Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1926 - Rekruten für Zophengorn

Titel: 1926 - Rekruten für Zophengorn
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Besetzungskommission soll mich als Kandidaten zur Kenntnis nehmen. Ablehnen können sie mich noch immer."
    „Ich kann dich nicht annehmen."
    Störmengord versetzte: „Ich bestehe darauf!"
    Der Prolongide kam plötzlich aus seinem Sessel hoch. Es sollte vermutlich eine Drohung sein. Störmengord konnte sich nicht dagegen wehren, daß die Zwei-Metersechzig-Gestalt ihn einschüchterte. „Verlasse nun dieses Büro, Forscher!"
    „Gibt es noch eine andere Stelle, an die ich mich wenden kann?" fragte er trotzig. „Geh! Es hat keinen Sinn. Außerdem gibt es bereits einen Kandidaten."
    Eismer Störmengord rammte die Hände tief in die Taschen seines schwarzen Mantels, dann rannte er aus dem Büro auf den Korridor. Er hatte nicht die Absicht, seine Pläne aufzugeben.
     
    *
     
    Am folgenden Tag fand in der Halle von Bandaß eine öffentliche Anhörung statt. Die Gelegenheit schien ihm ideal, auch wenn er nicht wußte, ob er mit Konsequenzen zu rechnen hatte.
    Störmengord kannte die Lokalität gut. Er hatte hier seine Ernennung zum Bebenforscher erlebt.
    Die Halle lag im Herzen des Empiriums, im Zentrum von Zophengorn. Das sechzig Meter lange, vierzig Meter breite Oval wies nur einen Einrichtungsgegenstand auf: das Rednerpult in der Mitte, zu dem eine Reihe von auffällig schmalen Stufen hinaufführte.
    An diesem Tag hatten sich fünfzig Personen eingefunden.
    Eismer Störmengord blickte auf die leeren Balkons und Emporen, und er ärgerte sich, daß kaum ein Interesse an der Wahl vorhanden war.
    Das Auswahlverfahren war zu undurchsichtig. Die Bebenforscher, die Wissenschaftler, die Lehrer und Novizen in der Rekrutenstadt, sie alle würden erst auftauchen, wenn der neue Direktor ernannt wurde. Dann allerdings stand der Gilde eine prächtige Zeremonie bevor.
    Die fünfzig Personen standen eng zusammen. Sie tuschelten miteinander, einige warfen dem Neuankömmling fragende Blicke zu.
    Mittendrin erkannte er zwei Direktoren, einen Hamaraden und einen Companeii.
    Störmengord erinnerte sich, daß er den beiden einmal begegnet' war und daß man sie als „Direktoren" angeredet hatte.
    In seinen Augen gehörte die Identität aller Direktoren offengelegt. Die dezentrale, anonyme Organisationsform der Bebenforscher hatte über Jahrtausende hinweg funktioniert - heute schien die Zeit für eine Reform jedoch reif zu sein.
    Eine ihm unbekannte Person kletterte auf das Rednerpult. „Mein Name ist Ganavald per Meden", hallte es durch den leeren Saal. „Falls es hier jemanden gibt, der nicht Bescheid weiß: Ich gehöre zur Rasse der Vrouber und stamme von Jembers. Es ist meine Absicht, mich als Direktor eins zu bewerben."
    Das Wesen sprach ein kultiviertes, fast schon gekünstelt klingendes Glausching, im typisch blubbernden Tonfall seines Volkes.
    Störmengord hatte oft mit Vroubern zu tun gehabt. Er hatte einen Teil seiner Jugend auf Jembers verbracht. Daher kannte er die Eigenheiten und Schwächen der Vrouber recht genau.
    Das also war er. Sein Gegenkandidat! Etwas an diesem Ganavald per Meden weckte auf Anhieb sein Mißtrauen. Für einen Vrouber bewegte er sich auffallend fahrig. Er strahlte nicht den Schimmer von Souveränität aus.
    In der Halle von Bandaß breitete sich ein bitterer Duft aus.
    Vrouber rochen so, wenn sie in einen Zustand der Erregung gerieten; Störmengord nahm an, daß der Platz auf dem Podium für Ganavald eine starke nervliche Belastung darstellte.
    Der Redner fuhr fort: „Ich gelobe, daß ich die Interessen der Gilde wahren und verteidigen werde, sooft ich kann und wann immer sich für mich die Gelegenheit ergibt. Vorausgesetzt natürlich, ich werde von der Besetzungskommission zum neuen Direktor eins ernannt ...
    Was ja noch keineswegs sicher ist.
    Einige von euch wissen, daß eine Bebenhaft von besonderer Dauer hinter mir liegt. Es geschah vor langer Zeit, als ein Kesselbeben mich erwischte. Bevor ich den Planeten Truboherz noch verlassen konnte - damals mein Forschungsobjekt -, saß ich bereits fest.
    Aber ich hatte Glück im Unglück. Das Truboherz-System ging nicht unter, sondern es wurde nur von furchtbaren Katastrophen heimgesucht. Diesen Zustand, wenn ein System über Jahre hinweg auf der Kippe steht, nennen wir Bebenhaft. Man kann ein solches System nicht verlassen, bevor es vorbei ist. In meinem Fall dauerte die Bebenhaft dreißig Jahre. Das ist die längste dokumentierte Dauer, die je ein Bebenforscher überstanden hat."
    Störmengord machte sich klar, daß Ganavald nichts als Gemeinplätze von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher