Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1911 - Die Flotte der Feiglinge

Titel: 1911 - Die Flotte der Feiglinge
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gestrandet war, auf über siebzig Prozent.
    Eine Katastrophe!
    Als der Trivid-Sender des TLD-Towers die Nachricht verbreitete, ging ein stummer Aufschrei durch die Stadt, in der etwa 200.000 Männer, Frauen und Kinder lebten. Die wenigsten von ihnen waren bereit, sich mit einer Trennung für alle Zeiten von der Erde abzufinden.
    Sie hatten zu viele Verbindungen zu Freunden und Verwandten im Solsystem, auf die sie nicht verzichten wollten.
    Und nicht nur das!
    Im Rahmen der terranischen Zivilisation hatten viele von ihnen längst einen großen Teil ihrer Eigenverantwortung aufgegeben. Sie waren es gewohnt, mit allem Lebenswichtigen versorgt zu werden. Gedanken hatten sie sich schon lange nicht mehr darüber gemacht, woher die Güter eigentlich stammten, die sie Tag für Tag für sich beanspruchten und die sie verbrauchten.
    Wenn der durchschnittliche Terraner etwas benötigte, entnahm er es dem Haushaltsautomaten. Daß ein Vorratslager immer wieder aufgefüllt werden mußte, damit man etwas entnehmen konnte, war höchstens Spezialisten gegenwärtig.
    Da Mangelzustände auf der Erde einer jahrtausendealten Vergangenheit angehörten, hatte man sich darüber nie Gedanken gemacht.
    Bis jetzt!
    Mehr als 20.000 Menschen zogen am siebten Tag des Aufenthalts auf Thorrim vor den TLD-Tower, um leidenschaftlich die Rückkehr zur Erde zu fordern.
    Unter ihnen gab es eine Reihe von Populisten. Diese scheuten sich nicht, die Gelegenheit zu nutzen und die Stimmung der Menge anzuheizen, obwohl sie wußten, daß es gar nicht in der Macht von Gia de Moleon oder des Terranischen Liga-Dienstes stand, Alashan zurückzuversetzen. Es gelang ihnen nur zu gut. Viele der Demonstranten machten sich ihre Argumente zu eigen, obwohl eigentlich jedem bei ein bißchen Nachdenken hätte klar sein müssen, daß ihnen niemand gerecht werden konnte.
    Die Leiterin des TLD hatte große Mühe, die Menschen zu beruhigen. Erst als sich zahlreiche TLD-Agenten unter die Menge mischten und die Demonstranten geschickt in Gespräche verwickelten, gelang es, den Aufmarsch zu beenden.
    Danach wandte sich Gia de Moleon in einer überaus geschickt formulierten Rede an die Bewohner von Alashan, um ihnen die Situation deutlich zu machen. Sie machte ihnen klar, daß eine Rückkehr aus eigener Kraft vollkommen ausgeschlossen war, weil dazu die Mittel fehlten und von niemandem herbeigeschafft werden konnten. „Zum Glück sind die Thorrimer ausgesprochen friedlich", schloß sie ihre Rede, „und wir sollten alles dafür tun, daß sie es auch bleiben."
    Sie legte eine kurze Pause ein, um ihre Zuhörer zum Nachdenken anzuregen. „Vereinzelt ist die Forderung erhoben, die Thorrimer sollten uns mit ihren Handelsraumschiffen zur Milchstraße bringen.
    Dazu ist zu sagen, daß sie dazu leider nicht in der Lage sind. Ihre Raumschiffe haben eine Reichweite von höchstens tausend Lichtjahren. Nicht mehr. Wir aber sind 23,5 Millionen Lichtjahre von der Heimat entfernt."
    Wieder machte sie eine Pause, um die Zahlen wirken zu lassen. Überlegen wir doch einmal, wie wir Menschen uns im umgekehrten Falle verhalten würden!" fuhr sie fort. „Was würden wir tun, wenn direkt vor unserer Nase auf der Erde 200.000 Wesen eines uns völlig fremden Sternenvolkes erscheinen würden und wir damit rechnen müßten, daß sie für alle Ewigkeit auf unserem Planeten bleiben?"
    Sie ließ ihre Worte erneut eine Weile wirken, damit sich jeder ihrer Zuhörer seine Gedanken machen konnte.
    Sie sagte es mit voller Absicht nicht, aber sie wußte, daß viele Bewohner von Alashan auf diese Frage antworten würden: „Krieg! Wir würden sie bekämpfen und von der Erde vertreiben."
    „Ich möchte nicht Furcht verbreiten", argumentierte sie, „sondern ich möchte jedem einzelnen bewußt machen, daß wir den Thorrimern gegenüber zu Dank verpflichtet sind. Wir sind die Gäste, und als Gäste sollten wir uns auch benehmen." Sie hob die Hand. „Im Prinzip müssen wir darauf warten, daß dle Nonggo auftauchen, ihre Technik wiederherstellen und uns nach Terrania zurückversetzen. Das kann aber dauern ..."
    Ihre Rede verfehlte ihre Wirkung nicht, und Ruhe kehrte ein in Alashan.
    Die Menschen der Stadt begriffen, daß sie sich einen Streit mit den Thorrimern auf keinen Fall leisten konnten. Sie waren in jeder Hinsicht von den Planetenbewohnern abhängig und konnten ohne ihre Hilfe auf gar keinen Fall überleben. Lediglich energietechnisch war Alashan autark.
     
    *
     
    Je mehr Zeit verging, desto mehr verlor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher