Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
196 - Auf der Flucht

196 - Auf der Flucht

Titel: 196 - Auf der Flucht
Autoren: Susan Schwartz und Jana Paradigi
Vom Netzwerk:
krallenbewehrten Klauen nach der Geisterfrau hieb, hechtete diese flink zur Seite, hob vom Boden auf, was ihr zwischen die Finger kam, und schleuderte es dem Wesen mit erstaunlicher Wucht gegen den vogelartigen Schädel. Das Untier setzte nach. Sprang mit Gebrüll vorwärts, um die Frau zu zerquetschen. Doch wieder war die Geisterfrau schneller. Sie umrundete den Bunyip, griff nach den Lederriemen, die dem Tier wie ein Geschirr am Körper lagen, und zog an.
    Sie will, dass er sich verheddert und stürzt, oder ihn tiefer in den Tümpel zwingen , erkannte Yunupi beeindruckt.
    Doch der Bunyip drehte sich mit einem Ruck um. Seine Gegnerin wurde vom Schwung überrascht, ließ die Leine einen Augenblick zu spät los, taumelte, verlor das Gleichgewicht und stürzte ins Wasser.
    Die Klaue des Monstrums fuhr auf sie herab und drückte sie unter Wasser.
    Yunupi sah sie strampeln und mit den Armen rudern. Das Wasser schäumte. Der Bunyip klapperte mit seinem spitzen Schnabel, als würde er seine Mahlzeit bereits auf der Zunge schmecken.
    »Nein!« Ohne zu überlegen, sprang Yunupi auf. »Lass sie sofort los!« Er warf die Tasche hinter sich und stürmte mit Gebrüll und hoch erhobenem Stab auf das Wasserloch zu.
    Sein erster Schlag streifte krachend den Schnabel des Bunyip.
    Yunupi hatte Mühe, seine Waffe in den Händen zu behalten. Er keuchte, holte erneut aus und drosch mit aller Kraft auf die Klaue, die die Geisterfrau immer noch unter Wasser drückte. Der überraschte Bunyip warf den Kopf hoch und schrillte markerschütternd.
    Yunupi zerriss es fast das Gehör, aber er schlug weiter auf das Bein ein, stach mit dem spitzen Ende zu, zog das scharfkantige Ende über die runzlige, haarlose Haut, bis das Untier endlich den blutenden Fuß hob.
    Der junge Krieger achtete in seinem Eifer nicht auf das, was um ihn herum geschah, und stieß einen erschrockenen Laut aus, als ihn jemand packte und mit kräftigem Ruck wegzog, ins Wasser schleuderte.
    »Komm, schnell!« Die Geisterfrau hatte sich aufgerappelt und zerrte Yunupi mit sich, während der Bunyip sich von seinem Schrecken über den unerwarteten Überfall erholte und zum nächsten Angriff überging.
    Gemeinsam stolperten sie durch das Wasser zur Mitte des Lochs, wo der Grund abrupt steil abfiel und aus der Tiefe der Quell empor sprudelte.
    Yunupi fiel kurz auf, dass die Geisterfrau nicht in der Stammessprache, sondern wie die Städtischen sprach, aber das war im Grunde egal. Er konnte sie verstehen, und noch besser, er konnte sie fühlen. Sie war greifbar, warm und lebendig wie ein Mensch.
    Und damit auch genauso verletzlich; aus der Nähe sah er, dass sie aus mehreren Wunden blutete.
    »Ich rette dich, Geisterfrau!«, rief er leidenschaftlich und vergaß in diesem Moment völlig, dass er jemals ein Feigling gewesen war.
    In diesem Moment wurde Yunupi zum Mann.
    Dann hatten sie das tiefe Wasser erreicht und tauchten unter.
    Gerade im rechten Moment, als der tödliche Schnabel knapp über sie hinwegsauste.
    Kälte und Düsternis stiegen von unten auf, und ein Faden kleiner Luftbläschen. Yunupi schauderte. Hinter ihm brodelte das Wasser.
    Und dann hatte er das Gefühl, als würde sich unten in der Schwärze etwas regen. Immer mehr Luftblasen stiegen auf.
    Paddelnd und mit den Beinen schlagend versuchte Yunupi vorwärts zu kommen, die Tiefe zu überwinden, doch ein plötzlicher Sog zerrte ihn hinab. Dann, ohne sichtbaren Grund, drehte sich die Strömung. Etwas kam hoch – etwas Großes und Gewaltiges! Ehe sich Yunupi versah, wurde er durch die Druckwelle wieder nach oben geschleudert und auf der anderen Seite ans Ufer geworfen.
    Neben ihm kam hustend und keuchend die Geisterfrau an und setzte an: »Was…«
    Yunupi quollen die Augen aus den Höhlen, als er das monströse Wesen erkannte, das aus dem Loch aufgetaucht war und sich zischend dem Bunyip zuwandte. Die beiden kleinen Menschen bemerkte das Riesengeschöpf gar nicht angesichts des gleich großen Traumzeitwesens, das ihm den Billabong streitig machte.
    »Der Retter!«, schrie Yunupi fassungslos und lachte begeistert.
    »Ich habe den Yowie gefunden!«
    »Du bist völlig irre, kleiner Mann«, sagte die Geisterfrau, packte ihn und zerrte ihn durch den Matsch zur Böschung.
    Der Yowie öffnete fauchend die mächtigen Kiefer, peitschte mit seinem lurchartigen Schwanz das Wasser und ging drohend auf den Bunyip zu. Der Bunyip stemmte sich in den schlammigen Grund, senkte den Kopf, reckte ihn mit aufgerissenem Schnabel vor und hob
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher