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1961 - Ein Sechstel SENECA

Titel: 1961 - Ein Sechstel SENECA
Autoren: Unbekannt
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Helft mir endlich!" Er erhielt keine Antwort. Der SERUN beschleunigte stärker, und Tautmo stellte die Hilferufe ein. Unter Aufbietung aller geistigen Kräfte zwang er sich zu nüchterner Überlegung. „Gegenbeschleunigung aufbauen!" wies er den Pikosyn an. „Tut mir leid. Das ist nicht möglich." Jemand oder etwas legte den Anzug lahm. Wahrscheinlich steckte die Nano-Kolonne dahinter. Aagenfelt erinnerte sich an die Wirkung von KorraVir und verspürte übergangslos das dringende Bedürfnis, aus dem SERUN zu steigen. „Öffne dich!" befahl er barsch. Der Pikosyn blieb die Antwort schuldig. Verzweifelt hantierte Tautmo am integrierten Steuerteil und versuchte, den Anzug manuell zu öffnen. Es ging nicht.
    Die Erkenntnis traf den Physiker wie ein Schock. Der Pikosyn selbst steckte dahinter. Er blockierte das Steuert eil. Ein winziges gelbes Licht auf der Innenseite der Helmscheibe dokumentierte, dass der Anzug mit eigenem Antrieb durch den finsteren Tunnel inmitten der SOL flog. Es wirkte gar kein Traktorstrahl auf ihn. Tautmo hatte den kleinen, farbigen Punkt in seiner Hektik übersehen. Die Beleuchtung des Hygienetrakts schimmerte als winziger Fleck hinter Aagenfelt und verschwand schließlich ganz. „Was soll das? Ich verlange eine Erklärung."Tautmo war Wissenschaftler genug, um zu erkennen, dass er gegen einen manipulierten SERUN machtlos war. Er versuchte, das Funkgerät in Betrieb zu setzen. Es streikte ebenfalls, weil der Pikosyn es blockierte. „Du wirst mir Rechenschaft über dein Tun ablegen. Ich verlange einen Log-Ausdruck!"
    „Der Thermofolie-Printer ist defekt. Ein klein wenig Geduld, Tautmo. Wir erreichen in Kürze unser Ziel" Die Antwort klang freundlich wie immer. So gut es ging, kämpfte Aagenfelt die Panik in seinem Innern nieder. Seine Sehnsucht stieg enorm an, die SOL so schnell wie möglich zu verlassen und nie mehr zurückzukehren.
    Der SERUN verlangsamte nach einer Weile und hielt an. Grelle Scheinwerfer flammten auf und blendeten den Physiker für einen Sekundenbruchteil Dann trat der automatische Filter der Helmscheibe in Aktion, der seine Augen vor dem grellem Licht schützte. Tautmo kam auf den Füßen zu stehen und blickte sich ratlos um. Er befand sich in einem ovalen Raum, der wie die Kommandozentrale eines Schiffes aussah. Aber es war nicht die SOL.
    An den Kontrollkonsolen blinkte kein einziges Licht. Die Anlagen waren abgeschaltet. Ein Beiboot?
    Um ihn herum tauchten Gestalten auf. Es sah aus, als würden sie materialisieren. Ein Blick auf die Anzeigen seines Pikosyns belehrte ihn, dass sie lediglich ihre Deflektorfelder abgeschaltet hatten. Zwischen etlichen bekannten Gesichtern entdeckte Tautmo den Chef aller Triebwerkssysteme und Bordmaschinen. „Willkommen beim Projekt Zellteilung", empfing ihn Ruud Servenking mit breitem Grinsen und streckte ihm die Rechte entgegen. „Zugegeben, die Entführung war nicht gerade dazu angetan, deine Nerven zu beruhigen. Aber wir konnten dich nicht einfach wegtragen, wie wir das mit dem Emotionauten gemacht haben. Zweimal lässt sich SENECA damit nicht an der Nase herumführen."
    Tautmo betrachtete die Hand skeptisch, ehe er sie ergriff. Wie immer wirkten die Hände des Majors ungewaschen. Was für ein Glück, fand Aagenfelt, dass er noch im SERUN steckte. Erleichtert reichte er Servenking den Handschuh. „Natürlich hat Fee Kellind Bescheid gewusst und mir nichts gesagt", beschwerte er sich. „Projekt Zellteilung ist also der aktuelle Name des Geheimunternehmens gegen die Nano-Kolonne, richtig?"
    „So ist es", bestätigte der Zwei-Meter-Mann. „Wir befinden uns hier in Station drei, einer von mehreren Fluchtburgen. Die benötigten Geräte' sind bereits eingetroffen."
    Er trat zur Seite und gab den Blick auf einen langen Tisch frei. Dort lagen Gegenstände, die den Physiker in helle Aufregung versetzten. „Einzelteile von Hypertakt-Ortern!" jubelte er. Die Menschen und der Raum um ihn herum waren übergangslos vergessen. Tautmo Aagenfelt hatte es plötzlich sehr eilig. Er war in seinem Element.
     
    2.
     
    Das schrille Piepsen aus dem Akustikfeld ließ Fee Kellind von ihrem Bett hochfahren. Hastig strich sie die Bordkombination glatt und ordnete ihre Frisur. „Kampfroboter inspizieren den Konferenzraum und verschaffen sich Zugang zum Hygienetrakt", meldete der Pikosyn ihres SERUNS. Die Mikrosonde! Fee begriff sofort, dass ihr ein Fehler unterlaufen war. Weil sie geglaubt hatte, dass es sich um eines von Monkeys Kügelchen handelte,
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