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1906 - Begegnung auf Curayo

Titel: 1906 - Begegnung auf Curayo
Autoren: Unbekannt
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schien den Strand zu erschüttern, und das Meer schien zu explodieren. Gucky fühlte sich mitgerissen, von gewaltigen Kräften gepackt und wie ein Spielball in die Dunkelheit geschossen. „Huch!" machte Norer. „Tolkelig!"
    Das Zeitfenster schloß sich, und sie bewegten sich auf ruhigen Bahnen an einer Zeitspur entlang. „Was war das?"
    „Wer das war? Weisel. Wie schnorm!"
    „Weisel?" Gucky horchte in sich hinein.
    Et fühlte sich wie gerädert, zugleich aber aus großer Not befreit. Der ungeheuerliche Druck war von ihm gewichen, und sein Geist war wieder frei. Doch der überstandene Schrecken blieb nicht ohne Folgen. Ein innerliches Zittern belastete ihn und beeinträchtigte seine Gedanken. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.
    Knapp, ganz knapp war der Kelch an ihm vorübergegangen. Später, hätte Norer nicht zu ihm zurückkehren dürfen. „Weisel ist die Mutter meines Kindes. Du hast es gesehen."
    „Dein Kind? Willst du damit sagen, ich war Zeuge ... ?"
    „Auch wir Zeitgänger kennen die Liebe", unterbrach ihn Norer.
    Für einige Augenblicke hörte es sich für den Ilt so an, als ob Norer laut und anhaltend lachte, erfüllt von dem Glück dieser seltsamen Begegnung am Strand.
    Er schwieg sich nun eine geraume Weile aus, während sie der Zeitspur langsam folgten, um in angenehmen Gefühlen zu schwelgen. Gucky erholte sich während dieser Zeit allmählich und überwand den Schrecken, dem er ausgesetzt gewesen war.
    Als das innere Zittern abgeklungen war, kehrte er zu den Fragen zurück, die ihn beschäftigten und um derentwillen sie sich aus der Zeitspur ausgeklinkt hatten. 0 „Du wolltest mir erzählen, was dich in Panik versetzt hat", erinnerte er den Zeitgänger an den Besuch auf der Insel mit den vielen Gebäuden. '„Hier, oder möchtest du, daß wir dazu ein Zeitfenster öffnen?"
    Gucky verspürte nur wenig Lust auf ein weiteres Abenteuer, wie er es gerade überstanden hatte, oder auf weitere Schreckensbilder; wollte auf der anderen Seite aber auch nicht mit dem Zeitgänger in der bizarren Sphäre der Zeitstränge bleiben, in der er ständig in Bewegung war und sich nicht auf ein kurzes, inhaltsreiches Gespräch konzentrieren zu können schien, „Versuchen wir ein Zeitfenster", schlug er vor. „Ich möchte ein ungestörtes Gespräch."
    „Kein Problem", behauptete Norer und klinkte sich in einen Strang ein.
    Es war die Zeitlinie eines kleinen Mondes, der erstaunlicherweise eine Atmosphäre hatte und auf dem es ein Meer von blütenförmigen Kristallen in allen Farben des Regenbogens gab. Ruhig glitten sie über die farbenprächtige Szenerie hinweg. „Also?" drängte Gucky. „Beim Abfahren der Zeitspuren bin ich auf eine ungewöhnliche Konstellation gestoßen", antwortete Norer. „Dabei war ich ungefähr neuntausend Jahre von der Grenzzeit entfernt. Irgend etwas hat mich neugierig gemacht."
    „Wahrscheinlich ein Vulkanausbruch, eine Feuersbrunst oder die Pestilenz, die Tausende dahingerafft hat."
    „Das war eine unfreundliche Bemerkung, Raumling."
    „Verzeih! Es war nicht bös gemeint und sollte ein Scherz sein."
    „Also schön, Mauseohr. Ich habe mich eingefädelt, um die Natur der Zeitfelder zu ergründen", fuhr der Zeitgänger fort, der ebenso schnell versöhnt war, wie er sich zuvor empört hatte. „Leider habe ich zu spät gemerkt, daß ich in eine Spur aus Paradoxzeit geraten war."
    „Ich glaube, ich verstehe ..."
    „Das bezweifle ich", gab Norer trokken zurück. „Doch lassen wir das. Wichtig ist mir, dich darauf hinzuweisen, daß es keine natürlichen Vorkommen von Paradoxzeit gibt. Sie kommen vielmehr nur durch Eingriffe von Raumlingen in das Zeitgefüge vor und sind für uns Zeitgänger fast immer tödliche Fallen."
    „Warum?"
    „Weil sich die Spuren von Paradoxzeit nicht berechnen lassen", erläuterte Norer. „Es passiert immer etwas anderes, als man ursprünglich erwartet. Zeitparadoxa haben es in sich, da sie niemals sind, was sie zu sein scheinen."
    Er machte eine Pause und ließ sich schweigend durch die phantastische Landschaft aus kristallinen Blumen gleiten. „Es schien damals, als sei ich in der Paradoxzeit hoffnungslos gefangen", setzte er seinen Bericht schließlich fort. „Es gab nur eine Chance, daraus hervorzukommen: Ich mußte mich an die Grenzzeit herantasten, wo die Zeit noch keinen festen Bestand hat, und gerade das war wegen der Zeitparadoxa besonders schwer. Die Zeit in diesem Bereich ist schwammig und löchrig, zugleich aber verlieren die
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