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1862 - Aufbruch der Herreach

Titel: 1862 - Aufbruch der Herreach
Autoren: Unbekannt
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ockerfarbene Kompaktnahrung durch Schläuche und Röhren verschiedener Dicke gepumpt; ein von unangenehmen Geräuschen begleiteter Vorgang. Darüber hinaus bewegten sich die Schläuche leicht.
    Dao-Lin ertastete schließlich einen Hohlraum mit der rechten Hand und kroch hinein - in eine winzige Kammer, die gerade ausreichend Platz für sie und ihre Gefährten bot. Es war nicht ganz einfach, sich zu arrangieren, aber schließlich hatten sie es geschafft. Für einige Momente lagen sie ganz still und lauschten nach draußen.
    Als nichts geschah, entspannten sie sich allmählich. Myles Kantor lächelte die Kartanin mit kleinen, müden Augen an.
    „Es sieht so aus, als wären wir gerade wieder einmal davongekommen. Dank dir!"
    „Ich hoffe es." Dao-Lins Katzengesicht sah eingefallen aus. „Im Moment kann ich jedenfalls nichts spüren, aber vielleicht bin ich auch nur zu müde."
    „Ruht euch aus, alle beide, und schlaft, wenigstens für eine Stunde", schlug Atlan vor. „Ich halte inzwischen Wache. Ich glaube, wir haben endlich einen einigermaßen sicheren Platz gefunden. Macht euch also keine Sorgen und denkt nicht mehr nach."
    „Wer macht sich Sorgen?" entgegnete Myles und gähnte ausgiebig. „In kurzer Zeit ist sowieso alles vorbei ..."
    Er schloß die Augen und war im nächsten Moment schon eingeschlafen. Die Kartanin sah den Arkoniden fragend an, doch als er beruhigend nickte, nahm sie eine etwas bequemere Haltung ein. Kurz darauf atmete sie ruhig und gleichmäßig.
    Der Arkonide wußte, daß er über kurz oder lang ebenfalls einschlafen würde, aber noch konnte er sich wach halten. Er machte sich keine Illusionen über ihre Zukunft.
    Die Verzweiflung der Flüchtenden steigerte sich. Allein die pausenlose Flucht zermürbte und demoralisierte hinreichend, aber ihnen lief auch die Zeit davon. Selbst wenn sie keine Zeitmesser mehr hatten, wußten sie doch, daß die Frist bald um war.
    Die Bombe tickte ...
     
    2.
     
    Zwei Wochen zuvor Trokan Mit der Dunkelheit kamen die Schatten. Anfangs wagten sie sich noch nicht allzuweit hervor, doch als sie auf keinen Widerstand trafen, wurden sie rasch kühner. Ihre Gestalten gewannen an Höhe und Breite, doch ihre Formen waren noch sehr unbestimmt, mehr zerfließend.
    Nicht angsteinflößend eigentlich, doch Tarad Sul hatte sich emotional schon lange nicht mehr in der Gewalt. Er hatte inzwischen so viele Dinge gesehen, daß er genau wußte, wie sehr das Äußerliche täuschen konnte.
    Er sprach mit niemandem darüber, weil er nicht wußte, worüber er hätte sprechen sollen. Ungeheuer gab es auf Trokan schon lange nicht mehr. Seit es Hell und Dunkel, Tag und Nacht gab, hatte sich allerdings sehr viel verändert. Vielleicht hatten sich inzwischen bereits neue Tiere entwickelt?
    Aber nein, diese Schatten waren keine Tiere. So einfach durfte Tarad Sul es sich nicht machen. Das wußte er genau. Sie versuchten, Macht über seinen Geist zu erlangen, und das durfte er nicht zulassen.
    Ein Teil seines Verstandes sagte ihm, daß er darüber sofort mit jemandem sprechen sollte, am besten mit einem Mahner. Schließlich betraf diese Gefahr nicht ihn allein, sondern alle Herreach.
    Aber ein anderer Teil seines Verstandes warnte ihn genau davor. Möglicherweise wurde er von den Gebeten ausgeschlossen, und das hätte ihm den ganzen Lebenssinn genommen.
    Was war denn übrig von seinem früheren Leben? Tarad Sul war ein Bauer gewesen. Sein Glauben hatte schon von früher Kindheit an sehr stark in ihm geruht, aber seine geistige Kraft hatte nicht ausgereicht, vom Cleros aufgenommen zu werden. Er hätte niemals ein Gebet leiten können. Aber er nahm mit großer Leidenschaft daran teil und ließ sich führen, und unter der Führung vollbrachte er erstaunliche Leistungen.
    Als Presto Gos Ruf ihn erreicht hatte, war er sofort gefolgt. Tarad Sul hatte nicht so recht verstanden, welche Gefahren nun den Herreach drohten und daß nicht nur sie, sondern auch die seltsamen Fremden mit ihren fliegenden Gefährten davon betroffen sein sollten. Sein einfaches Gemüt beschäftigte sich nicht mit solchen Dingen, er hatte sich stets nur um seine Ernte gekümmert und sich den Gebeten hingegeben.
    Aber er hatte verstanden, daß er gebraucht wurde. Und er hatte sofort begriff en, daß das nun seine einmalige und große Chance war, mit der Gebetstrance auch etwas zu erreichen.
    Er war nicht der einzige gewesen, der diesem Ruf gefolgt war. Von überall her, aus dem ganzen Land strömten Herreach wie er,
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