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1862 - Aufbruch der Herreach

Titel: 1862 - Aufbruch der Herreach
Autoren: Unbekannt
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Gleichgesinnte also, zusammen und wanderten nach Moond. Es spielte dabei keine Rolle, welcher Glaubensrichtung sie angehörten. Die tiefen Klüfte zwischen den Herrachischen Freiatmern, den Neuen Realisten und den Jüngern Kummerogs waren wie es schien - soweit wie möglich überwunden. Es gab derzeit nur ein Ziel, das sie alle verband. Die Herreach hielten sich nicht mit vergangenen Streitigkeiten auf, sondern wandten ihre volle Aufmerksamkeit den gegenwärtigen Gegebenheiten zu.
    Tarad Sul hatte es schockiert, die legendäre Millionenstadt, von der die Clerea ihm so viel erzählt hatten, als Ruine vorzufinden. Ein Traum war zerplatzt, eine Legende zerstört.
    Dennoch, er durfte sich nicht mit zerstörten Träumen oder einem erschütterten Glauben aufhalten, es ging um die Zukunft, und bei diesem Ziel wurde er gebraucht.
    Tarad Sul betete wie noch nie in seinem Leben. Er spürte, daß in ihm große verborgene Kräfte schlummerten, die nun von den Leitern der Gebetstrance, Presto Go und Caljono Yai, geweckt wurden. Seine Konzentration war unerschütterlich und stets gleichmäßig. Er wußte genau, daß letztlich auch durch ihn etwas ganz Großes geschaffen wurde - selbst wenn mit ihm weitere 10.000 Herreach versammelt waren. Er ließ sich leiten und gab sein Bestes.
    Als die Schrecken begannen, empfand Tarad Sul eine unerhörte Angst, aber er lief nicht davon. Er sah, wie Herreach von dem schreckschreienden Gumbuda getötet wurden, und er sah später, wie andere Herreach von dem schwarzen, alles verschlingenden Blitz aus dem Strukturfenster in der Luft eingesaugt worden waren.
    Er befürchtete nie, daß ihm ein ähnliches Schicksal widerfahren könnte. Dazu war er viel zu stark, seine Trance zu intensiv. Aber er begriff ebenso, daß mit ihm etwas geschehen war, eine Wandlung.
    Er konnte nun mehr Dinge sehen als andere und erkennen, daß die Gefahr nicht nur von dem Fenster herrührte, sondern sich bereits auf seiner Welt manifestiert hatte.
    Deshalb hatte er sich anfangs vormachen wollen, daß diese Schatten einfach nur irgendwelche Tiere wären. Er wußte, daß er der einzige war, der sie sehen konnte. Wie also hätte er diese Gefahr deutlich machen sollen?
    Die anderen hätten ihn vermutlich für überängstlich oder verrückt erklärt und ihn vielleicht aus diesem Grund sogar von den Gebeten ausgeschlossen. Dann aber wäre sein Leben beendet gewesen, denn er lebte nur noch für die Trance und die Erfüllung damit.
    Obwohl er kein Priester werden konnte, besaß der Herreach eine große Gabe und Kraft, die lediglich Anleitung benötigte. Und das war sehr wichtig, schließlich brauchte jeder Gebetsleiter die Unterstützung der anderen.
     
    *
     
    Tarad Sul konnte die Schatten nur bekämpfen, indem er weiter an den Gebetsrunden teilnahm.
    Dabei mußte er jedoch feststellen, daß die Schatten immer dreister wurden. Vielleicht lag es an dem Schrecken, den er nicht ganz unterdrücken konnte.
    So viel Schreckliches war in der kurzen Zeit geschehen, das er erst verarbeiten mußte. Gewalttätigkeit und sogar Mord, verübt von ihren eigenen, erschaffenen Geschöpfen!
    Dazu kam noch diese fremde Macht, die ebenfalls von den Herreach Besitz ergriff und sie einfach auslöschte, wie man eine Kerze mit einem kurzen Atemhauch ausblies ...
    Was sollte er nur tun? Wie sollte er den Schatten begegnen? Er hatte geglaubt, das beste wäre, so zu tun, als gäbe es sie gar nicht. Aber so leicht ließen sie sich nicht beeindrucken, sie waren sehr real, und je länger er passiv blieb, desto mehr verloren sie ihre Scheu.
    Wie aber konnte man Schatten begegnen, körperlosen und gestaltlosen Wesen, die sich einfach aus der Dunkelheit lösten? Tarad Sul versuchte es mit viel Licht, aber das hinderte sie nicht. Im Gegenteil, dadurch wurden sie nur immer deutlicher sichtbar; ihre neblige Erscheinung schien sich mit einer dünnen, schlierigen Haut zu überziehen, die abstoßende Formen annahm.
    Angst bekam Tarad Sul dann, als diese Formen allmählich deutlicher, die Gestalten fester wurden. Sollte seine Kraft doch aufgebraucht sein? Sollte er bald dasselbe Schicksal wie so viele andere erleiden?
    Er begriff, daß er sich nun doch jemandem anvertrauen mußte. Allein konnte er es nicht mehr schaffen, sich die Schatten vom Leib zu halten. Jede Nacht wurden sie dreister, deutlicher, größer. Sie kamen immer näher.
    Tarad Sul hatte sich mehrmals in aller Frühe auf den Weg gemacht, um mit Caljono Yai zu sprechen, doch jedesmal hatte ihn der Mut
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