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187 - Die Wolfshexe

187 - Die Wolfshexe

Titel: 187 - Die Wolfshexe
Autoren: A.F.Morland
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ruhig stehenblieb. Was machte sie so sicher, daß ich sie nicht erledigen konnte?
    »Verzeihen Sie, darf ich vorbei?« sagte ich höflich.
    Der Mann, den ich angesprochen hatte, machte Platz.
    »Vielen Dank, Sir.« Ich ging weiter.
    Und dann erreichte ich die Grenze, die Moma anscheinend gezogen hatte.
    Jetzt wurde sie aktiv. Sie stieß den jungen Mann zur Seite. Er fiel auf den Grill, verbrannte sich und brüllte laut.
    Moma riß einem Mann, der neue Fleischportionen schnitt, das Messer aus der Hand.
    »Die ist wahnsinnig!« schrie jemand.
    Moma war mit einem katzenhaften Satz auf der Bühne. Jetzt kümmerte ich mich nicht mehr um die Leute. Ich riß den Revolver aus der Schulterhalfter und richtete ihn auf die Wolfshexe.
    Als ich abdrückte, rempelte mich jemand an, und die geweihte Silberkugel ging weit daneben. Das Krachen des Schusses versetzte die Gäste in helle Aufruhr.
    Sie stoben nach allen Seiten auseinander. Das Schußfeld wäre frei gewesen, doch Moma wußte sich zu schützen. Sie riß Cindy Wood an sich und setzte ihr das blutige Messer an die Kehle.
    Die Band hörte auf zu spielen. Frauen quietschten, als säße das Messer auch an ihrer Kehle, Männer schrien aufgeregt und ratlos durcheinander, doch niemandem fiel es ein, Moma von der Bühne herunterzuholen.
    Das wäre wohl auch nicht möglich gewesen, ohne Cindy Wood zu gefährden.
    Moma zwang die Sängerin, mit ihr zu gehen. Sie zog sich zum Bühnenhintergrund zurück und stieg mit ihrer Geisel die roh gezimmerten Holzstufen hinunter.
    Ich folgte der Wolfshexe, ließ den Abstand aber so groß, daß sie Cindy Wood nichts antat. Moma verschleppte die Sängerin zu den Fahrzeugen.
    Sie stiegen in einen der Wagen und fuhren los.
    Ich rannte gehetzt von einem Auto zum anderen, hoffte, daß in irgendeinem Zündschloß der Schlüssel steckte, fand jedoch kein Fahrzeug, mit dem ich der Wolfshexe hätte folgen können.
    ***
    Sie saßen in Cindys schwarzem Golf, den Moma mit einer Hand lenkte. In der anderen Hand hielt sie das Messer, dessen Spitze gegen die junge Sängerin gerichtet war.
    »Bei der geringsten Dummheit stoße ich zu!« knurrte die Wolfshexe.
    Cindy schüttelte mit tränennassen Augen den Kopf. »Ich werde bestimmt nichts tun«, versprach sie mit bebender Stimme.
    Moma fuhr nach Norden, sie wollte die Stadt verlassen. Cindy hatte wahnsinnige Angst. Sie zitterte wie Espenlaub und konnte sich nicht beruhigen.
    »Du fürchtest dich, he?« Moma lachte.
    »Ja«, gab Cindy schluchzend zu. Sie schaute zurück. »Wir werden nicht verfolgt. Bitte halten Sie an, und lassen Sie mich raus.«
    »Du bleibst bei mir!« entschied Moma. »Du bist mein Faustpfand.«
    »Aber Sie brauchen mich doch nicht.«
    Moma raste weiter. Cindy hoffte, daß der zu schnell fahrende Wagen einer Verkehrsstreife auffallen würde, doch an diesem Abend schien die Polizei mit Blindheit geschlagen zu sein.
    »Wer war der Mann, der auf Sie geschossen hat?« fragte Cindy dünn.
    »Tony Ballard, aber das wird der Bastard büßen.«
    »Warum hat er auf Sie…«
    »Ich werde dir diese Frage später beantworten«, sagte Moma. »Und jetzt halt den Mund!«
    Cindy schwieg. Sie preßte die Lippen fest aufeinander, Schweiß glänzte auf ihrer Stirn, und sie klammerte sich mit beiden Händen an den Beifahrersitz, denn Moma fuhr, als wollte sie alle Geschwindigkeitsrekorde brechen.
    In einem Wald war dann Endstation. Der Golf saß auf, die Räder wühlten sich nur noch durch zähen Schlamm, ohne zu greifen. Moma befahl der jungen Sängerin auszusteigen.
    Cindy witterte eine Chance.
    Sobald sie sich nicht mehr in Reichweite des Messers befand, rannte sie los. Moma hätte magische Möglichkeiten gehabt, sie zu stoppen, doch sie verzichtete darauf, wurde zur Wölfin und jagte hinter dem Mädchen her.
    Zweige trafen Cindys Gesicht wie dünne Peitschen, Blätter klatschten ihr auf Stirn und Wangen. Sie versuchte sich mit hochgehobenen Armen zu schützen, mußte sie aber immer wieder herunternehmen, um Bodenunebenheiten auszubalancieren.
    Die Wölfin war wesentlich schneller. Cindy hörte das Tier hecheln und knurren. Sie wußte nicht, daß das Moma war, hatte auch keine Erklärung dafür, wie dieser Hund hierher kam. War es ein herrenloser Köter, der sich wildernd am Leben hielt?
    Fast zu spät bemerkte Cindy in der Dunkelheit einen querlaufenden Graben. Sie sprang, kam aber schlecht ab und stürzte. Wieder hörte sie dieses aggressive Knurren, und als sie sich auf den Rücken drehte, sah sie das
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