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1892 - Als das Sternlicht erlosch

Titel: 1892 - Als das Sternlicht erlosch
Autoren: Unbekannt
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indem er uns das Licht genommen hat!"
    „Das Sternlicht ist erloschen, weil sich ein anderer, ein neuer Gott erhoben hat!" rief ein anderer.
    Und wieder ein anderer: „Gott hat sich von uns abgewandt! Er hat unsere Galaxis ihrem Schicksal überlassen!"
    Siebenton hob seine Arme und rief laut: „Nichts von dem ist wahr! Das Shaogen-Sternlicht wird uns wieder leuchten! Habt Geduld! Wir haben unserem Gott keinen Grund gegeben, mit uns zu hadern! Wir verehren das Licht wie eh und je. Wartet sechzig Stunden ab! Spätestens dann wird uns das Sternlicht wieder erleuchten!"
    Er glaubte selbst nicht mehr daran, aber er sprach zur Bevölkerung Wolkenorts und der anderen Planeten und beschwor sie, jetzt nicht in Angst zu geraten oder gar vom Glauben abzufallen. Er appellierte an sie, jetzt gemeinsam zu beten. Er sprach ihnen einige Gebete vor, auf daß sie sie mit ihm teilen oder wiederholen mochten.
    Alles - alles durfte geschehen, nur nicht, daß das Leuchten des Sternlichts für immer ausblieb; daß das Licht sie tatsächlich verließ. Es wäre gleichbedeutend mit dem Ende des Kults gewesen, der eine ganze Galaxis so lange in Frieden hatte leben lassen.
    Siebenton brauchte lange, bis er sich wieder zurückziehen konnte. In seinen Gemächern fand er keine Ruhe. Also ging er in das Archiv und forschte nach, ob es in den Prophezeiungen des Propheten Perschen etwas darüber gab, daß das Sternlicht jemals erlöschen sollte. Aber er fand nichts, egal wo er auch nachlas.
    Die beiden nächsten Tage waren voller Hektik und Aufregung. Die Berater waren in Aufruhr. Die Würdenträger und einfachen Priester bombardierten Siebenton mit Fragen. Die Mönche auf Wolkenort und den anderen, nachrichtentechnisch per Hyper-TV verbundenen Planeten sehnten sich nach dem Trost der Seelenhirten.
    Siebenton konferierte mit den Hirten von Phasenberg und von Toun. Auch sie wußten keinen Rat und hofften wie er darauf, daß das Sternlicht nur einen einmaligen „Aussetzer" gehabt habe und bei der nächsten Fälligkeit ihnen allen wieder leuchten mochte.
    Siebenton erwartete diesen Augenblick voller Sehnsucht und Zweifel. Er konnte die Spannung inmitten seiner Berater nicht ertragen und war wieder allein. Er rauchte mehr Dozzkraut als jemals zuvor und sah, daß sich seine Haut bereits ins Rötliche verfärbt hatte. Aber das interessierte ihn in diesem Moment nicht.
    Als wiederum siebzig Stunden vergangen waren, hielt er den Atem an und mit ihm viele Billionen Mönche, Caliguren, Fothok, Jedouinen, Mourmalen und wie sie alle hießen, die das Licht zusammengeschweißt hatte. Sie alle warteten voller Hoffnung darauf, daß es sie wieder durchdringen mochte.
    Aber es kam nicht.
    Jetzt konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, daß etwas Schreckliches passiert war. Das Shaogen-Sternlicht schien der Galaxis nicht mehr. Es sah nicht mehr in die Seelen der Lebewesen hinein. Es registrierte nicht mehr ihre Taten und Gedanken und speicherte sie für die große Aufrechnung ab, wenn der Augenblick des Tod-Erlebens gekommen war.
    Die göttliche Kraft offenbarte sich nicht mehr!
    Siebenton war fassungslos und unendlich enttäuscht. Zum zweitenmal, nach Walyons Tod, fühlte er diese grausame Leere in sich und kam sich vor wie eine Hülle ohne wirkliches Leben darin. Und plötzlich mußte er an seinen Alptraum denken, an’ die Welt ohne Licht.
    Hatte er es vorausgesehen? Hatte er unbewußt schon immer geahnt, daß es einmal so kommen würde?
    Was war dann mit dem zweiten Teil seines Traumes, dem von dem Berg, dessen Gipfel er niemals erreichte? Er hatte den höchsten Gipfel erreicht, indem er der oberste Seelenhirte wurde.
    Siebenton durfte sich jetzt nicht weiter mit solchen Gedanken beschäftigen. Er bemühte sich, sein Zittern in den Griff zu bekommen, bevor er sich nach oben begab und sich den Priestern und Würdenträgern stellte.
    Diesmal stellten sie kaum Fragen. Einige beschworen wiederum den nahenden Untergang herauf, weil Gott sich angeblich abgewandt habe, aber die meisten waren einfach stumm. Ihnen fehlten die Worte. Sie lauschten in sich hinein und fanden nichts. Sie waren hilflos und verzweifelt.
    So wie die Bevölkerung der ganzen Galaxis Shaogen-Himmelreich.
     
    *
     
    Es blieb dabei. Auch nach weiteren siebzig Stunden warteten die Intelligenzen von Shaogen-Himmelreich vergeblich auf das Sternlicht, nach 140 Stunden, nach 210 ...
    Siebenton sprach täglich zu ihnen, doch seine Worte konnten die innere Leere nicht auffüllen. Die ersten Agitatoren
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