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1877 - Das Trojanische Pferd

Titel: 1877 - Das Trojanische Pferd
Autoren: Unbekannt
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nicht die Mühe mit dem Computer. Wenn’s dich beruhigt, lege ich mich ...", sie zeigte auf eine geschlossene Tür, ein Dutzend Meter entfernt, „... dort für einen Moment hin."
    Myles staunte nur noch, als sie auf diese Tür zuging, sich vor sie hinstellte und laut „Öffnen!" sagte. Im nächsten Augenblick verschwand die Tür einfach. Dahinter lag ein spärlich eingerichteter Raum mit einer Liege und mehreren Sitzgelegenheiten.
    Kallia Nedrun schob sich mit dem Rücken auf die Liege. „Nun zufrieden?" fragte sie. „Ist der Patient brav und folgsam?"
    „Woher hast du gewußt, wie die Tür zu öffnen ist?" fragte er. „Bisher hat es dir noch niemand gesagt.".
    „Eingebung", behauptete sie schnippisch. „Reine Intuition. Du kennst das doch auch, oder?"
    Myles brachte für lange Sekunden gar nichts heraus. Er fragte sich wirklich, ob das die Kallia Nedrun war, die er einmal gekannt hatte. Sie wirkte jetzt so vollkommen anders.
    Aber es war ihr Gesicht, ihr Lächeln, ihre Stimme ...
    „Myles", hörte er sie sagen. „Ich würde ganz gerne dabeisein, wenn die Nonggo, also Galtarrad und Zygonod und nicht ihr Einsatzleiter, Neuigkeiten verkünden. Ich werde mich also jetzt eine Viertelstunde lang vollkommen entspannen und neue Kräfte mobilisieren, damit du beruhigt bist. Du kannst ja bei mir wachen und mich überprüfen. Danach aber muß ich zu dieser Versammlung."
    Sie überprüfen? Und: Sie mußte zu „dieser Versammlung"?
    Kantor versuchte so gut wie möglich, sein Erschrecken über den Wandel zu verbergen, der mit seiner Partnerin vonstatten zu gehen schien. Nein, das war nicht mehr „seine" Kallia.
    Aber wer =und was - dann?
    „Ich werde warten", sagte er so ruhig wie möglich. ‘ „Danke, Myles."
    Die Mathematikerin schloß ihre Augen und entspannte sich. Er kannte diese Übungen, bei denen alle Körperfunktionen fast zum Stillstand kamen und Seele und Geist miteinander verschmolzen. Unter günstigen Umständen konnte er sich- auf diese Weise ebenfalls regenerieren.
    Nach genau fünfzehn Minuten schlug Kallia die Augen wieder auf und erhob sich von der Liege, als ob sie niemals wie scheintot auf ihr gelegen hätte.
    Unwillkürlich hatte er darauf gewartet, daß sie wieder damit begann, unverständliche Laute in einer noch unverständlicheren Sprache von sich zu geben, die noch kein Translator hatte analysieren können. Das geschah oft, wenn sie schlief.
    Aber diesmal hatte sie es nicht getan.
     
    *
     
    Als sie zurückgingen, hatte Myles sich weitgehend beruhigt. Er redete sich ein, daß er Gespenster sah.
    Was erwartete er eigentlich von Kallia? Wie konnte er annehmen, daß sie schon jetzt gleich wieder die alte sei, so als wäre überhaupt nichts gewesen?
    Diese Frau hatte 77 Jahre lang wie tot in der Klinik auf Mimas gelegen. Diese Frau war noch keine zwei Tage wieder in der Welt zurück.
    Vielleicht brauchte sie das Unbekannte, eine Herausforderung, um sich an dieses neue Leben zu klammern. Vielleicht fand sie über diesen Anker ins normale Alltagsleben zurück.
    Seine Lebensgefährtin hatte einen furchtbaren Schock erlitten, als sie von dem Spindelwesen angegriffen wurde. Vielleicht schleppte sie diesen Schock noch unbewußt mit sich herum und wollte schon allein deshalb vorerst nichts von der Vergangenheit wissen, die ihr diese grausame Wunde zugefügt hatte.
    Und diese Frau war schon immer merkwürdig gewesen. Hatte er sich früher daran gestört?
    Je mehr er darüber nachdachte, desto einleuchtender erschienen ihm diese Punkte. Was sie brauchte, das war seine Liebe, heute mehr denn je, und nicht sein Mißtrauen.
    Was blieb und was er nicht allein dem Zufall zuschieben konnte, war ihre offenbar erstaunlich gute Kenntnis der technischen Einrichtungen des Bollwerks. Er nahm sich vor, sie in dieser Hinsicht besonders gut zu beobachten. Außerdem wollte er sie vor Cistolo Khan und den anderen abschotten. Denn Neugier konnte nur schaden.
    Wenn sie sich einem Menschen offenbaren wollte und würde, dann nur ihm. Davon war er überzeugt.
    Ihre bisher zur Schau getragene Aufmüpfigkeit würde sich legen. Er sah darin einen Selbstschutzmechanismus: Sie wollte in Ruhe gelassen werden, solange sie nicht mit sich selbst im klaren war.
    Aber jetzt standen die neuen Erklärungen der Nonggo unmittelbar bevor. Er durfte sie nicht versäumen.
    Das Problem Kallia Nedrun mußte er solange in den Hintergrund schieben.
    Es waren wahrscheinlich entscheidende Tage für das Solsystem, vielleicht für die gesamte
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