Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1884 - Botschaft des KONT

Titel: 1884 - Botschaft des KONT
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zögernd.
    Hynpha Klaf deutete nach oben. Über diesem Teil von Blauty war es Nacht; man konnte die sechzehn Sterne sehen, die mit bloßem Auge zu erkennen waren. Die Astronomen von Blauty hatten bereits vor Jahrzehnten herausgefunden, daß jeder einzelne dieser sechzehn Sterne so verschieden war vom Zentralgestirn Blaut, daß dort kein Leben vorstellbar war - jedenfalls keines, das sich mit dem von Blauty hätte vergleichen lassen. Aber inzwischen wußte man auch, daß es außer diesen sechzehn Sonnen noch viele andere Sterne gab, die man nur mit Teleskopen sehen konnte.
    „Warum nicht?" fragte Klaf leise.
    „Weil der Gedanke allein schon unsinnig ist", beharrte Phoc. „Der Gute Geist hat uns geschaffen, wir sind seine fleischlichen Ebenbilder, so steht es geschrieben. Nirgendwo kann man lesen, daß der Gute Geist außer uns noch andere Wesen in seine Welt gesetzt hat. Wenn in diesem Ding also Leben sein sollte, woran ich noch immer zweifle, dann ist es nicht vom Guten Geist geschaffen, sondern stammt von ihm, dessen Name verflucht sei in Ewigkeit."
    Hynpha Klafs Fleischkamm wurde fahl. Phoc wußte, daß sie nicht im gleichen Maße rechtgläubig war wie er; sie behandelte theologische Fragen eher lax, und sie wußte es sehr wohl.
    ‘ „Das ist eine rein wissenschaftliche Angelegenheit", antwortete sie, ohne Phoc anzusehen. „Keine religiöse ..."
    „Wissenschaft ist praktizierte Religion", mahnte Tanlee Phoc ernst. „Jede sogenannte Wissenschaft, die nicht den Geboten des Guten Geistes folgt, ist von Übel. Haben wir das in unserer Vergangenheit nicht oft genug erlebt? Wollen wir jetzt aufs Spiel setzen, was wir vor kurzem erst errungen haben? Die Zeit der Dunkelheit ist erst wenige Lebensalter vorüber. Endlich sind wir auf unserer Welt einig. Es gibt keine Kriege mehr, keine Ketzer, nichts, was den Frieden und die Verehrung des Guten Geistes stören würde. Und jetzt sollen wir Blauty womöglich Wesen öffnen, die anders sind als wir, also Ausgeburten des Bösen?"
    „Wie wollen wir das wissen?" fragte Hynpha Klaf vorsichtig.
    Noch immer blickte sie hinauf zu den Sternen. Es war ein Anblick, der ihr guttat. Er verschaffte ihr Frieden und innere Sicherheit. Der gestirnte Himmel war das Ebenbild der Schöpfung, der Maßstab, nach dem sich die gesamte Natur richtete. Sechzehn, das war vier mal vier, die heilige Zahl, mit sich selbst potenziert zum Gipfel der Vollkommenheit.
    Vier Beine, vier Arme hatten die Bewohner Blautys, vier unterschiedliche Geschlechter, vier Augen, vier Kauflächen, vier mal vier innere Organe; auf der heiligen Quadratzahl Sechzehn basierte die Mathematik der Blautiden und damit alle Wissenschaft. Es war nichts Vollkommeneres denkbar ...
    In vier Inkarnationen offenbarte sich der Gute Geist, jede Inkarnation war einem der blautidischen Geschlechter zugeordnet. Nur das Böse zeigte sich zwiefach, als Qual und als Verlockung, die einander untrennbar bedingten.
    Vor etwas mehr als einhundert Umläufen war der letzte Krieg auf Blauty zu Ende gegangen; er hatte die vollkommene Vernichtung der Spalter gebracht, jener körperlich wie geistig Unvollkommenen, die sich der Zwei verschrieben hatten, dem ewig Gegensätzlichen, Teilenden, der ins Unendliche reichenden Alternative.
    Danach erst hatte der Gute Geist seine Macht und Herrlichkeit richtig entfalten können, hatte der Aufschwung der Blautiden begonnen. Seit fünf Jahrzehnten erst bemühten sich die Blautiden, über die Grenzen ihrer Heimatwelt hinauszublicken und ernsthaft ihr Sonnensystem zu erforschen.
    Und nun das ...
    „Was immer es auch ist", fuhr Tanlee Phoc drängend fort. „Da es in der Lage ist, seinen Kurs zu ändern und sich unabhängig zu bewegen - bleiben wir einmal bei dieser Annahme -, stammt es nicht aus unserem Sonnensystem."
    Hynpha Klaf machte eine Geste der Zustimmung; ihre Meinungsaugen drückten milden Spott aus.
    Immerhin schien sich Phoc, wenn auch sehr zögernd, ihrer Auffassung anzuschließen.
    „Vielleicht", mutmaßte Tanlee Phoc, Kriegsherr der Blautiden und als Großes Augenpaar auch der Chef aller Sicherheitskräfte auf Blauty, „handelt es sich um eine Raumsonde, ähnlich jener, die wir selbst zur Erforschung unseres Systems gebaut und losgeschickt haben ..."
    „... losgeschickt nicht ohne eine Botschaft an irgendwelche anderen Intelligenzen, falls sie jemals unsere Sonde entdecken sollten."
    Phoc machte eine unwirsche Geste.
    „Gleichwohl. Es gibt nun zwei Möglichkeiten ..." Phoc sprach das Wort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher