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1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton
Autoren: Unbekannt
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jede andere Partnerschaft: Sie war freizügig, kein Mönch durfte einen anderen besitzen.
    Ein Partnerverhältnis konnte sogar jederzeit aufgelöst werden, wenn es zwingende Gründe gab. Es endete ohnehin spätestens dann, wenn die Frau die Tränsformation zum Mann durchmachte.
    Niemand, der sie zufällig erkannte, nahm also Anstoß daran, daß Siebenton mit Walyon statt mit Lokhout durch den Zoo bummelte. Es konnte der Beginn einer neuen Beziehung sein oder auch einfach ganz harmlos. Jetzt, da sie den Schritt getan hatte, konnte sich Siebenton es nicht erklären, daß sie sich so lange von Lokhout hatte einsperren lassen. Sie hatte vollkommen resigniert gehabt - und auch Angst davor, daß sie gesellschaftlich isoliert sein würde, wenn sie sich von Lokhout trennte. Seine Rachsucht hätte ihr jede Tür versperren können. Manche Mönche waren zu mächtig, als daß man sie verlassen durfte.
    Trotzdem, die Resignation war größer gewesen als die Angst, und Siebenton schwor sich, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Ihre Probleme lösten sich nicht von selbst, wenn sie sich vor ihnen versteckte oder in eine Scheingeborgenheit duckte.
    „So war es bei den Caliguren, und so war es nach meiner Rückkehr nach Wolkenort", sagte Siebenton, nachdem sie Walyon in groben Zügen berichtet hatte. Sie saßen an einem kleinen Tisch vor einer Dozz-Stube und schlürften einen grünlichen, wohlschmeckenden Brei. „Und du? Was hast du erlebt? Was war deine Mission? Oder darfst du nicht darüber sprechen?"
    „Nur mit dem Seelenhirten und wenigen eingeweihten Priestern", antwortete er. „Bitte versteh das.
    Später einmal wird jeder davon erfahren, aber nur durch den Hirten. Ich habe nicht das Recht, ihm zuvorzukommen."
    Sie nickte verständnisvoll.
    „Was soll ich nun tun, Walyon?" fragte sie. Im gleichen Moment durchzog ein heftiger Schmerz ihren ganzen Leib. „Ich habe nie unsere gemeinsame Nacht vergessen, damals in der CZACZYK. Ich weiß jetzt, daß ich dich immer geliebt habe. Ich hätte wissen müssen, daß du zurückkommst. Ich hätte nie den Partnerbund mit Lokhout eingehen dürfen."
    „Du hast viele Fehler gemacht und eingesehen, Siebenton", sagte er offen. „Und du hast aus ihnen gelernt - du hast es nur manchmal wieder vergessen. Du bist mit jeder Herausforderung gewachsen, und jedes Problem hat dich stärker gemacht. Ja, es muß furchtbar gewesen sein, nach Wolkenort zurückzukehren und wieder unmündig leben zu müssen. Aber bald ist es überstanden, dann ist deine Leidenszeit vorbei, Siebenton.
    Dann bist du ein Mann und kannst alles ausleben, was aus dir herauswill."
    Sie sah ihn an, in seine leuchtenden Augen. Er hielt ihrem fragenden Blick stand und legte seine Hand auf die ihre, streichelte sie zärtlich wie einst.
    Doch vergeblich wartete sie auf die Worte, die sie sich von ihm ersehnte.
    „Ich möchte ein Kind von dir haben, Walyon", ergriff also sie die Initiative. „Laß mich das Verhältnis mit Lokhout lösen, und laß uns als Mann und Frau zusammenleben, solange es noch möglich ist. Ich weiß, daß du es auch möchtest. Meine Beziehung zu Lokhout hat keine Basis mehr, wir lieben uns nicht, und er quält mich."
    „Soll ich mit ihm reden?" fragte er.
    Sie zog ihre Hand zurück und starrte ihn an. „Du... willst mich nicht bei dir haben? Ist es vorbei, Walyon?"
    Wieder der Schmerz. Er durchzog ihren ganzen Leib und konzentrierte sich an einem Punkt ...
    „Ja", sagte der Priester. „Es ist vorbei, Siebenton. Wir werden immer gute Freunde bleiben, aber niemals ein Kind haben können. Ich sehe dir die Schmerzen am Gesicht an, und ich kenne diesen leicht grünlichen Schimmer auf der Haut, so, wie du ihn jetzt hast. Wie lange ist es schon so?"
    Sie betrachtete ihre Arme und sagte verlegen: „Seit einigen Tagen - wieso? Und die Schmerzen hatte ich vorher noch nie. Ein wenig Übelkeit, ja, aber ich schrieb sie der Aufregung zu."
    Er holte ihre Hand zurück und drückte sie sanft.
    „Weißt du es denn wirklich nicht? Hast du denn nie beobachtet, wie eine Frau zum Mann wurde?" fragte er. „Ich weiß noch genau, wie es bei mir begann. Grüner Schimmer auf der Haut, Ubelkeit, dann die Schmerzen ..."
    „Das kann nicht sein!" entfuhr es ihr. „Ich bin doch noch viel zu jung! Ich habe noch ...fünf oder zehn Jahre Zeit, vielleicht fünfzehn! s< „Statistisch gesehen, ja. Aber du hast noch einige Monate Zeit, so lange dauert die Wechselphase, die bei dir jetzt eingesetzt hat, Siebenton. Verstehst du jetzt,
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