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1926 - Rekruten für Zophengorn

Titel: 1926 - Rekruten für Zophengorn
Autoren: Unbekannt
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sich gab. Er sprach Dinge an, die jeder wußte, angereichert durch ein paar persönliche Erfahrungen. „Kennst du ihn persönlich?" raunte eine Stimme von links.
    Eismer Störmengord drehte sich um. Neben ihm stand eine humanoide, knapp 1,70 Meter große Gestalt. Es handelte sich um eine Lotgeborene, um ein älteres weibliches Exemplar mit sehr langen Armen, Knochenwülsten auf dem Schädel und einem kahlgeschorenen Hals. „Nein", antwortete Störmengord reserviert. „Mein Name ist Giblis", fügte die Lotgeborene hinzu. „Ich habe mit Ganavald zusammengearbeitet. Er ist in meinen Augen für das Amt eines Direktors vollständig ungeeignet."
    „Warum sagst du das nicht offen?" Giblis machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die Ernennung ist eine abgekartete Sache.
    Niemand kann etwas daran ändern."
    „Warum hältst du Ganavald per Meden für ungeeignet?"
    „Weil die Bebenhaft ihm den Verstand geraubt hat. Dreißig Jahre sind zu lang. Nach dreißig Jahren in permanenter Katastrophe zerbricht auch die stärkste Persönlichkeit.
    Ganavald ist heute nervenschwach und völlig unberechenbar. Manchmal hat er vor jedem Schatten Angst. Er ist natürlich intelligent, sonst wäre er nicht Bebenforscher geworden.
    Aber seine guten Zeiten hat er hinter sich."
    Eismer Störmengord starrte verständnislos den Vrouber an, der vom Rednerpult herab den Kessel von DaGlausch erklärte. „Und warum", flüsterte der Goldner, „warum soll er dann überhaupt zum Direktor gemacht werden?"
    Die Lotgeborene stieß ein abgehacktes Lachen aus. „Weil er der einzige tragbare Kandidat ist.
    Es sind zwar noch andere Forscher mit Bebenhaft-Erfahrung greifbar. Aber es sind sehr, sehr wenige. Du kennst das ja: Wir sind deshalb Bebenforscher geworden, weil wir es lieben, das Universum zu erforschen und dem Wunder der Kesselbeben nachzuspüren. Das ist unsere Bestimmung. Nicht die administrative Tätigkeit im Empirium."
    „Keine Kandidaten?" sinnierte Störmengord laut. „Ich kann es mir fast nicht vorstellen ..."
    „Die Bebenhaft an sich besitzt eine unangenehme Nebenwirkung: Sie endet fast immer tödlich. Ganavald hat seine Wahl also vollkommen sicher."
    „Hat er wenigstens den Sinn entwickelt?"
    „Den Sinn? Heißt das etwa, Forscher, du glaubst an dieses Gewäsch?"
    „Nun, man sagt doch immer, daß nach einer Bebenhaft eine Art übersinnliches Verständnis für die Phänomene des Kessels geweckt wird."
    „Die These wurde nie bewiesen."
    „Aber man hat sie zur Grundlage für jeden Direktorenposten gemacht. Es kann doch nicht alles nur erfunden sein" Die Lotgeborene gab keine Antwort mehr.
    Eine Weile lauschten sie den Worten des Vroubers, der das Rednerpult in eine Wolke von Gestank hüllte.
    Störmengord meinte düster: „Ich weiß wirklich nicht, wie wir unter einer solchen Führung den Kessel von DaGlausch jemals enträtseln sollen."
    „Warum? - Ich bin der Meinung, daß wir in Wahrheit gar kein Direktorium benötigen.
    Organisatorische Probleme werden vom Ring-Großrechner zufriedenstellend gelöst. Auf den eigentlichen Forschungsbetrieb nimmt das Direktorium grundsätzlich keinen Einfluß. Die Bebenforscher tun sowieso, was sie wollen."
    „Das klingt so, als ob du keine Bebenforscherin wärst, Giblis."
    „Nicht mehr. Ich gehöre heute zum Manual-Komitee."
    „Ah?"
    Eismer Störmengord musterte das humanoide Wesen neben ihm mit Interesse.
    Die Mitglieder des Komitees gaben die Manuale von Zophengorn heraus: eine Art Hyperkom-Rundbrief für Bebenforscher, zu empfangen in DaGlausch und Salmenghest.
    Darin wurden sämtliche aktuellen Bebengebiete aufgelistet. Außerdem waren technische Neuerungen und wissenschaftliche Erkenntnisse verzeichnet.
    Ins Manual-Komitee wurden nur sehr erfahrene Bebenforscher berufen.
    Störmengord war sicher, daß die Lotgeborene keinen Unsinn redete, sondern daß sie genau wußte, wovon sie sprach.
    Ihre Aussagen über den Vrouber ergaben plötzlich einen neuen Sinn. Ganavald per Meden schloß seine Rede mit den Worten: „... bedanke ich mich für euer aller Aufmerksamkeit. Wenn es jemanden gibt, der den Vorgang der Direktorenwahl noch zu kommentieren wünscht, so bitte ich darum, nun das Wort zu ergreifen."
    Der Vrouber kletterte mit umständlichen Bewegungen vom Podium. Absolute Stille kehrte ein.
    Eismer Störmengord fürchtete sich mit einemmal. Er war nicht mehr so sicher, ob er da oben eine bessere Figur abgeben würde als der Vrouber.
    Immerhin, sagte er sich, hatte er nicht den entsetzlichen
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