesichtsausdruck ihren Blick. „Ich bin hier", sagte er langsam. Seine Stimme klang rau und fern, mit einem seltsamen Nachhall. „Du musst mir sagen, wo du gewesen bist! Es ist wirklich sehr wichtig!"
    „Es ist so schwierig, das zu beschreiben ... Ich verstehe es ja selbst noch nicht ..."
    „Dann fangen wir doch beim Einfachsten an: Du bist wegteleportiert und warst wohl in der Nähe des Sonnentresors, in irgendeiner Dimension oder im Hyperraum?"
    „Das ist alles, Tuyula.
    Mehr war nicht." Eine Antwort war das nicht. Tuyula überging es und fragte einfach weiter: „Aber was hast du dort gesehen?"
    „Ich sagte es doch schon. Wunderbares. Farben. Es ist das Elysium ..."„Vincent, du nervst mich mit der dauernden Wiederholung dieses
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