Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
187 - Die Wolfshexe

187 - Die Wolfshexe

Titel: 187 - Die Wolfshexe
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
an, man zog sie hoch, stellte sie auf die Beine, aber sie wäre sofort umgefallen, wenn man sie nicht festgehalten hätte. Sie weinte haltlos, klammerte sich an die Männer und spielte die Rolle des hilflosen, zu Tode erschrockenen Mädchens perfekt.
    »Ist ja gut, beruhigen Sie sich, Miß«, sagte einer der Männer. »Es ist vorbei, Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Wir sind bei Ihnen, es kann Ihnen nichts passieren.«
    Sie brachte nur Stammellaute hervor, sprach so wirres Zeug, daß die Männer sich nicht auskannten, doch allmählich drückte sie sich klarer aus.
    »Hat sie Wolf gesagt?« fragte einer der Polizisten verblüfft.
    Moma schrie auf, als hätte sie das Wort »Wolf« allein schon wieder zu Tode erschreckt.
    »Ruhig, Miß, ganz ruhig, es gibt keinen Wolf«, sagte einer der beiden Männer, die sie festhielten.
    Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und schluchzte laut. »Der… der Wolf… er hat Cindy Wood getötet… und den… Polizisten.«
    »Jerry hat doch geschossen«, sagte einer der Polizisten.
    »Er muß das Tier verfehlt haben«, wandte ein zweiter ein.
    »Sie brauchen ärztliche Betreuung«, wandte sich ein dritter an Moma. »Ihre Nerven sind völlig zerrüttet.«
    »Und der Wolf?« fragte Moma.
    »Wir werden ihn abschießen.«
    »Ich hoffe, es gelingt Ihnen. Dieses… dieses Ungeheuer darf nicht am Leben bleiben!« sagte Moma mit zitternder Stimme, und sie war stolz auf ihre schauspielerische Leistung.
    Die Beamten brachten sie zum Einsatzleiter und machten Meldung. Ihr Vorgesetzter bestimmte zwei Männer, die das Mädchen in die nächstgelegene Klinik bringen sollten. Man behandelte Moma wie ein rohes Ei. »Wir machen später ein vollständiges Protokoll«, sagte der Einsatzleiter zu ihr. »Wenn Sie sich von den Schrecken erholt haben.«
    Ihre Beschützer führten sie zu einem Wagen und forderten sie auf einzusteigen. Bevor sie sich in den Fond setzte, blickte sie zurück.
    Der Einsatzleiter war bereits im Begriff, die Treibjagd auf den Wolf zu organisieren. Stundenlang würden seine Männer durch den Wald rennen, ohne eine Wölfin zu finden, denn die fuhr soeben in einem Polizeifahrzeug ab.
    ***
    Ich ließ den Polizeifunk während der ganzen Fahrt eingeschaltet, und so erfuhren wir, was weiter passiert war: Moma hatte einen Polizeihund gerissen und einen Beamten getötet - und seine Kollegen hatten das blonde Mädchen in einer Jagdhütte gefunden. Total verängstigt und verstört. Das bedauernswerte Ding.
    »Sie wissen nicht, wen sie in Gewahrsam genommen haben und ins Krankenhaus bringen wollen!« stieß Pater Severin aufgeregt hervor. »Dieses Mädchen versteht es meisterhaft, jedermann zu täuschen.«
    »Wir fallen darauf nicht mehr herein«, quetschte ich zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor.
    Vor uns tauchte der Wald auf, und ein Polizeifahrzeug kam uns entgegen. Ich sah Momas goldene Mähne leuchten, trat auf die Bremse und stellte den Rover quer.
    Die Straße war blockiert, der Polizeiwagen wäre nur mit einem Ritt über die holperige Wiese vorbeigekommen. Ärgerlich stoppte der Fahrer.
    Pater Severin und ich stiegen aus. Die beiden Polizisten ebenfalls. »Was soll das? Was tun Sie denn da?« fragte einer der beiden Beamten.
    Er hätte sich bestimmt nicht so beherrscht, wenn mein Begleiter kein Priester gewesen wäre.
    Moma wußte natürlich, was lief. Ich wollte es Pater Severin überlassen, mit den Beamten zu reden. In der Zwischenzeit wollte ich mir die Wolfshexe holen, doch Moma hatte keine Lust, mich an sich heranzulassen. Sie sprang aus dem Fond und schwang sich hinter das Lenkrad.
    Im nächsten Moment heulte der Motor auf, und das Polizeifahrzeug raste los. Verwirrt drehten sich die Polizisten um, sie konnten nicht verstehen, warum das Mädchen das machte. Es mußte dem Schock zuzuschreiben sein, den sie erlitten hatte.
    Moma riß das Lenkrad nach rechts, der Wagen verließ die Straße, kam in einer Entfernung von schätzungsweise vier Metern an mir vorbei, und ich hätte das Höllenwesen mit einem Kopfschuß vernichten können, aber ich ließ die Waffe stecken, um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen.
    Wenn ich den Colt Diamondback gezogen hätte, hätten die Polizisten automatisch ebenfalls zu ihren Waffen gegriffen, das hätte für mich fatale Folgen haben können.
    Ich brauchte nicht auf Moma zu schießen.
    Sie raste an uns vorbei, und es sah so aus, als ließe ich sie entkommen, aber sie hatte den Keim des Todes, ihr unvermeidliches Ende, im Wagen:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher