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1892 - Als das Sternlicht erlosch

Titel: 1892 - Als das Sternlicht erlosch
Autoren: Unbekannt
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vernichte ihre Schiffe und nimm Silkon gefangen. Zeig der Öffentlichkeit, wer tatsächlich hinter dem Verrat steckt."
    „Es könnte jedoch der Eindruck entstehen, sagte Crabach, der ebenfalls zugegen war, „daß sich der Seelenhirte von Wolkenort nur noch mit Gewalt zu helfen wüßte. Und das wäre fatal. Silkons Irrlehre hat bereits viele Anhänger, und wenn sie als Märtyrerin hingestellt werden könnte, dann würden sie sich verzehr-, ja verhundertfachen."
    „Und was schlägst du vor?" fragte Paturch.
    „Ein Treffen zwischen den beiden. Eine Auseinandersetzung vor den Augen der Galaxis. Der Erleuchtete ist ein ausgezeichneter Redner. Er wird Silkons Irrlehren widerlegen und Lokhout entlarven können. Ich bin davon überzeugt."
    Siebenton bat die beiden, ihn allein zu lassen, damit er in Ruhe über ihre Vorschläge nachdenken könne.
    Er fühlte sich müde. Und er wußte nicht, ob er noch einmal die Kraft hatte, zu einem Rededuell gegen eine fanatisierte Silkon anzutreten, die jedes Register ziehen würde, um ihn der Lächerlichkeit preiszugeben und zu vernichten. Jedes erlaubte und unerlaubte Mittel.
    Wie sehr hoffte er, daß das Göttliche Schweigen, so nannten die Bewohner von Shaogen-Himmelreich inzwischen das Ausbleiben des Sternlichts, bald vorbei sein möge. Es würde ihn auf einen Schlag seiner Probleme entheben. Manchmal fragte er sich, ob nicht alles Unheil damit begonnen habe, daß er zum Seelenhirten gewählt worden war.
    Dann fiel ihm wieder der Traum ein. Die Welt ohne Licht. Der unerreichbare Gipfel.
    Die Welt ohne Licht war Shaogen-Himmelreich Und der Berg? Mußte er diesen Gipfel erklimmen, um das Licht wieder scheinen zu lassen? Mußte er dazu noch etwas Großes, Unvorstellbares vollbringen?
    Vielleicht in der Zukunft. Vielleicht würde sich ihm der Sinn dieses Traums eines Tages offenbaren, möglicherweise im Archiv. An diesem Tag jedoch mußte er eine Entscheidung treffen. Und als er es schließlich tat, da war es ein Kompromiß zwischen den Vorschlägen von Paturch und Crabach.
     
    *
     
    Der KREUZMOND VON WOLKENORT stieß jenseits der Bahn des fünften Planeten des Shagann-Systems aus dem Hyperraum; Amran war die zweite Welt der gelben Sonne.
    Siebenton ließ direkten Kurs auf Amranhalten. Funksprüche wurden gewechselt. Die gesamte Galaxis war Zeuge, wie das große Raumschiff sich dem Planeten der Renegaten näherte. Medienschiffe begleiteten seinen Flug und übertrugen ihn bis zur entlegensten Welt.
    Siebenton hatte Silkon zu einem Rededuell herausgefordert. Sie hatte erwartungsgemäß darauf bestanden, ihn auf ihrer Welt zu empfangen. Er hatte vor der galaktischen Öffentlichkeit zugesagt.
    Die Sonnenfeuer-Geschütze des KREUZMONDS waren auf die Mondschiffe der „Seelenhirtin" gerichtet, die von ihrem Planeten starteten und sie in Empfang nahmen. Doch alles blieb friedlich bis zur Landung.
    Siebenton verließ sein Kommandoschiff mit einem halben Dutzend Begleitern und landete mit einem Gleiter auf dem weiten Platz vor einem Palast, der offenbar innerhalb weniger Jahre errichtet worden war. In ihm residierten Silkon und - unsichtbar - Lokhout.
    Der uralte Mann zeigte sich nicht. Er schickte seine Waffe, die von ihm bis in die Zehenspitzen instruiert worden war. Als Silkon und Siebenton sich auf dem großen Platz, vor den Mikrofonen und von Sonden umschwirrt, nach vielen Jahren wiedersahen, durchfuhr Siebenton ein Gefühl der Rührung.
    Silkons Augen aber waren kalt - so kalt, daß sie dem Seelenhirten eine Warnung hätten sein müssen.
    Er fühlte sich nur unendlich traurig und leer. Wie gerne hätte er sie in seine Arme genommen. Lokhout hätte wahrlich keine bessere Waffe gegen ihn aufwenden können.
    „Warum tust du das?" fragte Siebenton nur, so leise, daß es von keinem Mikrofon aufgenommen werden konnte.
    „Weil ich dich hasse", zischte sie ebenso leise zurück.
    Dann begann sie mit ihrer Rede. Sie klagte ihn an, die alten Werte des Shaogen-Kults verraten zu haben und damit für das Erlöschen des Lichts verantwortlich zu sein. Im nächsten Atemzug aber propagierte sie ihre neuen, noch viel revolutionäreren Thesen, die darin gipfelten, daß sich jeder der Nächste zu sein und in diesem Leben mit der Schuld zu leben habe, die er auf sich geladen habe. Sie verleugnete das Shaog, die Himmelsburg und das Tod-Erleben. Sie war klug genug, nicht dem Shaogen-Kult als Ganzem abzuschwören. Sie wußte auch, daß dies zu offensichtlich gewesen wäre und die Massen ihrer Zuhörer und
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