Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1906 - Begegnung auf Curayo

Titel: 1906 - Begegnung auf Curayo
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bestimmend."
    „In diesem Fall muß ich es wohl sein, weil du sonst nur Augen und Ohren für diese Schlacht hast."
    Gucky stutzte und blickte die seltsame Gestalt an seiner Seite an, die konturlos war und einem Nebelfleck ähnelte. „Hast du überhaupt Augen und Ohren?"
    „Dein Anblick weckt nicht gerade Sehnsüchte danach, Mauseohr und Biberschwanz!"
    „Jetzt hast du mich beleidigt", behauptete der Ilt und blieb dabei nicht ganz bei der Wahrheit. „Ich habe schöne Augen.
    Immerhin verdanke ich ihnen meinen Namen."
    Norer zog sich aus dem Geschehen zurück. Das Zeitfenster schloß sich, und sie glitten wieder an der Zeitspur entlang. „Du lügst", behauptete der Zeitgänger. „Stimmt. Ich bin nicht beleidigt." Gucky tastete sich behutsam an Norer heran. Er wollte tiefer in ihn eindringen, um seiner Gedankenwelt mehr entnehmen zu können als nur die Informationen, die er von sich aus hergeben wollte.
    Es gelang ihm nicht. Rasch zog er sich zurück, um nicht den Unwillen des Zeitgängers zu erregen. „Warte!"
    Ein Zeitfenster öffnete sich, und sie glitten auf eine weite Lichtung hinaus, die an einem stillen Meer lag. Riesengroß und durch die dichten Luftmassen leicht verzerrt, ging am Horizont eine Sonne unter. Vögel mit weiten Schwingen zogen langsam über das Wasser dahin.
    Ein Bild so kitschig wie eine verfälschte Postkarte aus alter Zeit.
    Gucky seufzte. Die Szenerie gefiel ihm nicht, weil sie allzu sentimental orientiert war, doch war sie immerhin friedlich.
    Nirgendwo fanden blutige Kämpfe statt, keine gequälten Wesen ertranken in aufgewühlten Fluten, und auch von anderen Katastrophen war nichts zu sehen. „Warnewuz", seufzte Norer. „Wie langweilig!"
    Als sei er ein unruhiger Geist, glitt er am Strand dahin. „Aber vielleicht stürzt ja noch ein Flugzeug ab, oder ein Schiff explodiert vor der Küste!"
    „Was soll das?" fragte der Ilt. „Wieso lenkst du von meinen Fragen ab? Ich will endlich wissen, was los ist."
    „Was meinst du? Ich verstehe dich nicht."
    Der Zeitgänger tat, als wüßte er nicht, um was es ging. „Muß ich dich wirklich daran erinnern, daß du geradezu hysterisch vor Angst gewesen bist, als wir auf der Insel mit den vielen Gebäuden waren? Was war der Grund? Was hat dich in Panik versetzt?
    Ich muß es wissen."
    „Ach, das! Vergessen wir es, Naffy -was soll's? Es ist vorbei."
    „Für mich nicht."
    Norer glitt auf den Mausbiber zu. Für einen Moment hatte der Ilt den Eindruck, als ob ihn aus dem verwaschenen Nebel heraus zwei dunkle Augen aufmerksam und prüfend anblickten. „Also gut", sagte der Zeitgänger. „Ich habe keine Geheimnisse vor dir. Das alles habe ich schon einmal durchgemacht, und es hat mich beinahe umgebracht. Auch wir Zeitgänger leben sehr gern. Kannst du dir das vorstellen?"
    Im Meer verbarg sich etwas. Gucky spürte, daß sich ihm etwas näherte. Unsichtbar. Kraftvoll. Druckvoll.
    Er blickte auf das Wasser hinaus. Die Sonne war zur Hälfte hinter dem Horizont verschwunden. In einem langen, feuerroten Streifen spiegelte sich ihr Licht auf dem Wasser, das nun schwarz und unheimlich aussah.
    Irgend etwas war unter dieser Oberfläche, die von dem Licht zweigeteilt wurde. Es schob sich langsam heran, und es schien riesengroß zu sein. Der Ilt meinte, Tentakel sehen zu können, die sich nach ihm ausstreckten und ihn einfangen wollten.
    Unwillkürlich riß er die Augen auf, doch da war nichts zu sehen. Ihm bot sich nach wie vor ein friedliches Bild.
    Eine Täuschung. Er wußte es jetzt. .Im Dunkel des Wassers lauerte eine Macht, die ihm weit überlegen war. Er erfaßte, daß sie über parapsychische Fähigkeiten verfügte.
    Sie war in der Lage, jene Schranke zu durchbrechen, die sie bisher zu reinen Beobachtern gemacht und vor jedem Zugriff geschützt hatte.
    Was auch immer im Wasser war, es konnte ihn wahrnehmen, und es zwang ihn, in die Realität dieser Welt einzutreten.
    Gucky wollte seine telepathischen Fühler danach ausstrecken, schreckte jedoch sogleich zurück, denn ihm war, als habe er seine Hand auf eine glühende Herdplatte gelegt.
    In ihm schrillten die Alarmglocken. Es wurde höchste Zeit, daß sie sich aus diesem Gebiet zurückzogen, das ihnen zur tödlichen Falle werden konnte.
    Er wandte sich um. „Norer, wir müssen ... „ Der Zeitgänger war nicht mehr bei ihm. Er hatte sich etwa hundert Meter weit von ihm entfernt und schwebte über einer ins Meer ragenden Klippe, über der sich ein zweites Wesen seiner Art bewegte.
    Zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher