Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1884 - Botschaft des KONT

Titel: 1884 - Botschaft des KONT
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Blautiden standen wie gebannt und starrten verzückt in die Höhe.
    Das Ding von den Sternen war nicht mehr zu übersehen. Es stand hoch am Himmel, anscheinend genau über dem Palast, und es überschüttete die Landschaft mit seinem Licht. Es war ein angenehmes Licht, nicht grell und blendend, sondern eher matt, silbrig und sehr edel wirkend. Unaufhörlich änderte sich das Licht, es pulsierte leicht, wechselte die Farbe, von einem Pastellton zum anderen.
    Hynpha Klaf war sich sicher, daß es den anderen Blautiden ebenso erging wie ihr; sie waren ergriffen von dem Schauspiel, das Ruhe und Erhabenheit ausstrahlte. Die Ankunft des Guten Geistes selbst hätte kaum eindrucksvoller ausfallen können.
    „Wie sieht es draußen aus?" wollte Hynpha Klaf wissen und wandte sich an ihren Sicherheitschef.
    „Panik und Entsetzen", antwortete Phoc ruhig und ohne jeden seelischen Ausdruck. „Die Leute glauben, das Ende aller Zeiten wäre gekommen, der Gute Geist senke sich auf Blauty herab, um sein Heiliges Gericht zu halten."
    Er spreizte die Hände in einer Abwehrgeste.
    „Natürlich sind sich die meisten ihrer Sünden und Verfehlungen bewußt und haben entsprechend viel Angst", fuhr er fort.
    „Du nicht?"
    Phocs Haltung wurde abweisend.
    „Ich bin mir keiner Schuld bewußt", sagte er. „Und wenn es anders wäre, könnte ich jetzt auch nichts mehr daran ändern. Und wie steht es bei dir?"
    Hynpha Klaf zögerte mit der Antwort.
    „Ich weiß es nicht", antwortete sie schließlich unsicher. „Es zieht mich an, weil es schön ist und erhaben wirkt. Auf der anderen Seite flößt es mir Furcht ein. Es ist so gewaltig ..."
    „Das ist vermutlich auch der Zweck dieser Darbietung", konstatierte Tanlee hoc düster. „Wer immer dort oben ist, sollte inzwischen am Ausbleiben jeder Reaktion von uns gemerkt haben, daß wir mit ihm nichts zu tun haben wollen. Dennoch drängt sich dieses Ding uns gewaltsam auf. Dir ist klar, daß die Regierung das Volk kaum noch unter Kontrolle hat?"
    Hynpha Klaf preßte die Fingerspitzen ihrer Hände gegeneinander. „Sollte sie denn?" fragte sie.
    „Es ist die Aufgabe der Regierung", versetzte Phoc. „Dieses Ding hat noch nichts getan, und doch hat es unser Volk in einen Zustand des Chaos versetzt. Wenn das kein gewaltsamer Einfluß ist ..."
    „Du bist ein übler Schwarzseher, Tanlee", bemerkte Klaf. „Überall witterst du Bedrohungen und Gefahren."
    Phocs Stimme klang leise und scharf.
    „Die Blautiden schwanken zwischen Euphorie und Panik. Falls es dir nicht klar ist, dieses Ding ist dabei, unser Volk zu spalten!"
    Das letzte Wort sprach er sehr leise, aber mit besonderer Betonung. Hynpha Klaf schauderte.
    „Immerhin", sagte sie dann, „haben wir jetzt sehr eindeutige Beweise dafür, daß dieses Ding intelligent ist. Entweder es selbst oder seine Besatzung."
    „O ja, zweifellos", bestätigte Phoc grimmig. „Dieses Vorgehen beweist Intelligenz. Die Besucher sind dabei, sich unser Volk zu unterwerfen. Noch ein paar Stunden, höchstens Tage, und alle Autorität auf diesem Planeten wird in einem Gefühlssturm sondergleichen hinweggefegt sein. Dann haben die Besucher freie Hand, mit uns zu machen, was ihnen beliebt - und unsere Leute werden sich ihnen geradezu freudig unterwerfen."
    Hynpha Klaf sah ihn von der Seite heran.
    „Und was willst du dagegen machen?" fragte sie. „Du wolltest dieses Ding ja schon früher vernichten ..."
    Phoc kniff die Augen fest zusammen.
    „Die Vorbereitungen sind abgeschlossen", sagte er dann und fixierte die Regierungschefin. „Es bedarf nur noch deines Befehls, dann werden die Raketen starten. Das Ding, von dem wir immer noch nicht wissen, wie es genau aussieht, ist zur Zeit über zweihunderttausend Einheiten entfernt, also weit genug, daß wir unsere stärksten Waffen einsetzen können."
    Wieder schauderte Hynpha Klaf; ihr Fleischkamm wurde fleckig. „Die Urgewalt des Bösen willst du einsetzen? Ohne Warnung?"
    Tanlee Phoc zögerte.
    „Was wird passieren, wenn wir zu den Fremden Funkkontakt herstellen und sie auffordern, aus unserem Sonnensystem zu verschwinden? Werden sie es tun? Und wenn - wer garantiert, daß nicht wenig später ein ganzer Schwarm dieser Raumfahrzeuge über unserem Planeten auftaucht?"
    „Was garantiert der Fall sein wird, wenn wir diesen Botschafter ohne Warnung vernichten", erwiderte Hynpha Klaf bitter.
    „Hast du einen besseren Vorschlag?" wollte Tanlee Phoc ironisch wissen.
    „Den habe ich", antwortete die Regierungschefin.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher