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1948 - Roman

1948 - Roman

Titel: 1948 - Roman
Autoren: Aufbau
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versuchte er bereits, einen Roman über seine Kriegserfahrungen zu schreiben, doch damals wollte sich niemand finden, der seine Geschichte veröffentlichte.
    Dann erlitt Yoram Kaniuk im Jahr 2005 infolge einer Operation eine schwere Infektion und lag mehrere Wochen im Koma. Es war ausgerechnet diese Todeserfahrung, die ihn das Trauma des Unabhängigkeitskrieges, in dem er schwer verwundet worden war und beinahe gestorben ist, nochmals durchleben und die damit verbundenen Ängste überwinden ließ. Er spürte, dass er noch einmal darüber schreiben musste, wenn auch nicht in Form eines Geschichtsbuches, von denen es schon viele gab, sondern einer Erzählung aus der Sicht des jungen Soldaten. Und so verfasste er seinen ganz persönlichen Bericht aus dem Zentrum des Krieges, des Chaos, des Todes.
    »Ich wollte zwei Mythen zerschlagen«, so Kaniuk über »1948«. Zum einen war da der Mythos von den Superheldender Palmach. Deren Befehlshaber waren zwar kampfdurstig, aber vollkommen kampfunerprobt; oft gab es weder Essen noch Wasser, alles war dem Zufall überlassen, vor allem am Anfang. »Wir waren der Kinderkreuzzug von 1948.« Zum anderen war da der arabische Mythos von der Nakba – dass die dortige Bevölkerung vorsätzlich vernichtet werden sollte, dass sich die Juden als Kolonialmacht verstanden. »Sie (die Araber) haben den Krieg begonnen. Wir haben auf ihre Angriffe reagiert. Jerusalem war belagert. Die Menschen hatten kein Wasser, nichts zu essen. In Kfar Etzion wurden die Juden niedergemetzelt. Jeden Abend, bevor wir auszogen, hoben wir Gräber aus für die acht oder neun von uns, die nicht aus der Schlacht zurückkehren würden.«
    »1948« ist somit die Geschichte eines jungen Mannes, erzählt von dessen älterem, weiserem Ich – dem Ich, das erkennt, dass Kriege sinnlos sind und dass er und seine Kameraden, junge Männer aus gutem Elternhaus, vollkommen töricht waren, die Aussicht auf einen frühen Tod als Ruhm und Ehre zu betrachten. Kanuiks Buch ist aber auch eine schmerzhafte, erschütternde und tragischerweise unverzichtbare Erinnerung daran, wie wichtig es ist, von den Verfehlungen der Vergangenheit Zeugnis abzulegen, sogar – oder besonders –, wenn es die eigenen sind.
    Als Yoram Kaniuk mit siebzehneinhalb ohne Schulabschluss vom Gymnasium abgeht und sich freiwillig zur Paljam meldet, der Marineeinheit der Sturmtruppe Palmach, ist er entschlossen, die Überlebenden des Holocaust an die Küsten des Landes zu bringen. Ideologische Gründe spielen bei seiner Entscheidung keine Rolle. »Wir wussten doch gar nicht, was es hieß, einen Staat zu gründen, da wir das noch nie getan hatten. Der Staat war ein abstrakterBegriff. Aber wir mussten es tun. Hätten wir es damals nicht getan, wäre es nie geschehen.« Im November 1947, kurz vor dem UN -Teilungsbeschluss, rückt er ein. Doch er wird nicht hinausgeschickt, um Juden an Land zu helfen, sondern losgeschickt, um gegen die Araber zu kämpfen, die damit begonnen hatten, jüdische Siedlungen anzugreifen. Mit einer einzigen Schießübung als Vorbereitung, in kleinen, desorganisierten Einheiten und praktisch unbewaffnet zieht er in den Krieg. 1948 wird er durch zwei Schüsse ins Bein schwer verwundet. 1949 heuert er auf der »Van York« an und hilft, Flüchtlinge per Schiff aus Europa zu holen. Anschließend geht er zum Kunststudium nach England, später zur Behandlung seiner Kriegsverwundung in die USA . Schließlich gibt er die Malerei auf und wendet sich dem Schreiben zu. Zehn Jahre bleibt er insgesamt in Amerika, wo er seine nichtjüdische Ehefrau Miranda kennenlernt. »Wir litten damals alle an einer Kriegsneurose«, sagt er über sich und seine Kameraden von damals. »Wir wollten nach dem Krieg nur weg. Aber ich wusste, dass ich eines Tages zurückkommen würde, um in Israel zu leben.« 1961 kehrt er zurück.
    Heute ist Yoram Kaniuk einer der bedeutendsten Schriftsteller Israels. Seine Bücher wurden in 25 Sprachen übersetzt, und er erhielt viele Literaturpreise, darunter den Brenner Prize, die höchste literarische Auszeichnung Israels, den Ze’ev Preis für Kinderliteratur (1980), den Prix des Droits de l’Homme (Frankreich, 1997), den President’s Prize (1998), den Bialik-Preis (1999), den renommierten Prix Méditerranée étranger (2000), den Book Publishers Association’s Gold Book Prize (2005), den Newman Prize (2006), den Kugel Prize for Lifetime Achievement (2008), den France-Israel Foundation Award (2010). Trotz allerPreise sieht sich
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