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1854 - Ein Bote Thoregons

Titel: 1854 - Ein Bote Thoregons
Autoren: Unbekannt
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mir verdammt hilflos vor.
    Und ausgestellt als Schauobjekt.
    Ein Antigravschacht. Von zwei Robotern eskortiert, schwebte ich in die Tiefe. Nicht sonderlich weit, dann schoben sie mich in einen kahlen, schmucklosen Korridor.
    „Wonach suchst du in der Pentrischen Wolke?" fragte Kaif Chiriatha wie aus heiterem Himmel. „Wir habt ihr es überhaupt geschafft, in die Dunkelwolke einzudringen?"
    „Das ist eine lange Geschichte", antwortete ich. „Reginald Bull und ich wurden durch einen Zufall auf die Brücke in die Unendlichkeit verschlagen. Oder war es Bestimmung, wir wissen es jedenfalls nicht, können uns keinen Reim darauf machen. In der Stadt Gaalo sagte uns der Andro-Hüter Szuker, wir müßten Ce Rhioton finden, um auf die Brücke zurückkehren zu können."
    Sekunden später war ich allein und konnte mich wieder bewegen. Ein Deflektorfeld riegelte den Gang ab. Außerdem existierten variable Prallschirme. Ich gab dem sanften Druck nach, der mich vorwärts schob.
    Ein paar Schritte nur, dann umfing mich übergangslos Schwärze. Undurchdringlich und lautlos.
    Mir wurde klar, weshalb Kaif Chiriatha auf meine letzte Frage geschwiegen hatte. Das Gebäude diente als Gefängnis. Ob in seiner Gesamtheit oder lediglich mit einzelnen Etagen, blieb dahingestellt. Doch in einer angeblich so friedvollen Kultur wie der der Galornen durfte es ausgerechnet eines nicht geben, und das waren Gefängnisse.
    Ich hatte die erste Partie verloren. Aber das bedeutete noch lange nicht, daß deshalb schon das ganze Spiel verloren sein maßte.
     
    *
     
    „Was hast du mit mir vor, Kaif Chiriatha? Was soll ich hier?"
    Langsam drehte ich mich einmal um mich selbst. Die Prallschirme waren verschwunden, doch ansonsten veränderte sich nichts.
    War ich zu Dunkelhaft verurteilt? Weil ich das Sakrileg begangen hatte, in die Dunkelwolke und das derzeitige Heimatsystem der Galornen einzudringen?
    Dann steckten Bully und die Zentrifaal zweifellos in einer ähnlichen Situation. Ob die ohnehin angeknackste Psyche der Zentrifaal die Dunkelheit lange überstehen würde, war fraglich.
    Das hatte ich nicht gewollt. Ich ballte die Rechte zur Faust und drosch sie gegen die linke Handfläche.
    Mehrmals hintereinander. Jedesmal klatschte es laut und vernehmlich.
    „Kaff Chiriatha!" rief ich. „Ich bitte nicht um mich oder Reginald Bull, aber um die Zentrifaal. Sie wurden durch das Shifting mehr als genug bestraft, töte sie nicht durch solche Haftbedingungen. Sie werden sich selbst entleiben. Hörst du mich, Kaif Chiriatha?"
    Es gab keine verborgenen Mikrophone oder Akustikfelder. Nach allem, was ich mir bislang zusammenreimen konnte, hätte das galornischer Mentalität widersprochen. Blieben die im krassen Widerspruch dazu stehenden Haftbedingungen. Oder lag es an mir selbst, das zu ändern?
    Nach fünf Schritten stieß ich an eine Wand. Zuerst fühlte sie sich weich und nachgiebig an, wurde dann aber unvermittelt hart und kalt wie Stahl - möglicherweise eine Art von Formenergie. Die Technik der Galornen war der unseren gleichwertig, wenn nicht um Jahrzehnte überlegen. Die künstlich erzeugte Dunkelwolke, das überaus effektive Transmittersystem innerhalb der Pentrischen Wolke und nicht zuletzt Schiffe wie die KEMPEST waren eindeutige Belege dafür.
    Mein Gefängnis, das Verlies oder wie immer ich den Raum bezeichnen mochte, besaß einen rechteckigen Grundriß und maß sechs mal vier Meter. Ich ertastete weder eine Türöffnung noch Fenster, was die Verwendung von Formenergie nahelegte. Über die Deckenhöhe konnte ich nur spekulieren.
    Wie lange hielt ich mich inzwischen in diesem Raum auf? Eine Stunde, schätzte ich, doch ohne jeden Bezugspunkt war es fast unmöglich, das einigermaßen verläßlich anzunehmen. Unter den gegebenen Umständen konnten schon zehn Minuten zur Ewigkeit werden.
    Ebensowenig wußte ich, welches Datum man im Solsystem schrieb. Bully und ich hatten versucht, die Tage so genau wie möglich festzuhalten. Demzufolge hatten wir inzwischen Ende März 1289 NGZ. Aber genau?
    Auf der Flucht vor Foremon waren wir gezwungen gewesen, alle technischen Gegenstände abzulegen, die unseren Aufenthalt hätten verraten können. Bully und ich besaßen nichts mehr außer der dünnen, dreckigen Kleidung, die wir am Körper trugen. Nicht einmal Uhren.
    Und riechen konnte ich mich schon lange nicht mehr. Schweiß vermischte sich mit dem Aroma von Schlamm, und hin und wieder glaubte ich noch metallische Legierungen von Bord der HOGOBANDEN in der
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