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1898 - Das Daschka

Titel: 1898 - Das Daschka
Autoren: Unbekannt
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ihn herum schien kaleidoskopartig zu zerfließen, begann zu glitzern und verlor gleichzeitig an Kontur. Ein sanftes, sehr gleichmäßiges Pulsen ging von den Farben aus, die einander durchmischten und durchdrangen, sich verbanden und wieder trennten.
    Halluzinogene, dachte Domino Ross entsetzt. Noch ein paar Augenblicke, und ich bin so benommen, daß ich nichts mehr tun kann.
    Er hielt das Messer nach wie vor in der rechten Hand, die eng an den Körper des Footen gepreßt worden war. Ross konnte sie nur um wenige Zentimeter bewegen. Aber er wußte, daß die Klinge fast die Schärfe und Durchschlagskraft eines Vibratormessers besaß.
    Ein paar schnelle, knappe Bewegungen, soweit der Klammergriff das überhaupt zuließ. Schwer war die Verletzung nicht, die Ross dem Footen beibringen konnte. Aber sie verursachte Schmerzen, und vielleicht war es auch die Gallerte, die nun auf dem Körper des Footen in Kontakt mit dem ungeschützten Fleisch geriet.
    Der Foote pfiff und bäumte sich auf, mit verstärkter Kraft schlang er seine Gliedmaßen um den Körper von Domino Ross.
    Ross spürte, wie seine Rippen durchgebogen wurden und ihm die Luft wegblieb. Irgendwo, anscheinend tief im Inneren seines Körpers, knackte es vernehmlich.
    Ross zappelte, so gut er konnte. Er konnte den Kopf des Footen sehen, schräg von unten, und dieser Kopf schien anzuschwellen, Form und Farbe zu ändern. Obwohl die Footen normalerweise relativ geräuscharm kommunizierten, gellten jetzt schrille Laute in Ross’ Ohren.
    Dann bekam die rechte Hand ein wenig mehr Spielraum, nur für ein paar Sekundenbruchteile, aber das genügte ...
    Nein, das war nicht die Art von Kampf, die ein Domino Ross schätzte. Irgendwie war es nicht fair, aber wenigstens hatte er am Ende gewonnen. Mit dem bißchen Spielraum, das der Zufall ihm eingeräumt hatte, hatte er es fertiggebracht, den Footen mit dem Messer zu verletzten, so oft und nachhaltig, daß der Gegner den Griff schließlich weiter hatte lockern müssen - und damit Ross noch mehr Bewegungsmöglichkeiten gestattet hatte.
    Jetzt war der Foote tot, rührte sich nicht mehr, abgesehen von der Tatsache, daß er rot wuchs und blau zusammensackte, sich drehte und aufspindelte und Dinge tat, die in der Natur gar nicht möglich waren.
    Ross schwankte zurück zu dem Ort, an dem die Footen ihn gefunden hatten. Er lehnte sich gegen die Wand. Eine bleierne Müdigkeit hatte sich auf seinen Lidern breitgemacht, es dröhnte in seinen Ohren, und auf seiner Zunge breitete sich ein ekelhafter, kupfrig wirkender Geschmack aus.
    Was mit ihm geschehen war, konnte Domino Ross intellektuell nicht mehr einordnen, weil sich sein Denken und Empfinden wie in bunte Watte eingepackt anfühlte.
    Aber er wußte, daß er etwas zu tun hatte. Er hatte sich selbst eine Aufgabe gestellt.
    Aber was? Und wo? Und wie überhaupt?
    Konzentrieren. Er mußte sich konzentrieren. Es war ganz einfach, wenn er es nur schaffte, sich zu konnzenntrierenn.
    Domino Ross hatte schon etliche Besäufnisse mitgemacht. Das war für Siganesen zwar sehr untypisch, aber er hatte vor allem in seiner Jugend zu einer verschwiegenen kleinen Gruppe gehört, zu der sich stets auch ein gewisser David Golgar gesellt hatte. Es waren sehr oft gewisse Rituale der Männlichkeit gewesen - eine gewisse Sorte Mann brauchte solche Beweise, daß sie zu einer gewissen Sorte Mann gehörte -, und Ross hatte nur mitgemacht, um die Stimmung nicht zu verderben.
    Aber dabei hatte er immer die Möglichkeit gehabt, geistig aus dem Besäufnis auszusteigen, sich gleichsam neben sich selbst zu stellen, die Lage zu prüfen und eine vernünftige Entscheidung zu treffen - in der Regel jene, diesen Unfug augenblicklich einzustellen und sich schleunigst ins Bett zu begeben.
    Dieses Mal klappte es jedoch nicht, obwohl er es mehrfach versuchte. Der Siganese bekam sein Denken nicht mehr in den Griff, es verplätscherte irgendwie im Nebensächlichen, glitt immer wieder von der Hauptbahn ab und suchte sich eigene, sehr absonderliche Nebenkanäle.
    Er hatte etwas tun wollen- .
    Ross machte sich an die Arbeit, darauf vertrauend, daß es vielleicht in seinem Inneren eine geistige Instanz gab, die noch halbwegs bei Sinnen war.
    Und wenn nicht, was machte es schon in einer schönen, bewegten und bunten Welt wie dieser?
    Wie lange er gebraucht hatte, wußte er nicht mehr, aber irgendwann, vermutlich nach einem wochenlangen Sekundenbruchteil, überfiel ihn die Einsicht, daß die Arbeit getan war.
    Er setzte sich in
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